Ein schwarzer Tesla in einer Fabrik
In Grünheide in Brandenburg rollt das Tesla-Model Y vom Band.
Reuters/Pool

So lange liegt die große Eröffnungsparty noch nicht zurück. "Deutschland kann schnell sein", freute sich Kanzler Olaf Scholz (SPD) im März 2022, als er gemeinsam mit Tesla-Chef Elon Musk im brandenburgischen Grünheide, unweit von Berlin, die erste Tesla-Fabrik in Deutschland eröffnete.

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DER STANDARD

Dutzende Tesla-Fans waren an diesem Tag nach Grünheide gekommen, um von Musk persönlich ihre neuen Fahrzeuge in Empfang zu nehmen. Die weltweit fünfte Tesla-Fabrik war zuvor in nur zwei Jahren in der Brandenburger Einöde aus dem Boden gestampft worden.

Und nun steht der Ausbau auf den Plan. Eigentlich war das ursprüngliche Ziel, 500.000 Autos pro Jahr herzustellen. Das gelingt derzeit noch nicht, es sind 250.000 pro Jahr mit derzeit 11.000 Beschäftigten. Damit ist Tesla der mit Abstand größte Arbeitgeber der Region.

Tesla liegt vor VW

Doch man hat schon die nächste Ausbaustufe im Auge: eine Million Fahrzeuge pro Jahr. Dafür wird ein neues Produktionsgebäude entstehen, das rund 700 mal 700 Meter groß ist. In Deutschland liegen Tesla-Fahrzeuge bei den Neuzulassungen für Elektroautos knapp vor VW. Dahinter folgen Mercedes, Audi und BMW.

Mehr Autos dürften auch mehr Geld für Brandenburg bedeuten. Denn 2022 hat das ostdeutsche Bundesland mit einem Wirtschaftswachstum von 3,3 Prozent erstmals die starken Länder im Süden (Bayern und Baden-Württemberg) überholt. Das Wachstum war damit doppelt so hoch wie der deutsche Durchschnitt (1,8 Prozent). "Dahinter verbirgt sich auch der Tesla-Produktionsstandort in Grünheide. Der Tesla-Effekt ist real", sagt Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD).

Laut dem Berliner "Tagesspiegel" soll die Belegschaft auf 22.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgestockt werden. Ab 19. Juli können Bürgerinnen und Bürger die Anträge für den Ausbau einen Monat lang im Internet und im brandenburgischen Landesumweltamt einsehen. Naturschützer haben Bedenken, weil die Fabrik schon jetzt zum Teil im Wasserschutzgebiet liegt. Für die Erweiterung braucht Tesla eine neue Genehmigung.

Junge Frauen halten ein Transparent mit dem Satz
In der Region sorgen sich viele um das Trinkwasser.
Imago/Christian Ditsch

Der Bedarf an Frischwasser soll aber nicht steigen. Zudem muss Tesla wegen des sandigen Bodens in Brandenburg verstärkt auf Pfähle setzen. Jede Stütze des neuen Gebäudes soll demnach auf Pfählen gegründet werden. Mit dem Ausbau wird das Werk nach der Störfallverordnung von der unteren in die obere Klasse eingestuft. Meldepflichten werden erhöht, die Werksfeuerwehr muss besser ausgestattet werden.

Kritik der Gewerkschaft

Die IG Metall kritisiert die Arbeitsbedingungen bei Tesla in Grünheide. Die angekündigten Ausbaupläne stünden "in krassem Widerspruch zu dem, was die Beschäftigten vor Ort gerade erleben: Trotz hoher Krankenstände wird in erheblichem Umfang Personal abgebaut", erklärt der Bezirksleiter der Gewerkschaft für Berlin-Brandenburg-Sachsen, Dirk Schulze. "Da die Produktionsziele jedoch nicht nach unten korrigiert werden, steigt der Druck auf die verbliebenen Kolleginnen und Kollegen." 

Laut IG Metall wurden im Juni fast 200 Stammbeschäftigte gekündigt oder unterschrieben Aufhebungsverträge. Dazu seien im mittleren dreistelligen Bereich Leiharbeitskräfte abgemeldet worden. "Viele von ihnen machen seit Monaten jede Sonderschicht mit, da sie auf eine Festanstellung hoffen. Die verkleinerten Schichten sollen nun weiterhin 5.000 Fahrzeuge in der Woche herstellen." (Birgit Baumann aus Berlin, 18.7.2023)