Eines vorweg: Belastbare Beweise für die Behauptung, dass Ufos auf der Erde gelandet sind, gibt es wieder keine. "Wir werden keine kleinen grünen Männchen oder fliegenden Untertassen in die Anhörung bringen. Tut mir leid, dass ich Sie enttäuschen muss", sagte der Abgeordnete Tim Burchett gleich zu Beginn. Dennoch war die Anhörung vor dem US-Kongress außergewöhnlich. Zwei frühere Militärpiloten und ein ehemaliger Mitarbeiter des Pentagons gaben vor einem speziellen Ausschuss des US-Repräsentantenhauses Auskunft über ihre Begegnungen mit Ufos.

Ein Whistleblower mit aufgerissenen Augen vor Mikrofonen.
David Grusch war Leiter einer Einheit zur Untersuchung von "unidentifizierten, anormalen Phänomenen" und sprach vor dem US-Kongress von einem geheimen Regierungsprogramm zur Untersuchung von Alien-Technologie.
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Mit besonderem Interesse war die Aussage von David Grusch erwartet worden. Der 36-jährige Armeeveteran war Mitglied einer Taskforce des Pentagons, die für die Untersuchung von "Unidentified Areal Phenomana" zuständig war.

Er gab an, im Zuge dieser Untersuchungen mit 40 Personen gesprochen zu haben, die ihm versichert hätten, dass die US-Regierung über außerirdische Raumfahrzeuge verfüge.

Danach wurde er gefragt, ob die Regierung auch die Piloten dieser Flugobjekte geborgen habe. "Wie ich bereits in meinem 'Newsnation'-Interview öffentlich erklärt habe, waren einige dieser Bergungen mit Biologika verbunden", sagte Grusch. Diese seien nicht menschlich gewesen: "Das war die Einschätzung von Leuten mit direktem Wissen über das Programm, mit denen ich gesprochen habe." Diese Leute seien nach wie vor in das Programm involviert.

Das Besondere an Gruschs Aussage ist, dass er als Whistleblower gilt. Er nutzte 2022 ein für Whistleblower vorgesehenes Programm, um seine Vorwürfe zu kommunizieren. Das Programm schützt Angestellte vor Vergeltungsmaßnahmen von Unternehmen und soll das Aufdecken von Missständen erleichtern.

Tatsächlich berichtet Grusch von Bedrohungen. "Es schadete mir auf professioneller und persönlicher Ebene", sagte Grusch. Außerdem kenne er Menschen, die im Rahmen von Vertuschungsmaßnahmen der Regierung geschädigt oder verletzt worden waren.

Ryan Graves, David Grusch und David Fravor werden vor dem Hearing vereidigt.
AP/Nathan Howard

Unzählige Flugobjekte

Neben Grusch wurden auch zwei ehemalige Piloten befragt. Einer davon, David Fravor, berichtete von einem Vorfall 2004. "Der Fluglotse erzählte uns, dass diese Objekte seit über zwei Wochen beobachtet wurden, wie sie aus einer Höhe von über 80.000 Fuß herabstiegen, schnell auf 20.000 Fuß sanken, dort stundenlang verharrten und dann wieder aufstiegen", erzählte Fravor. Er selbst beschrieb die Sichtung eines weißen Objekts, das wie ein Tischtennisball knapp über der Wasseroberfläche herumgeirrt sei.

Ein anderer Pilot, Ryan Graves, berichtete von Objekten, die trotz Hurrican-artiger Winde völlig still verharren konnten. Ein Video eines der von ihm gesichteten Flugobjekte war 2020 veröffentlicht worden.

Ein verwaschenes Bild eines Ufos vor Wolken.
Ein Bild eines Objekts, das der Pilot Ryan Graves von seinem Flugzeug aus beobachtet hat. Die Aufnahme wurde 2020 veröffentlicht.
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Die Befragten betonten, dass es viele weitere Sichtungen gebe, aber dass die Betroffenen oft darüber schwiegen, weil sie Angst um ihren Ruf hätten. Sie forderten ein Meldesystem für Ufo-Sichtungen. Die drei Geladenen halten Ufos jedenfalls für ein Sicherheitsrisiko.

Das Pentagon dementierte Gruschs Berichte bereits im Juni. Sue Gough, Sprecherin des Defense Department, sagte, die Ermittler hätten "keine verifizierbaren Informationen gefunden, die die Behauptung untermauern, dass Programme zum Besitz oder Reverse-Engineering von außerirdischem Material in der Vergangenheit existiert haben oder derzeit existieren".

Die Abgeordneten wollen die Frage möglicher Ufo-Sichtungen jedenfalls offiziell weiter verfolgen. "Ich denke, wir werden uns anschauen, was wir machen können, um mehr dieser Informationen öffentlich zu machen", sagte der republikanische Abgeordnete Glenn Grothman. Er sprach davon, dass der "Teufel" das Vorhaben habe verhindern wollen, wie man es in seiner Baptistengemeinde ausdrücke.

Frühere Behauptungen nicht wiederholt

Doch im Vergleich zu früheren Behauptungen war Grusch vor dem Kongress zurückhaltend. In Interviews mit "Newsnation" und "Le Parisien" im Juni hatte er noch von Objekten berichtet, die bereits in Italien unter Mussolini 1933 gefunden worden wären, sowie über fußballfeldgroße Flugobjekte im Besitz der US-Regierung. Am Mittwoch allerdings, unter Eid stehend, wollte er diese Behauptungen nicht wiederholen und berief sich auf Geheimhaltung.

Auch für Anhänger des Glaubens an ein geheimes Ufo-Programm änderte sich durch das Hearing wenig. Gegenüber dem "Guardian" sagte der Abgeordnete Burchett: "Ich glaube, dass sie existieren. Das wusste ich schon, bevor ich hierherkam. Ich habe nicht viel gelernt, weil ich die Antworten schon kannte, aber ich war froh, dass sie es zu Protokoll gegeben haben." Er halte Gruschs Aussagen für glaubwürdig: Wenn es ein Raumschiff gebe, müsse doch jemand darin sitzen, um es zu fliegen, ist der Abgeordnete überzeugt. (Reinhard Kleindl, 27.7.2023)