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Besonders Kinder sind für die Auswirkungen von Hitzewellen anfällig.
AFP/FREDERIC J. BROWN

Wien/Genf – Etwa die Hälfte der Kinder in Europa und Zentralasien – das sind 92 Millionen Kinder – ist laut einer Analyse der neuesten verfügbaren Daten aus 50 Ländern, die von Uno-Kinderhilfswerks Unicef in einem neuen Positionspapier veröffentlicht wurde, extremen Hitzewellen ausgesetzt. Im weltweiten Durchschnitt ist es eines von vier Kindern, die davon betroffen sind.

Der Bericht "Beat the heat: protecting children from heatwaves in Europe and Central Asia" ("Der Hitze trotzen: Schutz von Kindern vor Hitzewellen in Europa und Zentralasien") weist darauf hin, dass Kinder besonders anfällig für die Auswirkungen von Hitzewellen sind, was sie einem erhöhten Risiko schwerer Erkrankungen wie Hitzeschlag aussetzt.

Säuglinge und Kleinkinder sind während Hitzewellen besonders gefährdet, da ihre Körpertemperatur deutlich schneller und höher steigt als bei Erwachsenen. Hitzewellen beeinträchtigen auch die Konzentrationsfähigkeit und das Lernen von Kindern, was ihre Bildung maßgeblich auf negative Weise beeinflusst, wie der Bericht feststellt. Nachdem Erwachsene Hitze in der Regel anders wahrnehmen, werden gefährliche Situationen oder Symptome oft nicht erkannt - und die Gefährdung noch einmal erhöht.

Immer stärkere Hitzewellen

"Die Länder in Europa und Zentralasien spüren die Hitze der Klimakrise, und die Gesundheit und das Wohlergehen der Kinder leiden am meisten", sagte Regina De Dominicis, Regionaldirektorin für Unicef Europa und Zentralasien. Die Prognose ist negativ, denn bis 2050 wird erwartet, dass dies alle Kinder betrifft", so De Dominicis. Das müsse ein Impulsgeber für Regierungen sein, dringend in Maßnahmen zur Minderung und Anpassung zu investieren.

Die Hitzewellen in Europa und Zentralasien sind häufiger geworden, ohne Anzeichen für eine Abschwächung und soll sich weiter erhöhen - selbst unter den konservativsten Szenarien einer globalen Temperaturerhöhung um 1,7 Grad Celsius werden bis 2050 alle Kinder in Europa und Zentralasien extremen Hitzewellen ausgesetzt sein, 81 Prozent werden einer langen Hitzewelle ausgesetzt sein und 28 Prozent werden einer starken Hitzewelle ausgesetzt sein.

Reduktion der CO2-Emissionen gefordert

"Wie die Modelle des Unicef-Berichts zeigen, sind und werden auch in Österreich Kinder stark von Hitzewellen betroffen sein", erklärte Corinna Geißler, Leiterin der Abteilung Advocacy und Kinderrechte bei UNICEF Österreich - die Klimakrise sei auch eine Kinderrechtekrise. Bereits jetzt müssen Kinder in Österreich häufig auftretende Hitzewellen verkraften. Beide Modelle des Weltklimarats IPCC (Temperaturanstieg um 1,7 bzw. um 2,4 Grad) führen zu einer Vervielfachung der betroffenen Kinder, sowohl bei Länge, Stärke oder Häufigkeit von Hitzewellen handelt. Bei 2,4 Grad-Anstieg wird in Österreich beinahe jedes Kind betroffen sein.

Um Kinder zu schützen, fordert Unicef Regierungen in Europa und Zentralasien dazu auf, Maßnahmen zur Eindämmung von Hitzewellen umzusetzen, in die Primärversorgung und nationale Klima-Frühwarnsysteme sowie Katastrophenvorsorge zu investieren und Infrastruktur an die Auswirkungen von Hitzewellen anzupassen. Es solle ausreichend Finanzierung sichergestellt werden, um Maßnahmen zum Schutz von Kindern und ihren Familien vor Hitzewellen zu finanzieren. Zudem fordert Unicef Aufklärung von Kindern und Jugendlichen über den Klimawandel und die Reduktion der CO2-Emissionen. (APA, 27.7.2023)