Drei Fußbälle.
Die Bundesliga hatte auch ihre Skandale.
APA/ERWIN SCHERIAU

Wien - Skandale, Insolvenzen, strittige Übernahmen und Fusionen - in 49 Jahren Bundesliga wurden zahlreiche Vereine aus den unterschiedlichsten Ursachen in ihren Grundfesten erschüttert. Ein paar Clubs erholten sich von ihrer dunklen Stunde und schafften den Sprung zurück in die obersten Regale des österreichischen Fußballs, während andere für immer im Amateurbereich oder komplett aus der Welt des Fußballs verschwanden.

Insgesamt 35 Saisonen spielte Wacker Innsbruck seit Gründung der Bundesliga im Oberhaus, in der ewigen Tabelle liegen die Tiroler gar auf Platz fünf. Dabei hat der bereits 1913 gegründete Verein in seiner langen Schaffenszeit einige turbulente Phasen durchgemacht. Nach erfolgreichen Jahren ging aus Wacker Innsbruck zunächst der FC Tirol hervor. Nachdem dieser 2002 Konkurs angemeldet hatte, wurde ein nachfolgender Verein neu gegründet, der zwei Jahre später wieder erstklassig war. 2022 schlitterte der Profibetrieb des Vereins erneut in eine Insolvenz und verschwand im Amateurfußball.

Mit dem Unterhaus machte in der jüngeren Vergangenheit auch der bis 2012 erfolgreiche Grazer AK reichlich Bekanntschaft. Aufgrund einer hohen Verschuldung kam es vor elf Jahren zur Schließung des Spielbetriebs jenes Vereins, der bis dato einmal Meister und viermal Cupsieger wurde. Es wurde ein Nachfolgeverein gegründet, der mit einer komplett neuen Mannschaft in der niedrigsten Klasse des Steirischen Fußballverbandes antrat. Es gelang mit sechs Meistertiteln ein Durchmarsch zurück in den Profifußball (2019), jüngst verpassten die Grazer hauchdünn den Aufstieg in die Bundesliga.

Violettes Salzburg

Ein ganz anderes Schicksal widerfuhr der Salzburger Austria. Mäzen Dietrich Mateschitz weitete sein Sport-Engagement 2005 auch auf den Fußball aus und übernahm den damaligen Bundesligisten. Viele Fans standen der radikalen Vereinsumgestaltung samt Missachtung der Tradition skeptisch gegenüber. Folgend zogen sich die Anhänger aus dem "Red-Bull-Imperium" zurück und gründeten im Oktober 2005 den Sportverein Austria Salzburg.

Zur Saison 2006/07 begann der Club in der unterstersten Salzburger Spielklasse, acht Spielzeiten später fixierte die Austria im 300. Spiel seit der Gründung die Rückkehr in den Profifußball. Diese war allerdings nur von kurzer Dauer. Bereits in der ersten Zweitliga-Saison schlichen sich wieder finanzielle Probleme ein, die die Austria zum Abstieg verdonnerten. Aktuell kicken die Salzburger in der Regionalliga.

Ebenfalls ein Mäzen brachte den Profifußball nach langer Abstinenz zurück nach Wiener Neustadt. Frank Stronach kaufte die Lizenz von Zweitligist Schwanenstadt und investierte ab 2008 mehrere Millionen in den SC Magna Wiener Neustadt. Mit dem niederösterreichischen Club schaffte er dann rasch den Sprung in die Bundesliga und ins nationale Cupfinale. Lediglich drei Jahre später zog sich Stronach wieder aus allen Funktionen zurück. Der Verein hielt sich mit dezimierten finanziellen Mitteln zwar noch bis 2015 in der Bundesliga, nach vier weiteren Spielzeiten in Liga zwei folgte der Lizenzentzug und der Gang in den Amateurbereich.

Mattersburger Fiasko

Nur rund 15 Kilometer Luftlinie von Wiener Neustadt entfernt erschütterte 2020 der Commerzialbank-Skandal ein ganzes Bundesland und auch den SV Mattersburg. Der burgenländische Verein kickte von 2003 bis 2020 mit einer zweijährigen Unterbrechung konstant im österreichischen Oberhaus, musste aufgrund der Finanzaffäre rund um Präsident Martin Pucher aber die Segel streichen. Noch im selben Jahr kam es zur Gründung des Mattersburger Sportvereins 2020, der nach zwei Aufstiegen in der kommenden Saison fünftklassig spielt. Auch der SC Eisenstadt bewegt sich nach finanzieller Einstellung des Spielbetriebs 2008 aktuell neugegründet im Unterhaus.

Der älteste Fußball-Club Österreichs erlebte in der jüngeren Vergangenheit eine dunkle Stunde. Die Insolvenz des Hauptsponsors riss die Vienna 2017 in selbige. Per Gerichtsentscheid wurden die Döblinger in die 2. Wiener Landesliga versetzt. Dies war zugleich der Startschuss für einen Neustart, bereits 2022 gelang der Sprung in die zweite Liga. Auf ein "Derby of Love" wartet man im Profifußball aktuell vergeblich. Der Sport-Club, der in den 1990ern durch zwei Konkurse abstürzte und auch folglich immer wieder mit finanziellen Problemen zu kämpfen hatte, kickt aktuell drittklassig.

Neues in Kärnten

Der finanziell gebeutelte FC Kärnten, immerhin zwölf Saisonen in der Bundesliga vertreten, stellte 2009 den Spielbetrieb ein. Als inoffizieller Nachfolgeverein wird Austria Klagenfurt gesehen. Der damalige Bundesligist Pasching verlegte seinen Vereinssitz 2007 nach Kärnten, wo der Club unter dem Namen Austria Kärnten eine neue Identität erlangte. Nach drei Jahren folgte der Konkurs.

Zur aktuellen Saison gelangen dem DSV Leoben und Schwarz-Weiß Bregenz nach schwierigen Zeiten die Rückkehr in den Profifußball. Der FC Linz fusionierte nach einigen Namensänderungen, einem Meistertitel (1974, damals SK VÖEST Linz) und einer Abspaltung 1997 mit dem LASK, wurde dadurch aber tatsächlich ausgelöscht. Der Nachfolgeverein Blau-Weiß Linz ist heuer erstmals in der Bundesliga vertreten. (APA, 27.7.2023)