Stefan Lainer
ÖFB-Verteidiger Stefan Lainer ist an Lymphknotenkrebs erkrankt. Seine Heilungschancen sollen aber sehr gut sein.
APA/EXPA/LUKAS HUTER

Die heimische Fußballszene hat einen weiteren Schock erlitten. Nationalspieler Stefan Lainer ist an Lymphknotenkrebs erkrankt, das gab sein Klub Borussia Mönchengladbach am Donnerstag bekannt. Die Heilungschancen des 30-jährigen Rechtsverteidigers seien sehr gut, er muss sich aber einer mehrmonatigen Therapie unterziehen. Nach der Diagnose Hodenkrebs von Nationaltormann Heinz Lindner im vergangenen Mai ist das bereits der zweite Krebsfall im ÖFB-Team innerhalb weniger Monate.

"Nach Auskunft der Ärzte wurde die Erkrankung sehr früh entdeckt. Sie ist mit Medikamenten sehr gut zu behandeln und heilbar", gaben die Gladbacher bekannt. "Es gibt eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass Lainers Gesundheit anschließend komplett wiederhergestellt ist und er ein normales Leben inklusive Profisport führen kann." Was bedeutet das konkret? Wie äußert sich Lymphknotenkrebs? Und kann man vorsorgen? Das erklärt der Onkologe Ansgar Weltermann, Leiter des Tumorzentrums Oberösterreich und Vorstandsmitglied der Österreichischen Krebshilfe.

Gute Heilungschancen

"Lymphknotenkrebs ist eine bösartige Erkrankung, die vom lymphatischen Gewebe ausgeht, und vor allem von den Lymphknoten. Er ist auch unter dem Begriff Malignes Lymphom bekannt. Ein Lymphom befällt meist die Lymphknoten, es kann aber auch in anderen lymphatischen Geweben auftreten, etwa in der Milz, im Knochenmark und auch im Blut", erklärt Weltermann.

Ganz generell gibt es zwei große Gruppen: das niedrigmaligne und das hochmaligne Lymphom. Das niedrigmaligne betrifft in erster Linie ältere Menschen, es ist eine chronische Erkrankung, die oft über Jahre stabil ist und nicht einmal therapiert werden muss beziehungsweise die man mit Therapie gut in Schach halten kann. Das hochmaligne Lymphom tritt häufiger bei jungen Menschen auf, es wächst schnell, zur erfolgreichen Heilung ist eine rasche Therapie nötig.

Die Behandlung besteht aus einer Chemotherapie, die, je nach Lymphom-Art, mit einer Antikörpertherapie kombiniert wird. Und hier genau liegt die Krux: Lymphom ist nicht gleich Lymphom. Weltermann erklärt: "Es gibt sehr viele verschiedene Lymphom-Arten, die alle unterschiedlich behandelt werden. Und je nachdem, welches Lymphom vorliegt, verändert das die Heilungschancen." An welcher Form Stefan Lainer konkret erkrankt ist, wurde nicht kommuniziert. Allerdings betont der Verein, dass die Heilungschancen sehr gut sind.

Lymphome sind dabei keine sehr häufige Erkrankung. Laut Österreichischer Krebshilfe werden in Österreich jährlich rund 1.100 diagnostiziert. Etwa ein Viertel davon entfällt auf Morbus Hodgkin, das vor allem bei jüngeren Betroffenen auftritt und dessen Heilungschancen selbst in einem fortgeschritteneren Stadium sehr gutr sind, bei über 90 Prozent.

Kein Risikoprofil

Warum es zu so einer Erkrankung kommt, ist in den allermeisten Fällen nicht klar. Weltermann betont: "Man findet nur sehr selten einen Auslöser, und es gibt keine genetische Vorbelastung." Weder der Lebensstil verändert das Risiko, daran zu erkranken, wie das bei anderen Krebsarten sehr oft der Fall ist, noch irgendwelche Einflüsse von Umweltgiften. "Es gibt wirklich keine Anzeichen, dass äußere Einflüsse das Risiko erhöhen. Diese Krankheit kann tatsächlich jeden und jede treffen."

Auch eine Vorsorgeuntersuchung oder Früherkennung gibt es nicht, die Symptome sind eher unspezifisch. "Meist bemerkt man die Erkrankung durch vergrößerte Lymphknoten. Weitere Symptome sind Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Fieber oder nächtliches Schwitzen. Man entnimmt dann einen der befallenen Lymphknoten, der mit verschiedenen Methoden pathologisch untersucht wird", erklärt Onkologe Weltermann. In Abhängigkeit vom Ergebnis wird dann die bestmögliche Therapie für den Patienten oder die Patientin eingeleitet.

Die Heilungschancen sind dafür gut, je nach Lymphom-Art liegen sie sogar deutlich über 90 Prozent. "In den meisten Fällen führt eine mehrmonatige Chemotherapie, je nach Erkrankung in Kombination mit einer Antikörpertherapie, zur Heilung." Eine Operation ist bei dieser Krebsart keine Option, da sich bereits bei Diagnose die befallenen Lymphknoten an mehreren Stellen im Körper befinden, auch zu einer Bestrahlung kommt es nur in sehr seltenen Fällen.

Von einer mehrmonatigen Therapie hat auch Lainers Verein gesprochen, mit der Hoffnung, dass der Verteidiger seine sportliche Karriere dann fortsetzen kann. Das ist auch für Weltermann nachvollziehbar, obwohl er die konkrete Diagnose nicht kennt: "Es hängt natürlich von der genauen Erkrankung ab, aber prinzipiell ist nach einer Heilung eine weitere sportliche Karriere ohne Einschränkungen vorstellbar." (Pia Kruckenhauser, 28.7.2023)