Wien – Rund 23,8 Millionen Euro und damit mehr als jedes andere österreichische Medium hat die "Kronen Zeitung" laut einer aktuellen "Kobuk"-Recherche an Förderungen und öffentlichen Inseraten im Jahr 2022 erhalten. Über 17 Millionen Euro sind demnach über öffentliche Inserate an Österreichs größte Tageszeitung geflossen, mehr als ein Drittel davon von der Bundesregierung und der Stadt Wien.

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Der einstige "Krone"-Ressortleiter Thomas Schrems hat gegenüber der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ausgesagt.
APA/HERBERT NEUBAUER

Den großen "Rest" bei den Inseraten erklärt "Kobuk" damit, "dass öffentliche Stellen wie etwa die ÖBB, das AMS, der ORF, öffentliche Energieanbieter et cetera zwar oft kleinere Beträge inserieren – weil es aber so viele von diesen öffentlichen Stellen gibt", komme am Ende mit rund 4,6 Millionen Euro dennoch "ein gewaltiger Betrag dabei heraus".

Während Herausgeber Christoph Dichand in der Vergangenheit Druck auf die Berichterstattung wegen Inserateninteressen in Abrede gestellt hat, erzählte der ehemalige "Krone"-Ressortleiter Thomas Schrems laut "Falter" gegenüber der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) von Inseratendeals und politischer Einflussnahme.

Zurufe von außen

In den Aussagen, die dem "Falter" vorliegen, skizziert der einstige Ressortleiter des Österreich-Ressorts, "wie Pressesprecher Redakteure mit 'Exklusivgeschichten' weichgeklopft haben sollen". So seien Artikel auf Zuruf von außen abgeändert worden, und zwar "am laufendem Bande", "extrem zahlreich und quasi permanent". "Großinserenten", auch aus der Wirtschaft, hätten die "Berichterstattung zu ihren Gunsten gelenkt".

"Die große Klammer hinter all diesen Entscheidungen waren immer kommerzielle und nicht politisch/ideologische Überlegungen", wird eine Aussage Schrems' gegenüber den Staatsanwälten vom "Falter" zitiert. Dieser Ansatz sei auch gegenüber Politikern verfolgt worden. Laut dem Artikel soll der mittlerweile verstorbene Herausgeber Hans Dichand zu Schrems gesagt haben: "Jetzt watschen wir den Minister drei bis vier Tage ab, und dann inserieren sie wieder, und dann sind wir wieder Freunde."

Schrems war bereits 2014, nachdem er mehr als 20 Jahre bei der "Krone" gearbeitet hatte, aus eigenen Stücken aus der Tageszeitung ausgestiegen. In einem "Falter"-Interview vor zwei Jahren hatte er erklärt, dass er das "korrupte System einfach nicht mehr ertragen" habe. (red, 19.7.2023)