Samsung Flip 5
Aufgefaltet sieht das Smartphone fast aus wie alle. Der kleine Knick in der Mitte ist wenig aufdringlich.
STANDARD, aam

Während sich der Kollege das neue Premiumtelefon Samsung Galaxy Z Fold 5 geschnappt hat, habe ich lieber zur schmaleren Flip-Variante gegriffen, die sich ebenfalls ab diesem August in die fünfte Runde begibt. Klein, aber fein, könnte das Motto des Galaxy Z Flip 5 lauten, das sich in einigen wichtigen Punkten gegenüber dem Vorjahresmodell verbessert hat. Wo man leider noch immer nicht an aktuelle Standards anschließt und für wen das faltbare Smartphone trotzdem geeignet ist, sollen die folgenden Absätze klären.

Fass mich ruhig an

Beim "Look and Feel" spielt das Flex 5 ganz oben mit. Geschwungene Rundungen, die der Hand schmeicheln, hochwertige Materialien und angenehme Farben lassen das erste Kennenlernen sehr positiv ausfallen. Die zwei Kameramodule stehen ein wenig heraus, aber sich darüber aufzuregen liegt mittlerweile Gott sei Dank hinter der Smartphone-Berichterstattung.

Klappt man das Smartphone auf – sportliche Naturen schaffen es vielleicht mit einer Hand, in der Regel werden jedoch beide dazu gebraucht –, sieht das Flip 5 wie fast jedes andere Handy aus, nur vielleicht etwas schmaler. Die Einkerbung in der Mitte des Displays ist spürbar, schränkt aber nicht in der Handhabung des Geräts ein und ist beispielsweise auch beim Schauen von Videos kaum bis gar nicht bemerkbar. Ansonsten überrascht das Flip 5 designtechnisch nicht, bietet es doch an der Außenseite die gewohnte Ein- und Ausschalttaste, die Lauter-leise-Wippe und zwei Lautsprecher. Geladen wird via USB-C. Das dazu passende Kabel liegt bei – ein Netzstecker leider nicht.

Wer das Flip 5 ins Wasser fallen lässt, braucht nicht gleich Schnappatmung zu bekommen. Dank IPX8 sind zumindest kurze Ausflüge ins kalte Nass erlaubt.

Samsung Flip 5 Aufnahme
Das Außendisplay ist diesmal wesentlich größer und kann für zahlreiche Apps genutzt werden.
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Samsung Flip 5 Aufnahme
Videos profitieren nur geringfügig von dem schlanken Design. Dennoch kann das Flip 5 gut als Videoplayer genutzt werden.
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Flex Window

Während sich die Neuerungen beim Schwestermodell Fold 5 in diesem Jahr im Rahmen halten, sprengt das Flip diesen, zumindest was das Außendisplay betrifft. War im Vorgängermodell noch ein schüchternes 1,9-Zoll-Display verbaut, protzt diesmal ein 3,4-Zoll-AMOLED-Display an der Außenseite, das auch dank der Auflösung von 720 x 748 zahlreiche Spielereien zulässt. Zu den neu unterstützten Apps gehören etwa Google Maps, Netflix, Youtube oder Whatsapp. Die Messengeranwendungen verfügen dabei über eine vollwertige Tastatur, was das Aufklappen für eine kurze Rückmeldung unnötig werden lässt. Ebenfalls angezeigt werden Widgets, etwa Kalender oder das aktuelle Wetter.

Alle Apps können aber nicht ohne Probleme am Außendisplay genutzt werden, benötigt das Format doch eine separate Optimierung. Wer sich über diese Schranken hinwegsetzen will, der kann auf Mods wie CoverscreenOS zurückgreifen oder warten, bis Samsung ein solches Tool anbietet.

Geschützt wird das Display durch Gorilla Glass Victus 2, unterstützt werden allerdings nur 60 Hertz, gegenüber den 120 Hertz am Innendisplay.

Samsung Flip 5 Aufnahme
Für Videocalls kann das Smartphone bequem aufgestellt werden.
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Samsung Flip 5 Aufnahme
Das Design des Außendisplays kann nach den eigenen Vorstellungen angepasst werden.
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Ganz normales Smartphone

Aufgeklappt erinnert das Gerät stark an die klassische Samsung-Familie. Mit einem 6,7-Zoll-AMOLED-Display, das mit 2.640 x 1.080 auflöst, erwarten den Nutzer knallige Farben und hohe Kontraste. Zum Entsperren kann der klassische Weg der Linienziehung gewählt werden oder aber die gut und schnell funktionierende Gesichts- oder Fingerabdruck-Erkennung. Letztere liegt auf der physischen Einschalttaste, also nicht unter dem Display wie bei vielen anderen aktuellen Smartphones.

Bei der installierten Software finden sich unter den gängigsten Google- und Microsoft-Anwendungen auch die typischen Samsung-Apps. Interessant ist, dass, wenn es einen Samsung-Service gibt, etwa Samsung-Wallet, der dazu passende Gegenpart im Sammelfenster der Google-Services dann fehlt.

Kommen wir jetzt zu den inneren Werten. Ein neuer Prozessor werkt selbstverständlich auch im neuen Flip. Mit dem Snapdragon 8 Gen 2 arbeitet das aktuellste Modell im Smartphone, was entsprechend für aktuelle Anwendungen und Spiele ausreicht. Laut Performancetest ist der Grafikchip damit etwa 30 Prozent schneller als im Vorgängermodell, Mit 256 oder 512 Gigabyte Speicherplatz sollte für jeden etwas dabei sein. Der 3.700 mAh große Akku bringt vorsichtige Naturen gut durch den Tag, bei starker Nutzung sollte man allerdings die Nähe einer Stromversorgung suchen. Dennoch scheint aufgrund des neuen Chips und der damit verbundenen stärkeren Energieeffizienz ein wenig mehr aus dem Akku herausgeholt worden zu sein.

In Sachen Software arbeitet noch Android 13 mit OneUI 5.1.1 in dem handlichen Gerät. Große Neuerungen sind damit nicht zu erwarten, aber immerhin steht Android 14 schon in den Startlöchern, was Samsung-Besitzer in diesem Jahr noch von einem neuen Betriebssystem wird profitieren lassen. Sicherheitspatches verspricht Samsung wie gewohnt für die nächsten fünf Jahre.

Im Smartphone ist Platz für eine physische SIM-Karte, aber das Flip 5 unterstützt auch eSIM, das heißt, hier ist moderne Flexibilität in dieser Beziehung gegeben. 5G wird selbstverständlich auch unterstützt.

Samsung Flip 5 Aufnahme
Ausgeklappt sieht das Smartphone "normalen" Geräten sehr ähnlich.
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Samsung Flip 5 Aufnahme
Ja, Fingerabdrücke sieht man auf der Front sehr schnell, die farbige Rückseite ist da wesentlich dankbarer.
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So wichtig: Die Kameras

Fangen wir bei der 10-Megapixel-Frontkamera an, die auch als Selfie-Kamera benutzt werden kann. Einfach vors Gesicht halten oder dank Flex-Modus auf den Tisch stellen – funktioniert prima. Die anderen beiden Kameras setzen sich aus einer 12-Megapixel-Weitwinkelkamera, gestützt von einer 12-Megapixel-Ultraweitwinkelkamera, zusammen. Die Auflösung geht dabei auf Wunsch auf 4K hoch, allerdings nur für vertikale Aufnahmen, also das typische Social-Media-Format. Geht man in den horizontalen Modus, ist tatsächlich nur eine Full-HD-Auflösung möglich.

Generell können die Kameras aber nicht mit aktuellen Flaggschiffen mithalten – angefangen bei der Bildstabilisierung bis hin zur Dynamic Range des Smartphones. Der zehnfache digitale Zoom stößt ebenfalls schnell an seine qualitativen Grenzen und wird wohl nur für Ausnahmesituationen genutzt werden.

Nachtaufnahmen beziehungsweise Aufnahmen mit schlechten Lichtverhältnissen gleicht das Gerät mit der sogenannten Nightography aus, die tatsächlich ganz gute Ergebnisse liefert, auch wenn es mal an Lichtquellen mangelt. Aber auch hier fehlen technische Stützen, die etwa ein verwackeltes Bild verhindern.

Samsung Flip 5 Aufnahme
Farben entsprechen der Realität, Samsung-typisch können diverse Weichzeichner aktiviert werden.
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Samsung Flip 5 Aufnahme
Auch ohne dezidierte Makrokamera funktionieren Nahaufnahmen sehr gut.
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Samsung Flip 5 Aufnahme
Dieses Foto wurde bei sehr schlechten Lichtverhältnissen gemacht. Die Helligkeit gleicht der Nachtmodus gut aus, eine ruhige Hand benötigt es allerdings.
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Auch wichtig: Individualität

Spielraum für Individualität bieten aktuelle Smartphones spärlich. Mit einem bunten Cover und einem hübschen Wallpaper war es das eigentlich. Diese Dinge gibt es auch für das Flip 5. Hüllen für ein zusammenklappbares Smartphone? Ja, von Samsung selbst gibt es beispielsweise das Clear Gadget Case, das, aus zwei Teilen bestehend, auf das Smartphone geklipst wird. Wer möchte, kann auch den mitgelieferten Popsocket aufstecken, um das Smartphone besser halten zu können.

In Sachen Wallpaper kann man sowohl das innere als auch das äußere nach den eigenen Vorstellungen gestalten. Foto mit der Lieblingskatze? Kein Problem. Hintergrundfarbe, angezeigte Widgets – es ist eine Spielwiese, die man gerne ausprobiert.

Samsung Flip 5 Aufnahme
Bei den Anschlüssen gibt es keine Überraschung, und auch die Kameras stehen, wie bei allen aktuellen Smartphones, ein wenig aus dem Gehäuse.
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Samsung Flip 5 Aufnahme
Eine der größten Neuerungen ist der von Samsung eliminierte Spalt im zusammengeklappten Zustand.
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Vorgängervergleich

Tatsächlich gibt es einige Verbesserungen im direkten Vergleich mit dem Flip 4 aus dem Vorjahr. So fällt das Display mit 1.600 Nits spürbar heller und klarer aus als beim Flip 4 mit 1.400. Die kleine Einbuchtung am Innendisplay ist, obwohl Samsung etwas anderes behauptet, nicht weniger spürbar als beim Vorgänger. Noch immer merkt man diese deutlich, wenn man mit dem Finger darübergleitet. Wirklich störend ist sie allerdings nicht. Puristen können sich trotzdem darüber echauffieren, schließlich machen es das Oppo N2 Flip und auch das hauseigene Samsung Z Fold 5 besser.

Die größte Verbesserung in diesem Jahr ist natürlich, dass das Smartphone beim Zusammenklappen keinen Spalt mehr lässt, das heißt, die Bildschirminnenseiten liegen erstmals flach aufeinander. Im Vorjahr war noch ein deutlicher Spalt zu sehen, der natürlich weder vor Staub noch vor anderem Kleinkram schützte, der sich garstig hineinschmuggeln wollte.

Auf das größere Außenfenster, das natürlich auch als positive Weiterentwicklung gewertet werden darf, sind wir bereits eingegangen. Bei Abmessungen und Gewicht hat sich hingegen wenig getan. Man ist zwar jetzt zwei Millimeter dünner (15 Millimeter), das Gewicht (187 Gramm) blieb allerdings gleich gegenüber dem Vorjahr.

In Sachen Kamera sind ebenfalls Verbesserungen sichtbar. Farben wirken echter, Hauttöne nicht mehr so matt wie beim Vorgänger. Beim Weitwinkel sehen die Fotos zudem schärfer aus als noch beim Flip 4. Bei den Videos sind in kurzen Tests keine großen Unterschiede festgestellt worden.

Preis und Verfügbarkeit

Das Galaxy Z Flip 5 kann man bereits vorbestellen. Bei den Farben wählt man aus Schwarz, Mint, Lavendel und "Cream". Wer das Smartphone direkt bei Samsung im Onlineshop kauft, kann zudem aus vier zusätzlichen Farben wählen, nämlich Gelb, Grau, Blau und einem dunklen Grün.

Im Handel steht es dann ab dem 11. August. Für das kleinere, 256 GB große Modell muss man 1.199 Euro zahlen, die 512-GB-Version kommt auf stolze 1.319 Euro. Damit liegt man etwas über dem Vorjahresmodell. Wer Geld sparen will und mit den erwähnten Schwächen des Flip 4 leben kann, der greift zu ebendiesem Vorjahresmodell, dass es bei diversen Händlern bereits ab rund 650 Euro zu kaufen gibt.

Samsung Flip 5 Aufnahme
Solche klaren Formen können auf Wunsch auch ausgeschnitten und als Einzelbild verschickt werden.
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Fazit

Ich mag die Idee eines faltbaren Smartphones, da bin ich ehrlich. Während die großen Vertreter dieser Spezies noch ein wenig klobig daherkommen und in meiner Hosentasche wenig Unterschied zu meinem iPhone 13 Pro Max machen, finde ich die Idee vom Flip 5 sexy. Das größere Außendisplay ist eine wundervolle Ergänzung, kann man doch Apps darüber steuern oder es als Selfie-Kamera für Videocalls nutzen. In der Hosentasche ist es zudem superkompakt, was man schon lange nicht mehr von anderen Smartphones sagen kann.

Der größte Nachteil ist meiner Meinung nach weiterhin der vergleichsweise schwache Akku, der bei einer überdurchschnittlichen Belastung keinen ganzen Tag durchhält. Hier hätte Samsung nachbessern müssen, auch wenn es technisch sicher eine Herausforderung gewesen wäre. Für diesen Preis will ich mich aber auf mein Smartphone verlassen können. Was die Hardware betrifft und auch den noch immer vorhandenen Negativbuckel im geöffneten Zustand, so reicht das vorhandene Material, um mich grundsätzlich glücklich zu machen.

Samsung-Fans können dann zugreifen, wenn sie ohnehin die meiste Zeit in der Nähe einer Steckdose sitzen und keine allzu hohen Ansprüche an Videos haben. Leider lässt das Flip 5 auch hier nicht gerade die Muskeln spielen, was bei einem 1.000-Euro-Handy leider in die Kategorie "blöd gelaufen" fällt. Ein Gerät für Liebhaber der Faltidee und in jedem Fall eine sehr gute Weiterentwicklung zum Vorjahr! (Alexander Amon, 6.8.2023)