Ein Blick auf das Atomkraftwert Emsland in Deutschland.
Deutschland hat die AKWs abgeschaltet. Diese ließen sich mit Thorium sicherer betreiben. Stattdessen laufen Kohlekraftwerke weiter.
APA/dpa/Sina Schuldt

Thorium ist ein radioaktives Material und gilt in der Energiewende als eine Alternative. Denn mit Thorium lassen sich auch Reaktoren aus Flüssigsalz antreiben. Das wäre eine weniger riskante Form der Energiegewinnung als derzeit mit Uran betriebene Atomkraftwerke. China baut bereits den ersten Thoriumreaktor in der Wüste Gobi im Nordwesten Chinas. Dieser Flüssigsalzreaktor soll in Kürze seinen Betrieb aufnehmen. Die chinesische Atomenergie-Aufsichtsbehörde hat den Betrieb vorerst für zehn Jahre genehmigt.

Mit dem Modul der Thoriumreaktoren lassen sich auch bestehende AKWs umrüsten. Dieser Idee geht das Grazer Unternehmen Emerald Horizon nach. Es baut aktuell einen Prototyp und ebenso eine Thoriumbatterie, die auch Haushalte energieautark machen könnte.

Großes Interesse, keine Finanzierung

Die heimische Politik zeigt an dieser Technologie Interesse. In mehreren politischen Gremien konnte Emerald Horizon seine Ideen mittlerweile präsentieren. Doch zur Finanzierung will die Politik nichts beitragen. Laut Emerald-Horizon-Gründer Florian Wagner ist der Prototyp bereits finanziert, nun sammelt das Unternehmen Geld für einen Demonstrator, der etwa 250 Millionen Euro kosten wird. Danach soll es Richtung Marktreife gehen.

Um bei der Finanzierung weiterzukommen, geht Emerald Horizon nun zwei Wege. Weil das Interesse auch von Unternehmensseite groß ist, hat man nun eine Kapitalrunde gestartet, bei der neun Unternehmen als Investoren ins Boot geholt werden sollen. Diese sollen aus jenen Bereichen kommen, für die die Nutzung der Technologie auch interessant wäre. Dazu zählen der Schiffsbau, Krankenhausbetreiber und jene Unternehmen, die einen hohen Energieverbrauch haben.

Fonds als Quelle

Denn die Thoriummodule sind laut Wagner auch als Generatoren einsetzbar. Das mache sie auch für Unternehmen interessant. Gelingt es, bestehende AKWs umzurüsten, könnte damit auch die Sicherheit in der Energieerzeugung erhöht werden. Laut Wagner wäre es klüger, AKWs umzurüsten, als Kohlekraftwerke weiterlaufen zu lassen.

Als zweite Finanzierungsquelle soll ein Fonds dienen. Bereits 2019 hat Emerald Horizon – zeitgleich mit der Gründung des Unternehmens – den Fonds "Multi Synergy" aufgelegt, der in die Kategorie Alternatives Investment (AI) fällt. Der Fonds bildet das AI-Universum ab, investiert also etwa in Secondhand-Versicherungspolizzen, Private-Equity-Strategien oder Kryptoassets. Die Investments in diesen Basiskorb sollen Schritt für Schritt in eigene Aktien investiert werden. Investoren des Fonds werden damit Schritt für Schritt auch Investoren von Emerald Horizon.

Der Fonds ist in Österreich nicht zum Vertrieb zugelassen, wird aber durch einen Versicherungsmantel investierbar. Im Zuge einer fondsgebundenen Lebensversicherung kann der "Multi Synergy" als Investment ausgewählt werden. Eine diesbezügliche Kooperation kam mit der Vienna Insurance Group zusammen. Wie hoch der Anteil des Investments in diesen Fonds ist, kann der Besitzer der fondsgebundenen Lebensversicherung selbst entscheiden. Von 100 investierten Euro gehen derzeit 7,5 Euro in die Entwicklung von Emerald Horizon. Dieser Risikoanteil des Fonds soll im Verlauf auf 15 Prozent erhöht werden.

Förderungen zu niedrig

Warum das Unternehmen nicht auf die Förderstruktur in Österreich zurückgreift, erklärt Wagner mit der limitierten Höhe der Förderungen und dem damit verbundenen Aufwand. Beim FFG etwa betrage die Förderung maximal drei Millionen Euro. "Damit bekommen wir unser Großprojekt nicht durch", erklärt Wagner. Zudem sei die Beantragung "lang und kompliziert, und man erfährt erst am Ende, ob man etwas bekommt".

Thorium ist laut Wagner ein Abfallprodukt, das etwa beim Abbau von seltenen Erden entsteht. Derzeit bleibe es ungenutzt, sei aber gut verfügbar. Auch in Österreich – zwischen der Steiermark und Kärnten – gibt es laut Wagner ein großes Vorkommen, "das würde reichen, um die EU mehrere Hundert Jahre energieautark zu machen". Auch in Slowenien ist das Vorkommen groß. Dort wird der Prototyp gebaut.

Das Patent für die Batterie hat Emerald Horizon im Herbst 2022 eingereicht. Dieses soll nun auf ein weltweites Patent erweitert werden. Mit großen Batterieherstellern sei man bereits in Gesprächen, um die Überleitung vom Prototyp in einen Demonstrator zu schaffen.

Energieautarkie

Die Batterie könnte zur Energiesicherung in Einfamilienhäusern eingesetzt werden. Diese bräuchten dann keinen Energielieferanten mehr. Aber auch zur Absicherung von Serverfarmen könnten die Thoriumbatterien eingesetzt werden, erklärt Wagner. Überall dort, wo es eine stabile Dauerleistung brauche, sei eine Thoriumbatterie eine Alternative. Man muss diese nicht aufladen – sondern nur initialzünden. Bis zur Marktreife braucht es noch rund vier Jahre. Der Reaktor könnte in sieben Jahren am Markt sein. (Bettina Pfluger, 27.7.2023)