Im Forstland Österreich war das Holz nie knapp. Aber gewiefte Unternehmer haben im vergangenen Jahr erfolgreich damit zugewartet, teurer werdendes Brennholz zu verkaufen, um so einen noch besseren Preis zu erzielen. Die Strategie, in Inflationskrisen nicht unüblich, hat dazu beigetragen, die Preise für Brennholz in Österreich explodieren zu lassen. In der Spitze kostete Brennholz im vergangenen Herbst 80 Prozent mehr als ein Jahr davor. In Deutschland und im Euroraum betrug der Preisanstieg nur 50 Prozent.

Neue Zahlen der Statistik Austria zeigen, dass sich diese Strategie für die heimischen Forstwirte und Waldbesitzer bezahlt gemacht hat. Die Statistik hat am Dienstag die forstwirtschaftliche Gesamtrechnung präsentiert, eine Art Bilanz des Sektors. Einige der im Bericht enthaltenen Zahlen sind spektakulär: So konnten forstwirtschaftliche Betriebe im vergangenen Jahr ihren Gewinn um satte 53,8 Prozent steigern. Dieser Anstieg folgt einem Rekordjahr, bereits 2021 waren die Nettounternehmensgewinne im Vergleich zum Jahr davor um fast 80 Prozent gestiegen. 2019 lag der Nettounternehmensgewinn bei 301 Millionen Euro, im vergangenen Jahr waren es 809 Millionen.

Alter Adel und große Konzerne

Neben den hohen Preisen für Brennholz haben den Unternehmen auch andere Faktoren geholfen: Die Bauindustrie schwächelte zwar zuletzt, verzeichnete aber 2022 ein starkes Jahr, was den Preis für Sägerundholz hoch hielt. Dazu kommen hohe Einschlagzahlen. Wobei der Anteil von Schadholz, das von Händlern nur mit Preisabschlägen genommen wird, rückläufig war. Das Schadholzaufkommen lag 2022 um 17 Prozent unter dem Schnitt der vergangenen fünf Jahre.

Im Wald wachsen Gewinne – und Förderungen.

Der neue Einkommensbericht aus der Forstwirtschaft birgt aber auch politischen Diskussionsstoff. Der Waldbesitz in Österreich ist extrem ungleich verteilt und lässt sich grob in drei Kategorien einteilen: Da sind zunächst öffentliche Eigentümer wie etwa die Bundesforste. Rund 18 Prozent des Waldes sind in öffentlicher Hand. Dann gibt es Landwirte, die nebenbei einen kleineren Wald besitzen mit einer Größe von bis zu 200 Hektar. Und dann gibt es die Kaste der großen Waldbesitzer, zu denen neben früheren Adelsfamilien auch Großkonzerne gehören. Ein paar Beispiele: Der größte private Forstbetrieb Franz Mayr-Melnhof-Saurau gehört der Unternehmerfamilie Mayr-Melnhof. Das gleichnamige Unternehmen ist ein großer globaler Kartonerzeuger. Der Fürstlich Schwarzenberg’schen Familienstiftung gehören 19.000 Hektar Wald. Das Habsburg-Lothringen’sche Gut Persenbeug im südwestlichen Waldviertel kommt auf eine Gesamtbetriebsfläche von 13.700 Hektar. Das ist ein Drittel der Größe von Wien. Etwa ein Fünftel des heimischen Waldes gehört den großen Eigentümern.

Streit um Waldfonds

Auch für diese Waldbesitzer – und hier wird es politisch – gibt es seit dem Jahr 2020 üppige Förderungen. Damals hat die türkis-grüne Regierung den 350 Millionen Euro schweren Waldfonds auf den Weg gebracht: Aus dem Fonds werden Waldbesitzer mit Geldern ausgestattet und damit etwa nach Schadensereignissen entschädigt. So wird die Wiederaufforstung finanziert. Die Mittel werden auch verwendet, um für den Einsatz von Holz in der Bauindustrie zu werben. 180 Millionen Euro an Förderungen wurden bereits bewilligt.

Nicht nur die Preise sind gestiegen, auch der Einschlag hat zugenommen 2022.
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Wie lassen sich solche Förderungen angesichts von Rekordprofiten rechtfertigen? Maria Burgstaller, Agrarexpertin der Arbeiterkammer, spricht davon, dass es hier wie schon bei den Corona-Hilfen zu Überförderungen kommen dürfte. Sie fordert daher, dass der Rechnungshof die Sinnhaftigkeit des Waldfonds prüfen solle.

Der Argumentation kann Felix Montecuccoli wenig abgewinnen. Allein auf ein gutes Jahr zu schauen sei nicht aussagekräftig, sagt der Präsident der Land & Forst Betriebe Österreich, eines Zusammenschlusses von großen Forstbetrieben. In den Jahren 2017 bis 2019 sei es der Branche schlecht gegangen, die Unternehmen hätten massive Verluste eingefahren durch Extremwetterereignisse und den Borkenkäfer, so Montecuccoli, der selbst eine große Forstwirtschaft besitzt. Den Waldfonds verteidigt er: Gefördert werde nicht der Waldbesitz per se, sondern nur gezielte Projekte, bei denen die Eigentümer einen Teil der Ausgaben, 20 bis 40 Prozent, mitfinanzieren müssen.

Den Einwand, dass die öffentliche Hand von den Förderungen nicht profitiere, weil der Staat keine Anteil am Wald erwerbe und die Gewinne allein den Eigentümern verblieben, will Montecuccoli nicht gelten lassen. Der Staat und damit die Öffentlichkeit hätten sehr wohl etwas von der Förderung: Sie bekomme einen widerstandsfähigeren Mischwald, so, wie das gewünscht werde. Und: Durch den Klimawandel werde die Zahl der Schadensereignisse im Wald noch zunehmen, daher brauche es hier künftig zusätzlich Geld, wenn der aktuelle Waldfonds ausläuft.

Auch im Landwirtschaftsministerium sieht man keinen Änderungsbedarf. "Die größte Herausforderung für den Wald ist der Klimawandel und die Anpassung an die veränderten Klimabedingungen. Jeder weiß, dass ein Waldumbau nicht von heute auf morgen geschieht", heißt es in einer Stellungnahme aus dem Ministerium. Der Waldfonds sei ein zentrales Hilfsmittel, um diese Transformation zu schaffen. (András Szigetvari, 18.7.2023)