Tunis – Der tunesische Präsident Kais Saied hat Regierungschefin Najla Bouden ohne Angabe von Gründen entlassen. Saied habe "die Aufgaben" der ersten weiblichen Regierungschefin des nordafrikanischen Landes "beendet", erklärte die Präsidentschaft per Video und Pressemitteilung am Dienstag kurz vor Mitternacht. Neuer Regierungschef ist demnach der bisherige Zentralbank-Vertreter Ahmed Hachani, der dem Video zufolge bereit den Amtseid abgelegt hat.

Najla Bouden
Najla Bouden war im September 2021 als erste Frau zur Ministerpräsidentin Tunesiens ernannt worden.
AFP/Tunisian Presidency

Das Land müsse "enorme Herausforderungen" überstehen, erklärte Saied demnach bei der Vereidigungszeremonie. Offizielle Erklärungen für die Entlassung Boudens gab es nicht. Mehrere Medien berichteten aber über Saieds Unmut über Versorgungsengpässe im Land, vor allem einen Mangel an Brot in staatlich subventionierten Bäckereien.

Hachani war der Öffentlichkeit bisher weitgehend unbekannt. Nach Angaben auf Facebook war er bisher leitender Angestellter bei der tunesischen Zentralbank und studierte einst an der juristischen Fakultät in Tunis, wo Saied Verfassungsrecht gelehrt hatte.

Der neue tunesische Premiermnister Ahmed Hachani (R) und Tunesiens Präsident Kais Saied (L)
Der neue tunesische Premiermnister Ahmed Hachani (re.) und Präsident Kais Saied.
EPA/Tunisian Presidency

Bouden war im September 2021 als erste Frau zur Ministerpräsidentin Tunesiens ernannt worden. Saied hatte zwei Monate zuvor mithilfe eines Notstandsartikels der Verfassung den bisherigen Regierungschef Hichem Mechichi abgesetzt, die Arbeit des Parlaments ausgesetzt und die Immunität der Abgeordneten aufgehoben. Die Entmachtung der Regierung und die Suspendierung des Parlaments stürzten Tunesien in eine Verfassungskrise. Mehrfach entließ Saied in den vergangenen Monaten ohne Angabe von Gründen Minister. (APA, 2.8.2023)