Australiens Sam Kerr
Stürmerin Sam Kerr ist die personifizierte WM-Hoffnung der australischen Gastgeberinnen. Deren Hoffnung auf Equal Pay erfüllte sich nicht.
AFP/WILLIAM WEST

Am Donnerstag, vier Stunden nach der Eröffnung durch die Partie zwischen Neuseeland und Norwegen in Auckland, steigen in Sydney auch die australischen Co-Gastgeberinnen in die Fußballweltmeisterschaft ein – nicht mit reiner Freude. In einem am Montag veröffentlichen Video würdigten die "Matildas" zwar die Entwicklung des Frauenfußballs seit der Jahrtausendwende, beklagten aber auch, dass sich die Fifa noch nicht zu gleicher Bezahlung durchringen konnte. Der Weltverband schütte für die Frauen-WM nur ein Viertel der Summe als Prämien aus, die den Männern für die WM 2022 in Katar zugestanden worden war.

VIDEO: Frauenfußball-WM im medialen Abseits.
DER STANDARD

Tatsächlich umfasst das am Dienstag von Fifa-Präsident Gianni Infantino noch einmal ausführlich gepriesene Gesamtpaket für die Frauen 152 Millionen Dollar, also rund 138 Millionen Euro. Der Schweizer spricht von einem Drittel der Männer-Prämien, hält das aber für eine große Errungenschaft. Die Fifa sei Equal Pay damit weit näher als so manche TV-Anstalt. Der Seitenhieb kam nicht von ungefähr, zierten sich doch viele Unternehmen sehr beim Erwerb der Rechte an der Frauen-WM.

Laut Infantino erhielt die Fifa für die Frauen-WM-Übertragungsrechte Angebote, die nur ein Hundertstel der Offerte der jeweiligen Unternehmen für die Männer-WM ausmachten, obwohl die zu erwartenden Einschaltquoten maximal um 25 Prozent geringer seien. "Dieselben öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, die von Steuergeldern bezahlt werden, kritisieren die Fifa, weil sie Männern und Frauen nicht die gleiche Bezahlung garantiert." 

270.000 Dollar für den Titel

Dem schon Anfang Juni der Öffentlichkeit vorlegten Prämienmodell nach wandern rund 50 Millionen Dollar direkt als Prämien an die rund 730 Spielerinnen der WM. Die 23 Weltmeisterinnen kassieren je 270.000 Dollar (245.700 Euro). "Dank diesem beispiellosen neuen Verteilschlüssel hat jede Spielerin bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2023 die Gewissheit, dass sie für ihren Einsatz gemäß Turnierverlauf voll entschädigt wird", ließ Infantino in einer Pressemitteilung wissen.

Das Jahresgehalt von Profispielerinnen betragt weltweit im Schnitt etwa 14.000 Dollar. "Die Beträge, die unter diesem einzigartigen neuen Modell ausgeschüttet werden, haben damit effektive und positive Folgen für das Leben und die berufliche Laufbahn dieser Spielerinnen." Die Beiträge für alle Spielerinnen des Turniers seien zudem zweckgebunden, dürfen von den Nationalverbänden also nicht für andere Kostenpunkte verwendet werden.

Österreicherinnen positiv überrascht

"Ich bin schon überrascht, was für einzelne Spielerinnen an Prämien möglich ist, da tut sich schon im Frauenfußball finanziell auch einiges. Ich bin positiv überrascht, dass es in der Höhe ist", sagte Österreichs ehemalige Teamkapitänin Carina Wenninger der APA. "Das war schon längst überfällig. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung, das wird das ganze Leistungsniveau noch weiter anheben", ergänzte Österreichs Rekordinternationale Sarah Puntigam. David Aganzo, der Präsident der Fußball-Gewerkschaft Fifpro, sprach von einem "Meilenstein" für den Frauensport.

Bei den Männern sind dennoch ganz andere Summen im Spiel. Bei der WM 2022 in Katar betrug die Gesamtdotation 440 Millionen Dollar (400 Millionen Euro), die argentinischen Weltmeister um Superstar Lionel Messi erhielten vom Weltverband je rund 1,9 Millionen Dollar. Immerhin, das Preisgeld für die Frauen-WM 2023 ist dreimal so hoch wie für die WM 2019, 2015 gab es lediglich ein Zehntel.

Hoffen auf 2027

"Unser Ziel ist es, bei den Weltmeisterschaften der Männer 2026 und der Frauen 2027 die gleiche Bezahlung zu haben", kündigte Infantino im vergangenen März beim Fifa-Kongress in Ruanda an. Dort wurde der Schweizer für weitere vier Jahre in seinem Amt bestätigt. Gleichzeitig rügte er dort die Medien, indem er Bezug auf das monatelange Gezerre um die TV-Rechte für die Frauen-WM nahm. "Wir müssen in diesem Kampf für die Gleichstellung alle auf derselben Seite stehen", sagte er. "Die Fifa erhöht ihre Schlagzahl, nicht nur mit Worten. Aber leider ist das nicht bei allen in der Branche der Fall." (red, APA, 18.7.2023)