Gerhard Struber schaut.
Gerhard Struber soll Salzburg zu den nächsten Titeln führen.
APA/BARBARA GINDL

Salzburg – Gerhard Struber kennt sich mit Unsicherheit aus, er hat immerhin lange im Versicherungsgeschäft gearbeitet. Zyniker mögen behaupten: eine ideale Vorbereitung für den Job als Fußballtrainer. Der 46-jährige Struber übernimmt nun Österreichs Fußballmeister Red Bull Salzburg, und zwar in verhältnismäßig turbulenten Zeiten. Mitten in eine Umbruchphase samt Sportdirektoren-Wechsel und zahllosen Spielerabgängen verabschiedete sich Meistertrainer Matthias Jaissle am Freitag gen Saudi-Arabien. Struber soll das Team nun mit seiner Erfahrung in der Spur halten.

Als Profi beackerte der gebürtige Kuchler die Mittelfelder von Wörgl bis Bad Bleiberg. 1995 und 1997 wurde er mit Austria Salzburg Meister, es folgten Stationen von der zweiten Liga abwärts. Nach dem verletzungsbedingten Karriereende mit 26 Jahren machte er bei der Allianz Karriere, schaffte es vom Kundenberater zum Gebietsleiter und studierte BWL und Marketing. Fußball blieb in Form eines Co-Trainer-Jobs in Salzburgs Akademie ein Nebenschauplatz. "Man muss auch den einen oder anderen Umweg gehen", sagte Struber später.

Die Rückkehr

2014 beeindruckte er als Cheftrainer des SV Kuchl die damaligen Salzburg-Macher Ralf Rangnick und Christoph Freund in einem Testspiel. Sie holten ihn zurück ins Salzburger Nest: Akademie, Co-Trainer der Kampfmannschaft, Cheftrainer beim Farmteam Liefering. "Alle haben den Kopf geschüttelt, aber ich hatte die totale Überzeugung, dass das der richtige Weg ist."

Struber ist ein klassischer Red-Bull-Philosoph, er vertraut auf intensives Pressing und schnelles Umschalten. So sorgte er 2019 mit dem kleinen Wolfsberger AC international für Furore, panierte Borussia Mönchengladbach 4:0. Der damals hoffnungslos letztplatzierte englische Zweitligist Barnsley erkannte Struber als rettenden Strohhalm, mit dem Last-Minute-Klassenerhalt gelang ihm ein mittelgroßes Fußballwunder.

Der letzte Abgang

Die folgende Station bei den New York Red Bulls endete nach fast drei Jahren weniger rühmlich: Struber wechselte seinen Spieler Dante Vanzeir nicht sofort aus, nachdem der einen Gegenspieler rassistisch beleidigt hatte. Zu Fanprotesten kam ein schlechter Saisonstart, im Mai ergab das die Trennung.

Seinen "Herzensverein" Salzburg behielt Struber stets im Auge. "Ich bin ein Familienmensch", sagte er nun bei seiner Vorstellung, ein so hochkarätiges Engagement direkt vor der Haustür sei auch für seine Frau und die zwei Kinder "etwas ganz Besonderes". (Martin Schauhuber, 31.7.2023)