Eine Collage zeigt einen Menschen als Schatten, dahinter befinden sich Bauteile eines Computers. 
Fälle von Cyberkriminalität und Internetbetrügereien nehmen stark zu. Für die Ermittler gleicht die Aufklärung oft der Jagd nach einem Phantom.
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Es sind oft einfach klingende Tricks. Geschichten, bei denen viele sagen: "Wie kann man so etwas nur glauben." Und doch tun es Jahr für Jahr viele Menschen. Sie fallen auf Abzock-Methoden herein, die via Handy und Internet laufen. Die Betrüger werden dabei immer gefinkelter. Und die Vorfälle häufen sich.

Beim klassischen Internetbetrug (Love-Scam oder Phishing-Attacken) stieg die Zahl der angezeigten Fälle 2022 in Österreich um 23,1 Prozent auf 27.629 Delikte. Das geht aus dem Cybercrime-Report 2023 hervor, der vom Bundesministerium für Inneres und vom Bundeskriminalamt erstellt wird. Die Dunkelziffer dürfte weit höher sein, viele Opfer schämen sich und zeigen ihren Fall nicht an. Auch im Bereich Cyberkriminalität (Angriffe auf Daten oder Computersysteme) steigt die Zahl der gemeldeten Fälle. 2022 wurden 60.195 (plus 30,4 Prozent zu 2021) Vorfälle zur Anzeige gebracht. Das sind die derzeit häufigsten Abzocken:

1. Airbnb

Täter buchen eine Airbnb-Wohnung in guter Lage und stellen diese auf Portale wie Willhaben zur Vermietung. Die Miete liegt unter den marktüblichen Preisen und ist unbefristet. Das Interesse an so einem Schnäppchen ist entsprechend groß. Im Halbstundentakt werden die Interessenten eingeladen. Ihnen wird gesagt, dass das Interesse enorm ist – aber wenn sie die Kaution und die erste Monatsmiete vorab überweisen würden, könne man die Wohnung für sie reservieren. In zwei, drei Wochen treffe man sich wieder zur Vertragsabwicklung. In dieser Zeit wird mit den Interessenten per Telefon und E-Mail Kontakt gehalten. Zu dem ausgemachten Termin kommt der vermeintliche Makler freilich nicht. Die Telefonnummer funktioniert nicht mehr, die E-Mails können auch nicht mehr zugestellt werden. Mit dem Täter ist auch das überwiesene Geld fort. Es sind Fälle bekannt, bei denen innerhalb von zwei Wochen bis zu 200 Leute abgezockt wurden und die Täter dabei fast eine Million Euro erbeutet haben.

2. Kryptobetrug

Hierbei überweisen Opfer Geld auf Plattformen, dort wird es für sie in Bitcoin und Co "veranlagt". Man bekommt regelmäßig E-Mails mit Infos zum Portfolio, der Kurs geht immer nach oben. Will der Anleger aber sein Geld zurück oder Gewinne abziehen, wird es haarig. Der nächste Trade zieht den Kurs runter. Technische Fehler verhindern gerade die Auszahlung. In Wirklichkeit ist das Geld in dem Moment weg, wo es an die Plattform überwiesen wird. Die Performance wurde gefälscht.

3. Love-Scam

Beim Love-Scam handelt es sich um eine Art von Partnervermittlungsbetrug. Der Täter stellt oft den ersten Kontakt über soziale Plattformen her. Auch über Dating-Apps wie Tinder, Bumble und Co werden Personen gesucht. Die Täter versuchen, relativ schnell Vertrauen aufzubauen. Sie schreiben den ganzen Tag über, zeigen großes Interesse und sprechen schnell davon, im Opfer die große Liebe gefunden zu haben. Doch der vermeintliche Lover oder die Traumfrau ist immer weit weg. Als Ärztin im Krisengebiet oder als Architekt in Dubai. Ein Treffen wird vorgeschlagen. Doch dazu kommt es nie. Denn auf dem Weg zum Flughafen wird der Pass gestohlen, ein Überfall oder ein Unfall verhindert das Weiterkommen. Geld wird gefordert. Im Glauben an die Liebe werden so Millionen versenkt. Die Notsituationen sind allesamt vorgetäuscht. Die Täter sitzen oft in Ländern wie Nigeria oder Ghana und zocken meist drei, vier Opfer zeitgleich ab.

4. Stranded-Traveller-Scam 

Bei dieser Masche erhalten die Opfer eine E-Mail von jemandem, den sie meist persönlich kennen. Behauptet wird, dass das Gegenüber wegen eines Überfalls in einem fremden Land gestrandet wäre, es wird um Geld gebeten. Tatsächlich wurde aber das E-Mail-Konto des vermeintlich Reisenden gehackt und die Nachricht an alle Kontakte im Adressbuch gesendet. Wird das Geld überwiesen, ist es freilich weg.

5. Tochter/Sohn-Trick

Hierbei wird den Opfern über Whatsapp eine Nachricht geschickt – zum Beispiel: "Hallo Mama, mein Handy ist gerade kaputt. Daher kann ich mich nur so melden. Ich brauche bitte dringend Geld, kannst du mir das bitte überweisen." Die Betrüger geben sich also als Kind der Empfänger aus. Oft wird auch behauptet, dass es eine neue Telefonnummer gebe und auf dem neuen Mobiltelefon die Banking-App noch nicht funktioniere und deshalb eine dringende Zahlung nicht durchgeführt werden könne. Die Opfer mögen doch einen zumeist vierstelligen Betrag an einen bestimmten Empfänger überweisen. Das Geld würde so bald wie möglich zurückgezahlt. Die Empfänger sind zumeist Money-Mules (Geldesel, gemeint sind Finanzagenten) im europäischen Ausland.

So kann man sich schützen

Im Prinzip muss immer der Grundsatz gelten: Was zu schön klingt, um wahr zu sein, ist es meist auch. Es gibt aber einige Schritte, mit denen man Tätern auf die Spur kommt.

Prüfen: Das Kind, das um Geld bittet, der Freund auf Reisen – in solchen Fällen lohnt es sich immer, die betreffende Person zu kontaktieren. Dann stellt sich schnell heraus, dass diese gar kein Geld brauchen und es sich um eine Falle handelt.

Nicht öffnen: E-Mails von unbekannten Absendern nicht öffnen. Schon gar keine Anhänge. Sie sind das Schlupfloch für Täter, um sich Zugang zum Computer zu verschaffen.

Genau hinsehen: Auch wenn eine E-Mail von der Bank kommt, bei der man ein Konto hat. In vielen Fällen verraten Rechtschreibfehler oder unglückliche Formulierungen, dass es sich um falsche E-Mails handelt. Weder per E-Mail noch am Telefon würde eine Bank von Kunden persönliche Daten oder Passwörter verlangen.

Skeptisch bleiben: Zeigt ein vermeintlicher Lover bei Anrufen via Facetime oder anderen Tools sein Gesicht nicht, ist Vorsicht geboten. Den Kontakt sofort abbrechen, wenn erste Geldforderungen kommen. Bilder von Portalen wie Tinder oder Bumble können via Google-Bildsuche geprüft werden. Oft zeigt sich dann, dass diese Bilder von Facebook oder Instagram-Profilen gestohlen wurden.

Fragen: Wer sich nicht sicher ist, ob ein Angebot oder eine Anfrage echt ist, sollte fragen, am besten im Kollegen- und/oder Freundeskreis. Im Internet finden sich viele Seiten über die diversen Abzocken. Mit ein paar Suchworten lässt sich meist schnell herausfinden, dass es sich wohl um die nächste Abzocke handelt. (Bettina Pfluger, 28.7.2023)