Potsdam – Die Löhne bei der Deutschen Bahn sollen monatlich um mindestens 410 Euro steigen. Zudem soll es im Oktober eine steuer- und abgabenfreie Inflationsprämie von 2.850 Euro geben, bei einer Laufzeit des neuen Tarifvertrages von 25 Monaten. Das sind die Kernpunkte einer Einigungsempfehlung, auf die sich das Staatsunternehmen und die Gewerkschaft EVG am Mittwoch nach zehntägigen Schlichtungsverhandlungen verständigten. "Beide Seiten müssen mit der Annahme des Kompromisses Kröten schlucken", sagte einer der Schlichter, der frühere Innenminister Thomas de Maizière, in Potsdam. "Das liegt in der Natur des Kompromisses."

Drei Deutsche-Bahn-Züge auf einem Bahnhof.
Die Warnstreiks der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Deutschen Bahn und die damit verbundenen Zugverspätungen und -ausfälle könnten bald vorbei sein.
APA/dpa/Christian Charisius

Damit dürfte eine Beilegung des monatelangen und von massiven Warnstreiks begleiteten Tarifkonflikts in Reichweite sein. Beide Seiten wollen ihren Gremien die Annahme des Vorschlages empfehlen. Bei der Gewerkschaft EVG steht aber noch eine Urabstimmung ihrer Mitglieder unter den 180.000 Bahn-Beschäftigten an. Das Ergebnis soll am 28. August vorliegen. Erst im Fall ihrer Zustimmung steht die Tarifeinigung.

Dauerhafte Entgelterhöhung

Bahn-Personalvorstand Martin Seiler bezifferte die durchschnittliche Lohnerhöhung bis zum Ende der Laufzeit des neuen Tarifvertrages Ende März 2025 auf "rund gut elf Prozent". Sie setze sich zusammen aus der Inflationsprämie, der Lohnerhöhung um 410 Euro in zwei Schritten und strukturellen Verbesserungen für Schlüsselberufe zum Ende der Laufzeit.

Für einzelne Tätigkeiten steigen die Gehälter laut EVG um etwa 30 Prozent. Fahrdienstleitende etwa erhielten bis zum Ende der Laufzeit monatlich bis zu 900 Euro mehr, sagte EVG-Vorstandsmitglied Kristian Loroch. Zugbegleiterinnen und -begleiter erhielten bis zu 840 Euro oder 22 Prozent mehr. Wichtigster Erfolg für die EVG sei, dass es gelungen sei, eine "dauerhafte Entgelterhöhung zu etablieren". Die Entgelterhöhung "in fast allen Bereichen" um 410 Euro erfolge in zwei Schritten im Dezember 2023 (200 Euro) und August 2024 (210 Euro).

Die EVG hatte zwölf Prozent mehr Lohn gefordert, mindestens aber 650 Euro im Monat mehr – bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Schlichtung war am 17. Juni angelaufen, nachdem die Verhandlungen nach Auslaufen des Tarifvertrages Ende Februar keine Einigung gebracht hatten. Die Co-Schlichterin Heide Pfarr sprach von dem höchsten und teuersten Tarifabschluss der Bahn. Seiler sagte, eine "Überforderung der Bahn" sei vermieden worden. Die Einigungsempfehlung sei in der Höhe in etwa vergleichbar mit dem Tarifabschluss im öffentlichen Dienst. (Reuters, 27.7.2023)