Der weitaus größte Medienkonzern des Landes, der ORF, kann mit Zuversicht in die Zukunft blicken: Ab 2024 wird für alle Hauptwohnsitze und Firmen ein ORF-Beitrag fällig, unabhängig vom Empfang. 710 Millionen Euro wird der Beitrag dem ORF jedes Jahr im Schnitt bis 2026 einspielen.

Zum Vergleich: Die 1,07 Milliarden ORF-Umsatz in der aktuellen STANDARD-Übersicht für das Geschäftsjahr 2022 enthalten 663 Millionen aus GIS-Gebühren, den Rest bringen Werbung und sonstige Erlöse. Für Beitrag und zusätzliche Möglichkeiten versprach der ORF, über drei Jahre insgesamt mehr als 320 Millionen Euro einzusparen.

EU-Beschwerde

Zu den 710 Millionen aus dem Beitrag kommen 2024 neu 100 Millionen Euro aus dem Bundesbudget. Sie sollen rund 70 Millionen Euro abgelten, die der ORF bisher über den Vorsteuerabzug lukriert. 30 Millionen und in den beiden Folgejahren zehn Millionen erhält der ORF vom Bund, damit er bis 2026 Radio-Symphonieorchester und ORF Sport Plus als TV-Kanal weiterführt. Ab 2024 darf der ORF zudem Formate allein für Streaming produzieren.

Wenn sich die EU-Kommission nicht noch querlegt: Private Medienhäuser haben die Brüsseler Behörden wegen drohender, existenzieller Wettbewerbsverzerrung angerufen.

Private Einschnitte

Dem öffentlich-rechtlichen Riesen und seiner per Beitrag gesicherten Finanzierung stehen teilweise massive Sparprogramme bei privaten Medienhäusern mit Jobkürzungen gegenüber.

Im Werbemarkt ist die Konkurrenz internationaler Digitalriesen wie Alphabet, Meta und Tiktok erdrückend; rund die Hälfte der Werbeeinnahmen in Österreich gehen bereits an internationale Digitalkonzerne. Die Bezahlbereitschaft für digitale Angebote gleicht Rückgänge nicht einfach aus. Die Kosten für Personal, Papier, Energie, Vertrieb stiegen massiv.

Die Mediengruppe Österreich der Familie Fellner (Österreich/Oe24) hat 2022 für einen Schuldenschnitt kreditgebender Banken massiv restrukturiert. Es wurden Personal und Büroflächen reduziert, Familienimmobilien verkauft, die Sonntagsausgabe wurde eingestellt, die eigene Druckerei geschlossen; für Radio Austria, Antenne Salzburg und Antenne Tirol suchte die Gruppe Käufer oder Partner, bisher ohne erkennbares Ergebnis.

Kennzahlen sind auch nach Umbau der komplexen Firmenstruktur von außen nicht erkennbar, die Gruppe macht keine Angaben. Im Firmenbuch findet sich für die relativ zentrale Mediengruppe Österreich GmbH ein Entwurf für einen Jahresabschluss 2021, der den Umsatz mit nicht unter 70 Millionen Euro angibt.

Sehr schweigsam ist auch Sky zu seinen Kennzahlen. Der Umsatz in Österreich dürfte knapp unter 170 Millionen liegen. Die Comcast-Tochter hat gerade alle Fiction-Eigenproduktionen aus wirtschaftlichen Gründen gestrichen. Sie beauftragte etwa Der Pass und war bei Babylon Berlin an Bord. Bei Sky Österreich spricht man von einem bisherigen Höchststand an Abos, auch hier ohne Zahlen.

Schweigsame Bullen

Das Red Bull Media House mit Servus TV und Verlag schweigt seit vielen Jahren über seine Kennzahlen. Der letztverfügbare Jahresabschluss beziffert den Umsatz mit einem Höchststand von 518,3 Millionen Euro. Der Großteil kommt, wie früher detailliertere Abschlüsse zeigten, aus dem Mutterkonzern Red Bull. Die Umsätze mit Werbung und Vertrieb schätzt DER STANDARD sehr konservativ auf 65 Millionen Euro. Die Werbebeobachter von Focus bescheinigen Servus TV einen Bruttowerbeumsatz von 25 Millionen Euro 2022. Zum Vergleich: RTL-Vermarkter IP sehen sie bei 293 Millionen brutto, ProSiebenSat1Puls4 bei 576 Millionen.

Der Tod von Konzernchef und Medien-Mastermind Dietrich Mateschitz 2022 kann einen wesentlichen Zeitenwechsel bedeuten. Zuletzt hat Servus TV etwa massiv Premium-Sportrechte eingekauft. (Harald Fidler, 27.7.2023)