Unterföhring – Die ProSiebenSat.1Puls4-Gruppe hat Sparmaßnahmen im Sachkosten- und Personalbereich angekündigt. Diese sollen Investitionen in technische Innovationen ermöglichen und nachhaltiges Wachstum sichern. Durch das "Effizienzprogramm" sind je nach Fluktuation, Vakanzen und Geschäftsverlauf bis zu 35 der 550 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von einem Stellenabbau bis Jahresende betroffen. Auch beim deutschen Mutterkonzern ProSiebenSat.1 wurden am Dienstag Sparmaßnahmen kommuniziert. ProSiebenSat.1 will in Deutschland noch heuer rund 400 Stellen abbauen. Das entspreche rund jedem zehnten Arbeitsplatz im Unterhaltungskerngeschäft und in der Holding, teilte eine Sprecherin des deutschen Medienkonzerns am Dienstag in Unterföhring bei München mit.

Die österreichische Mediengruppe verweist etwa auf eine herausfordernde Konjunktur und zunehmenden Wettbewerb durch internationale Streamingdienste. Erst im Mai wurde die werbefinanzierte Streamingplattform Joyn gestartet. Sie steht laut Aussendung nun im Fokus der Geschäftsaktivitäten. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden intern bereits vergangene Woche über das "Effizienzprogramm" informiert.

Hohe Nachfrage bei Joyn

Gegenüber dem Branchenmedium "Horizont" hielt Michael Stix, Chief Commercial Officer bei ProSiebenSat.1Puls4, zuletzt fest, dass Joyn auf hohe Nachfrage stoße und man sich über "täglich steigende Userzahlen" freue, wodurch auch die vermarktbare Fläche größer werde. Er gestand aber auch ein, dass sich die P7S1P4-Gruppe "in einer sehr herausfordernden Situation" befinde. Man komme nicht um Kostenmaßnahmen herum, um am Markt stark zu bleiben. So sind technische Innovationen wie eine weitere Digitalisierung im TV-Produktionsbereich und bei administrativen Prozessen geplant, während bei Personal und externen Sachkosten gespart wird. Der Entwicklung des Werbemarktes sieht Stix positiv für das zweite Halbjahr entgegen.

Auf "Hochtouren" werde derzeit gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Teletest (AGTT) an einer neuen und erweiterten Reichweitenmessung für TV und Digital (Teletest 2.0) gearbeitet, um das veränderte Nutzungsverhalten hin zu Streaming besser abzubilden. Reichweitenschwankungen und Nullerreichweiten sollen aufgrund einer breiteren Datenbasis der Vergangenheit angehören. "Neben der Stabilisierung der Daten werden diese in einem zweiten Schritt auch mit Daten aus der Streamingmessung angereichert werden. Das ist ein Gamechanger in der TV-Messung und hebt uns klar von der intransparenten Datenbereitstellung der internationalen Player ab", so Stix.

Forderndes Umfeld

Nicht nur die ProSiebenSat.1Puls4-Gruppe kämpft mit einem herausfordernden Marktumfeld. So kommunizierten in den vergangenen Monaten etwa die "Kleine Zeitung", der "Kurier" oder auch der "STANDARD" Einsparungen im Personalbereich. Bei der "Wiener Zeitung" mussten dutzende Journalistinnen und Journalisten das Medienhaus verlassen, nachdem die Medienpolitik ein Aus der gedruckten täglichen Printausgabe beschlossen hatte. Der ORF rechnet derzeit ebenfalls mit einem Minus in Millionenhöhe für 2023. Bei ProSiebenSat.1 in Deutschland werden noch in diesem Jahr rund 400 Stellen abgebaut und damit rund jeder zehnter Arbeitsplatz.

Ebenfalls einen Sparkurs schlägt der Mutterkonzern von Puls4 und ATV in Unterföhring ein. ProSiebenSat.1 will in Deutschland noch heuer rund 400 Stellen abbauen. Das entspreche rund jedem zehnten Arbeitsplatz im Unterhaltungskerngeschäft und in der Holding, teilte eine Sprecherin des deutschen Medienkonzerns am Dienstag in Unterföhring bei München mit.

ProSiebenSat.1 baut 400 Stellen ab, auch in Österreich müssen Mitarbeiter um ihre Jobs bangen.
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ProSiebenSat.1 baut 400 Stellen ab, auch in Österreich müssen Mitarbeiter um ihre Jobs bangen.
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Der Konzern kündigte schon länger eine Neuausrichtung an, nachdem er im Herbst 2022 die Streaming-Plattform Joyn vollständig übernommen hatte. ProSiebenSat.1 rückte sie in den Mittelpunkt seines Unterhaltungsgeschäfts.

Nun folgt nach Unternehmensangaben eine Neuaufstellung der Organisation, insbesondere im Entertainment-Segment. Ziel sei "eine effizientere Struktur, eine wettbewerbsfähige Kostenbasis sowie klar auf die digitale Transformation ausgerichtete Prozesse". Dies habe Priorität, um weiterhin konsequent in die Zukunft der Gruppe investieren zu können, insbesondere in Inhalte und digitale Angebote, teilte der Konzern mit.

Der Stellenabbau werde durch ein Freiwilligenprogramm sozial verträglich erfolgen. Betriebsbedingte Kündigungen wolle man "weitestgehend" vermeiden. So sollen etwa Stellen, die frei werden, nicht nachbesetzt werden. (APA, 18.7.2023)