Eigentlich war der Termin am 26. Juli nichts Außergewöhnliches: In den Gängen des US-Senats in Washington, D.C. war eine Pressekonferenz angesetzt, Republikaner-Urgestein Mitch McConnell sollte dabei zur Debatte über das Verteidigungsbudget Rede und Antwort stehen. Der 81-Jährige ist seit diesem Jahr der längstdienende Parteianführer in der Geschichte des US-Kongresses. Entsprechend den aktuellen Mehrheitsverhältnissen ist er derzeit "minority leader" im Senat, also Sprecher der oppositionellen Republikaner.

Es waren unangenehme Sekunden für Mitch McConnell. Es gehe ihm aber gut, gab er kurz darauf bekannt.
AP/J. Scott Applewhite

Das Mikro war wie gewohnt vor einem Rednerpult aufgebaut, mehrere Dutzend Journalisten und Journalistinnen scharten sich um den einflussreichen Politiker. Während seines Eingangsstatements hörte er aber plötzlich auf zu sprechen. 21 Sekunden lang herrschte Schweigen, bis ihn Parteikollegen fragten, ob es ihm gut gehe, und ihn schließlich von den Kameras wegführten.

Video: Bei einer Pressekonferenz erstarrte der republikanische US-Senator Mitch McConnell mitten im Satz für 21 Sekunden.
AFP

Ein Parteikollege sprang ad hoc für McConnell ein. Kurz darauf setzte er aber selbst das Pressetreffen fort. "Es geht mir gut", ließ er wissen. Ob sein Aussetzer mit einem Sturz in einem Washingtoner Hotel vor wenigen Monaten zu tun habe, wollten Reporter wissen. Das verneinte er. Und ja, natürlich könne er seinen Job machen.

Doch da war sie wieder, die Debatte über das Alter vieler hochrangiger Entscheidungsträger in den USA. Präsident Joe Biden wäre bei einer Wiederwahl 2024 bereits 82 Jahre alt. Auch der Gesundheitszustand der gebrechlichen 90-jährigen Senatorin Dianne Feinstein ist immer wieder Thema, ebenso fielen in dem Zusammenhang wiederholt die Namen von Nancy Pelosi (83) und John Fetterman, der während seiner Kampagne einen Schlaganfall erlitten hatte.

Haley fordert Rücktritt

Zwei Tage nach seinem Aussetzer betonte McConnell abermals, dass er bis zur Wahl 2024 auf seinem Posten bleiben werde. Doch politische Gegner wie auch Kollegen haben längst begonnen, aus der Situation Kapital zu schlagen.

Seine Parteikollegin Nikki Haley etwa, die unter dem damaligen Präsidenten Donald Trump zur UN-Vertreterin der USA befördert worden war, schlug am Wochenende öffentlich vor, dass McConnell zurücktreten sollte. "Wir müssen aufhören, Leute zu wählen, nur weil sie gut auf dem Foto ausschauen und ein Baby gut halten können", meinte sie kantig. Die betagten Politiker und Politikerinnen sollten wissen, wann es Zeit sei zu gehen.

Sie selbst macht sich schon bereit für ihre Kandidatur: Die 51-jährige hat Anfang des Jahres angekündigt, für das Präsidentenamt antreten zu wollen. Im November 2024 werden die wichtigen Wahlen dafür in den USA über die Bühne gehen.

Aber auch für die Nachfolge von McConnell selbst sind mögliche Ersatzpersonen schnell zur Stelle. John Thune, Senator für South Dakota, scharrt da etwa in den Startlöchern. Bei der fraglichen Pressekonferenz war es auch er, der für seinen betagten Kollegen in die Bresche prang, als dieser das Rampenlicht kurz verlassen musste. (saw, 31.7.2023)