Wer seine private Filmsammlung in Form von Scheiben pflegt, wird es wohl bald schwerhaben. Zumindest in Australien und Neuseeland, denn dort leitet der Hollywood-Riese Disney offiziell das Ende des Filmvertriebs auf physischen Datenträgern ein. In Zukunft wird man die eigenen Werke dort nicht mehr auf DVD und Blu-ray anbieten, berichtet news.com.au.

"Guardians of the Galaxy Vol. 3" wird der letzte Release, den man noch in den Läden auf dem runden Speichermedium wird erwerben können. Alle vorher auf diesem Wege veröffentlichten Werke sind in dieser Form nur noch erhältlich, bis die Lagerbestände geleert sind. Neben Disneys Eigenproduktionen betrifft diese Änderungen auch alle zugehörigen Studios wie 20th Century Fox, Marvel oder das für "Star Wars" und "Indiana Jones" zuständige Unternehmen Lucasfilm.

Der Schritt ist eine Reaktion auf die Marktentwicklung. Die große Mehrheit der Filmfans ist mittlerweile rein digital unterwegs – sei es mit Einzelkäufen oder über Streamingportale wie Netflix, Apple TV+, Amazon Prime Video oder eben auch Disneys eigene Plattform Disney+. Der Popkultur-Experte Dave Lee zeigt sich wenig überrascht. Seiner Ansicht nach hat sich eine solche Maßnahme schon lange angekündigt. Er kenne kaum noch Menschen, die Filme auf physischen Datenträgern kaufen, und bei den Käufern von Sammlereditionen handle es sich um eine "sehr, sehr kleine Bubble".

Wohl nur der Anfang

Es ist naheliegend, dass Disneys Vorgehen in Australien und Neuseeland sich in anderen Märkten wiederholen und Nachahmer finden wird. Viel mehr dürfte nun eine Ära des physischen Filmvertriebs in ihre Endphase gehen. In den vergangenen Jahren sind die ohnehin seit Jahren schwindenden Verkaufs- und Nutzungszahlen für die Scheiben weiter eingebrochen.

Das zeigt sich auch am österreichischen Markt, den solche Entwicklungen oft verspätet erreichen. So heißt es etwa im Filmwirtschaftsbericht 2022 des Filminstituts, dass sich der digitale Filmvertrieb während der Corona-Jahre als Rettungsanker erwiesen habe: "Ohne das exponentielle Wachstum der digitalen Vertriebskanäle wäre die Branche von der Pandemie noch wesentlich stärker gebeutelt worden."

Illustration: DVD-Scheibe vor der Netflix-Website
Die große Mehrheit setzt auf Digitales, das Zeitalter der Scheiben geht zu Ende.
Montage: Netflix und Ben Mortimer / flic.kr/p/bpNT1v [CC-BY 2.0]

Man sieht außerdem historische Parallelen zu mittlerweile praktisch ausgestorbenen Formaten. "Physische Bild- und Tonträger sind so weit in die Bedeutungslosigkeit gedrängt worden, wie das in früheren Jahren die CD mit der Schallplatte oder die DVD mit der VHS-Kassette vorgezeigt hat", heißt es weiter.

DVD und Co in der Versenkung

Die von der RTR und Arbeitsgemeinschaft Teletest beauftragte und von GfK Austria durchgeführte Bewegtbildstudie 2022 liefert die passenden Zahlen zu dieser Einschätzung. Nur 20 Prozent der 4.000 Befragungsteilnehmer verfügen überhaupt noch über eine Möglichkeit, DVDs abzuspielen, 14 Prozent nennen einen Blu-ray-Player oder ein kompatibles Laufwerk in PC, Laptop oder Konsole ihr Eigen.

Diagramm: Nutzungsanteile der Medienformate in der Bewegtbildstudie 2022
Nutzungsanteile der Medienformate in der Bewegtbildstudie 2022.
RTR/AG Teletest/GfK Austria

Der Nutzungsanteil, gemessen in täglicher Zeit für Film- und Serienkonsum, ist an einem Tiefpunkt angekommen. Er stagniert über alle Altersgruppen hinweg seit 2021 bei 1,8 Prozent. Diese Zahl umfasst nicht nur DVDs, sondern auch Blu-rays und andere physische Träger wie etwa Videokassetten. Angekündigt hatte sich das schon länger. Bereits die Blu-ray vermochte nie an die Popularität der DVD anzuschließen. Die Ultra-HD-Blu-ray, für welche die Anschaffung neuer Player nötig war, entwickelte sich zum Flop. (gpi, 1.8.2023)