Preisreduzierte Tupperware-Produkte in einem Einzelhandelsgeschäft in Chicago, Illinois.
Seit Jahren kämpft das US-Unternehmen mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Der jüngste Anstieg des Aktienkurses ist wohl weniger Zeichen eines Aufschwungs als Produkt eines spekulativen Anlegerhypes.
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Noch vor kurzem machte das US-Kunststoffunternehmen Tupperware mit roten Zahlen und Liquiditätsproblemen auf sich aufmerksam, nun aber erlebt zumindest die Aktie einen sehenswerten Aufschwung. Innerhalb einer Woche zog der Aktienkurs des für das verschließbare Kunststoffgeschirr bekannten Unternehmens um 347 Prozent an. Grund zur Freude oder ein Hinweis auf eine Besserung der Wirtschaftlichkeit des Unternehmens ist das aber nicht.

Denn auch wenn der Aktienkurs innerhalb kürzester Zeit um einen dreistelligen Prozentwert zulegen konnte, befindet sich das Papier immer noch im Keller. Zuletzt stand der Kurs für die Tupperware-Aktie bei 4,27 US-Dollar, noch vor einem Jahr war er etwa dreimal so hoch. Von den historischen Höchstwerten von über 90 Dollar von vor zehn Jahren ist der Kurs gar meilenweit entfernt.

Der Aktienkurs des US-Kunststoffunternehmens Tupperware im Verlauf der vergangenen Jahre.
Auch wenn der Aktienkurs nun wieder anzieht, von historischen Glanzleistungen ist er noch weit entfernt.

Und dann gibt es noch einen zweiten Grund, der nicht unbedingt mit dem wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens zusammenhängt. Die Wertpapiere von Tupperware sind wohl zur Meme-Aktie geworden. Doch wie kommt es dazu?

Spekulanten treiben Aktienkurs in die Höhe

Anleger spekulieren auf fallende Kurse einer Aktie, eine Handelsmethode, die als Short Selling bekannt ist. Die Spekulanten leihen sich die Aktie zu einem aktuellen Preis, tätigen anschließend einen Leerverkauf und kaufen die Positionen idealerweise am niedrigsten Kurspunkt wieder zurück. Geht der Plan auf, lässt sich damit ein ordentlicher Gewinn realisieren. So weit, so gut, doch wieso steigt der Aktienkurs dann trotzdem?

Das liegt daran, dass andere Anleger auf einen Short Squeeze spekulieren. Sie erwerben also Aktien zu einem niedrigen Kurs und erhoffen sich einen Kursanstieg. Wird dieser tatsächlich realisiert, setzt dies wiederum die Leerverkäufer unter Druck. Sie sind nämlich gezwungen, die zuvor geliehen Wertpapiere zurückzukaufen – selbst zu höheren Preisen. In Summe wird damit der Aktienkurs künstlich in die Höhe getrieben.

All das betrifft aber nicht nur Kleinanleger, sondern oft auch große Hedgefonds, die beispielsweise auf die Insolvenz oder Pleite eines Unternehmens spekulieren. Einzelne Kleinanleger können den Kursverfall zwar nicht umkehren, in ihrer Gesamtheit können sie aber selbst milliardenschwere Hedgefonds unter Druck setzen. Eine Rolle spielen dabei auch soziale Netzwerke wie Reddit und X (vormals Twitter).

Besonders viel Aufsehen erregte die Aktie es US-Videospielehändlers Gamestop vor rund zwei Jahren, als unbekümmerte Kleinanleger einander via Reddit zum Kauf der Aktien ermunterten und so selbst erfahrenen Hedgefonds Milliardenverluste bescherten. Die Rede ist in solchen Fällen von "Meme-Aktien". Eine solche dürfte nun auch Tupperware sein.

Ein entscheidender Grund, warum nun das US-Kunststoffunternehmen im Fokus steht: Wirtschaftliche Turbulenzen führten in den vergangenen zwei Jahren zu einem Kursverfall, der spekulative Anleger förmlich dazu einlud, auf fallende Kurse zu setzen. Billig anbietende Konkurrenten, ein nicht mehr zeitgemäßes Geschäftsmodell und ein Nachfragerückgang bei Küchenartikeln sorgten 2022 für einen Umsatzeinbruch, das Unternehmen schrieb mit einem Verlust von rund 32 Millionen Euro tiefrote Zahlen. Liquiditätsprobleme waren die Folge, im Mai machte sich Tupperware mit Unterstützung der Investmentbank Moelis & Co auf die Suche nach "strategischen Alternativen". (Nicolas Dworak, 1.8.2023)