Die Vorstellung von Carola Rackete hat der Linkspartei in Deutschland etwas gebracht, was in letzter Zeit Mangelware war: Aufmerksamkeit und freundliche Schlagzeilen.

Video-Kurzporträt: Kapitänin Carola Rackete
AFP

Zwar muss die Kapitänin, Umwelt- und Flüchtlingsaktivistin erst offiziell als Spitzenkandidatin für die EU-Wahl 2024 aufgestellt werden. Doch die lahmende deutsche Linkspartei erhofft sich jetzt schon frischen Schwung durch diese Personalie.

Der ist durchaus nötig, denn zuletzt gab es kaum Positives zu vermelden. In Umfragen krebst die Linke bei etwa fünf Prozent herum, was viel mit den Querelen um Sahra Wagenknecht zu tun hat. Diese ist genervt von der linken Spitze und erwägt ja die Gründung einer eigenen Partei.

Täte sie dies, hätte die Linke ein Problem weniger, aber auch eines mehr. Ihr käme ein echter Promi abhanden. Carola Rackete könnte dann in dieses Wagenknecht-Vakuum stoßen.

Bekannt wurde die aus dem schleswig-holsteinischen Preetz stammende Kapitänin 2019. Damals lief sie nach wochenlangem Warten mit in Seenot geratenen Migrantinnen und Migranten an Bord der Sea-Watch 3 in den Hafen der italienischen Insel Lampedusa ein – trotz gerichtlichen Verbots.

Dies brachte ihr ein Strafverfahren ein, das 2021 aber eingestellt wurde. Vielen gilt die heute 35-Jährige seither als Symbolfigur im Kampf gegen inhumane Flüchtlingspolitik. 

Nach der Matura 2007 ging Rackete auf die Seefahrtsschule nach Elsfleth (Niedersachsen), ihr Nautikstudium schloss sie 2011 mit dem Bachelor ab.

Aktivismus und Studium

Danach fuhr sie für Greenpeace, aber auch die Kreuzfahrtreederei Silverseas Cruises und das britische Polarforschungsprogramm Antarctic Survey. 2015 bis 2018 studierte Rackete an der Edge Hill University in England Naturschutzmanagement und machte dort ihren Master.

Nach der Zeit auf der Sea Watch engagierte sich Rackete für Naturschutzprojekte, unter anderem in Chile und im finnischen Karelien. Sie unterstützt auch die Klimaschutzbewegung. 2020 wurde sie nach einer Baumbesetzung im Dannenröder Forst in Hessen in Polizeigewahrsam genommen.

Carola Rackete blickt in die Kamera
Aktivistin Carola Rackete will für die deutsche Linke ins EU-Parlament.
AP/Boris Roessler

Die Klimakrise bezeichnet sie als die "größte Gerechtigkeitskrise der Welt". Im Falle ihrer Wahl will sie im EU-Umweltausschuss arbeiten. Nicht angenehm war ihr übrigens, dass sie als Sea-Watch-Kapitänin so im Mittelpunkt stand. Das aber wird im Wahlkampf nicht ausbleiben. (Birgit Baumann, 18.7.2023)