Thomas Sageder macht einen entschlossenen Eindruck.
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Thomas Sageder ruht in sich selbst. Er sagt, er habe sich nie verbogen und immer eine klare Linie verfolgt. Die Öffentlichkeit hat davon wenig gemerkt, der 39-Jährige stand praktisch immer in der zweiten Reihe. Dort mag der Stress auch groß sein, aber er ist eine recht intime Angelegenheit. Fußball ist ein Spiel der ersten Reihen. In diese trat Sageder am 6. Juni, vielleicht wurde er auch getreten. Jedenfalls ist beim LASK kein Stein auf dem anderen geblieben.

Obwohl die Linzer eine äußerst solide Saison absolviert und die Meisterschaft als Dritte beendet hatten, wurde die Trennung von Cheftrainer Didi Kühbauer bekanntgegeben. Schlüssig kommuniziert wurde diese Personalie nicht, es habe eben Meinungsverschiedenheiten bei der Kaderzusammenstellung gegeben, hieß es salopp. Der kaum auf den Mund gefallene Kühbauer hat sich nicht geäußert, es wurde wohl Schweigen vereinbart.

Sageder wurde jedenfalls noch am selben Tag zum Nachfolger ernannt und zwei Wochen später vorgestellt. Das Tempo verblüffte. Sportgeschäftsführer Radovan Vujanovic muss das von langer Hand geplant haben, was sein gutes Recht ist. Sageder sagt dem STANDARD: "Wir waren immer im Kontakt und im Austausch, wir denken und ticken ähnlich. Ich wollte Radovan früher als Spieler haben, aber bei meinen Vereinen ist es sich finanziell nie ausgegangen. Es hat mich richtig gefreut, dass er an mich gedacht hat."

Sageder wurde sogar übermannt, mitten im Sommer von einer Lawine überrollt. Noch dazu in Linz. "Das Ganze hat eine enorme Wucht gehabt, echt beeindruckend. Auf einmal habe ich national und sogar international für Interesse gesorgt. Ich fühle mich bereit für die Aufgabe. Sie ist einfach nur spannend, die Mannschaft ist spannend."

Ghana und Wallern

Seine bisherige Karriere war zumindest nicht fad. Zumal er nie als Fußballer aufgefallen ist, die Grundvoraussetzung "Talent" erfüllten eben andere. 2007 betreute er die Jugend des SV Riedau, danach jene von Red Bull Salzburg, Akademie Ried, Red Bull Ghana, Co-Trainer bei Blau-Weiß Linz und Ried. 2016 vergnügte er sich in der vierten Liga bei Wallern, ab 2017 beim damaligen Zweitligisten Blau-Weiß Linz als Chefcoach. 2019 wurde er Assistent von Oliver Glasner in Wolfsburg. Sageder schnupperte aus der zweiten Reihe in die große Welt. Er hätte mit Glasner ("Wir sind eng befreundet") nach Frankfurt wechseln können, sein Verzicht hatte private Gründe, er packte die Trennung von der Familie nicht. Seine Söhne sind mittlerweile zwölf und drei Jahre alt. "Ich liebe zwar den Fußball, aber über die Familie geht er nicht."

Was ging: Co-Trainer bei Salzburgs U18 und in Liefering. Sageder sagt: "Ich bin ein junger Mensch, aber kein unerfahrener Trainer, ich mach das seit 16 Jahren, habe alles durchlaufen, ausgenommen Cheftrainer in der höchsten Liga." Vujanovic hat die Lücke geschlossen.

Sageder hat keine Vorbilder, nur Wegbegleiter. Glasner, den seligen Paul Gludovatz, Heinz Hochhauser oder Michael Angerschmid. "Ich habe von ihnen viel gelernt. Aber ich glaube, auch sie haben von mir profitiert. Wie ich ticke? Ich weiß, was ich will, wer ich bin, habe eine klare Meinung. Ich höre mir aber auch Meinungen anderer an. Ich bin einfordernd, lege jedoch großen Wert aufs Menschliche. Gerade in Zeiten wie diesen ist das wichtig. Man braucht Umgangsformen, muss ab und zu demütig sein."

Der Kader des LASK ist aufgebläht wie der Bauch eines trächtigen Flusspferdes, umfasst momentan mehr als 30 Spieler. Sageder kann also aus dem Übervollen schöpfen. "Wir starten alle bei null, ich mache mir ein faires Bild. Wir haben arrivierte Spieler, aber auch Rohdiamanten. Ich habe der Mannschaft vermittelt, dass Druck ein Teil des Spiels ist. Den internen Druck nützen wir, um dem externen standzuhalten."

Sageder sagt, es sei zu einfach, "mich als Red-Bull-Jünger zu bezeichnen". Natürlich schätze er Pressing, Gegenpressing, Tempo. Der Fußball bestehe aus fünf Phasen. "Der Gegner hat den Ball, wir haben den Ball, der Gegner verliert den Ball, wir verlieren den Ball. Hinzu kommen die Standardsituationen."

Vage Ziele

Bei den Zielsetzungen bleibt Sageder vage. Wer Dritter war, will natürlich nicht Vierter werden. "Wir wollen jedes Spiel gut bestreiten, uns international qualifizieren. Und viele Fans sollen gerne kommen."

Die 50. Saison der Bundesliga beginnt am Freitag. Für Sageder ist es die erste. Der LASK begrüßt Rapid (20.30 Uhr, ORF 1). "Ausverkauftes Haus, Auftakt zur Jubiläumssaison, Rapid, da gibt es nichts Schöneres. Wer das nicht cool findet, der hat, so wie Rudi Völler einmal gesagt hat, den Fußball nie geliebt."

Sageders Familie lässt sich das Match natürlich nicht entgehen. (Christian Hackl, 25.7.2023)