Wladimir Putin vor einem Computer
Wladimir Putin besichtigt den russischen Quantencomputer.
Rosatom

Wissenschafter des russischen Internationalen Zentrums für Quantenoptik und Quantentechnologien haben dem russischen Präsidenten Wladimir Putin kürzlich einen neuen Quantencomputer vorgestellt, den sie als den "derzeit leistungsfähigsten" bezeichneten. Die Einschränkung: in Russland.

Zur Erleichterung im Westen dürfte beitragen, dass die Russen noch weit davon entfernt sind, mit ihrem Quantencomputer moderne Verschlüsselungssysteme zu knacken – eine Fähigkeit, die der Technologie gerne nachgesagt wird.

Noch ein langer Weg

Zum Vergleich: Mit 16 Qubits ist der russische Quantencomputer absolut winzig – zumindest im Vergleich mit westlichen Systemen, die von IBM, Dwave und anderen entwickelt wurden, die Quantensysteme mit Hunderten von Qubits gebaut haben. So erreicht der IBM Osprey eine Rechenleistung von über 400 Quanten-Bits. Google vermeldete jüngst ebenfalls bedeutende Fortschritte in der Technologie.

Laut einem Blogbeitrag des staatlichen Atomenergieunternehmens Rosatom verwendet das russische Quantensystem ein Design mit in Hochvakuumkammern gefangenen Ionen und befindet sich seit 2015 in der Entwicklung.In einer vom Kreml veröffentlichten Erklärung heißt es, Forscher hätten "einen Algorithmus zur Berechnung eines einfachen Moleküls auf den Weg gebracht" und demonstriert, dass er in Echtzeit läuft, wie "The Register" zuerst berichtete.

Die Quanteninformatik steckt zwar noch in den Kinderschuhen, aber man hofft, dass die Technologie eines Tages viele rechenintensive Aufgaben beschleunigen wird – darunter die Arzneimittelforschung, Materialwissenschaften, Verkehrsanalysen, künstliche Intelligenz oder Lieferkettenlogistik – aber auch die Kryptografie.

Allerdings schätzten Forscher von Fujitsu kürzlich, dass man einen fehlertoleranten Quantencomputer mit mindestens 10.000 Qubits und 2,23 Billionen Quantengattern benötigt, um das RSA-Kryptosystem zu knacken.

Und weil all das unglaublich kompliziert ist, hat die Quantenforschungsabteilung ein Spiel veröffentlicht, in dem man selbst einen Quantencomputer aufbauen kann und so lernt, die Funktionsweise zu verstehen.(pez, 20.7.2023)