Die Ermittlerinnen und Ermittler haben den Verdacht, dass das Geld der Anleger nie investiert wurde.
AP/Jim Mone

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ermittelt in mehreren Fällen von mutmaßlich schwerem Anlagebetrug. Mehrere Unternehmen sollen Anlegerinnen und Anleger zu Investitionen in Cannabis-Anbau und Kryptowährungen motiviert und so weltweit einen Schaden von bis zu einer halben Milliarde Euro verursacht haben.

Über das sogenannte Cannabis-Crowdgrowing-Projekt Juicy Fields in der Steiermark sollen Anleger viele Millionen Euro verloren haben. Wegen zwei Verdachtsfällen auf Anlagebetrug, My First Plant und EXW-Wallet, wird in Kärnten ermittelt. Allein in Österreich gibt es laut einer aktuellen Aussendung der WKStA mehrere tausend Opfer. Den Anlegern sollen im Internet gewinnbringende Investments mit hohen Renditen in Aussicht gestellt worden sein. Für alle Beschuldigten gilt die Unschuldsvermutung.

Aufgrund der bisherigen Ermittlungen besteht der Verdacht, dass die veranlagten Gelder zum überwiegenden Teil nie investiert wurden. In einem dieser systematischen Fälle seien zuletzt in Österreich mehrere Hausdurchsuchungen durchgeführt und auch eine Person in Klagenfurt festgenommen worden. Zur raschen und effizienten Führung der komplexen und systematisch ähnlichen Verfahren habe die WKStA ein eigenes Ermittlungsteam gegründet.

"Juicy Fields" im Fokus

Im Fokus der Ermittlerinnen und Ermittler steht Juicy Fields. Das Verfahren wird in der Steiermark gegen ein Unternehmen, fünf Beschuldigte und unbekannte Täter wegen des Verdachts auf gewerbsmäßigen schweren Betrug geführt. Im Zuge der Ermittlungen fanden zuletzt im Juli eine Hausdurchsuchung, mehrere Kontoöffnungen und tausende Einvernahmen mit Opfern statt.

Die genaue Schadenssumme ist noch Gegenstand der Ermittlungen, derzeit beläuft sich die europaweit entstandene mutmaßliche Schadenssumme laut WKStA auf über 400 Millionen Euro. In Österreich gehen die Ermittlerinnen und Ermittler bis dato von 5.500 Geschädigten mit einem mutmaßlichen Gesamtschadensbetrag in der Höhe von 19 Millionen Euro aus.

In Deutschland sind Ermittlungen in der Causa schon länger bekannt. Bereits vergangenes Jahr fanden mehrere Hausdurchsuchungen statt. Die Finanzmarktaufsichtsbehörde Bafin hatte vor Investments gewarnt.

Weitere Fälle

Im Fall von My First Plant ermittelt die WKStA in Kärnten wegen schweren Betrugs und Geldwäscherei gegen vier Personen und ein Unternehmen. Dort gehen die Ermittler von einer Schadenssumme von zumindest 16 Millionen Euro und insgesamt 17.000 Opfern aus. Ein weiteres Verfahren betrifft laut Staatsanwaltschaft den mutmaßlichen Anlagebetrug in der Causa EXW Wallet, der mit My First Plant zusammenhängt – die Beschuldigten in beiden Fällen sind zum Teil die gleichen Personen. Gegen acht Personen wurde im Fall EXW bereits Anklage beim Landesgericht Klagenfurt erhoben.

Konkret sollen sie mehrere Unternehmen samt Bankverbindungen und Kryptowallets gegründet haben, die EXW Gruppe. Sie sollen den Anlegern hohe Renditen über Immobilienprojekte, den Handel mit Kryptowährungen und eine eigens geschaffene Kryptowährung namens EXW-Token versprochen haben. Anstatt in die behaupteten Projekte zu investieren, hätten die Beschuldigten die Investorengelder jedoch von einem Konto aufs nächste überwiesen, den Verbleib so verschleiert und das Geld zur Finanzierung des eigenen Lebensstils verwendet. Außerdem hätten sie ein Pyramidensystem geschaffen, über das neue Kunden angeworben worden seien.

Die WKStA geht von 40.000 Opfern aus, vornehmlich aus dem deutschen Sprachraum und aus dem europäischen Ausland, die "Investitionen" in das System EXW getätigt hätten. Der Schadensbetrag beläuft sich auf 14 Millionen Euro, das Strafmaß beträgt ein bis zehn Jahre Haft. In diesem Fall laufen außerdem noch Ermittlungen gegen weitere 14 Beschuldigte, eine Person ist im Ausland in Auslieferungshaft. (red, APA, 3.8.2023)