Überschwemmung Steiermark Gnas Starkregen
Luftaufnahme von Gnas in der Südoststeiermark.
APA/FEUERWEHR GNAS

Völkermarkt – Starke Niederschläge in der Nacht auf Freitag haben im Süden Österreichs zu Murenabgängen und Überflutungen geführt. In der Steiermark waren die Bezirke Deutschlandsberg, Leibnitz und Südoststeiermark besonders betroffen. Für die drei Bezirke wurde am Freitagnachmittag laut ORF eine Zivilschutzwarnung ausgesprochen. Die Bevölkerung wird ersucht, nicht unbedingt notwendige Autofahrten zu unterlassen.

Ebenfalls angespannt war die Lage in Kärnten in St. Paul im Lavanttal und Loibach, wo Zivilschutzalarm galt. In St. Georgen im Lavanttal und Bad Eisenkappel gab es eine Zivilschutzwarnung. Das blieb auch noch am Nachmittag aufrecht.

Video: Ein "ZiB"-Bericht über die starken Unwetter in Kärnten
ORF

Wegen erwarteter Gewitter mit Starkregen am Wochenende hat auch das Land Tirol vor möglichen lokalen Vermurungen und Überschwemmungen gewarnt. Von Freitagnachmittag bis Sonntag würden "ergiebige Niederschläge" erwartet, hieß es. Betroffen sei vor allem das Tiroler Unterland sowie die klassischen Nordstaulagen Tirols, wo die zweithöchste Warnstufe "Orange" gelte.

Drei Tote und höchste Alarmstufe in Slowenien

Auch im Nachbarland Slowenien haben starke Regenfälle und Unwetter am Freitag im Norden und Nordwesten sowie in zentralen Teilen des Landes starke Überschwemmungen zur Folge gehabt und nach ersten Informationen drei Todesopfer gefordert. In der überschwemmten Kleinstadt Kamnik ist eine slowenische Staatsbürgerin ums Leben gekommen, in den Bergen in den Gegend von Kranj starben zwei Niederländer, berichtete die Nachrichtenagentur STA.

Entspannung ist vorerst keine in Sicht, laut dem slowenischen Wetterdienst werden starke Regenfälle in den nächsten 24 Stunden erwartet. Der Regen weitete sich mittlerweile auch im Süden und Südosten des Landes aus, womit die höchste Alarmstufe nunmehr für fast das gesamte Land gilt. Die Menschen wurden aufgefordert, ihre Häuser nur im äußersten Notfall zu verlassen.

Kärntner Landeskrisenstab tagte

In Kärnten tagte am Freitag der Landeskrisenstab. Am Nachmittag ließ der Regen zwar nach – weil in der kommenden Nacht aber erneut starker Regen erwartet wird, wird in St. Paul und Wolfsberg ein mobiler Hochwasserschutz errichtet.

In St. Paul droht ein Rückhaltebecken oberhalb der Ortschaft überflutet zu werden. Häuser direkt unterhalb des Dammes wurden bereits evakuiert, die Bewohnerinnen und Bewohner von St. Paul wurden über eine mögliche Evakuierung informiert, teilte der Landespressedienst mit.

Hochwasser in St. Paul.
Hochwasser in St. Paul (Kärnten).
APA/GERT EGGENBERGER

Weiters sollen die Bewohner zu Hause bleiben und sich nach Möglichkeit in den oberen Etagen aufhalten. Experten des Hochwasserschutzes berichteten, dass durch das Rückhaltebecken ein größerer Schaden in der Gemeinde verhindert wurde, aber aufgrund der zu erwartenden heftigen Regenfälle ein Überlaufen des Beckens nicht auszuschließen sei.

Ortschaften von Außenwelt abgeschnitten

In den Bezirken Völkermarkt, Wolfsberg und Klagenfurt-Land hatte es Vermurungen und Überschwemmungen gegeben, die zu zahlreichen Straßensperren führten (Hier ist ein Überblick über Straßensperren in Kärnten). Betroffen waren auch zahlreiche Grenzübergänge nach Slowenien, weshalb der ÖAMTC befürchtet, dass es am Wochenende besonders lange Staus vor dem Karawankentunnel geben könnte.

Eine Straßensperre in Bleiburg.
Eine Straßensperre in Bleiburg (Kärnten).
APA/GERT EGGENBERGER

Ortschaften bei Bad Eisenkappel sowie im Bezirk Klagenfurt-Land waren Freitagfrüh komplett von der Außenwelt abgeschnitten. Das Bundesheer wurde zur Beseitigung von Verklausungen angefordert. "Ein Erkundungstrupp der Villacher Pioniere ist unterwegs, 25 Soldaten unterstützen bereits beim Befüllen von Sandsäcken", teilte Bundesheersprecher Michael Bauer mit.

Feuerwehreinsätze in der Steiermark

Starker und anhaltender Regen hat in der West- und Oststeiermark in der Nacht auf Freitag zahlreiche Einsätze erforderlich gemacht. Betroffen waren laut dem Landesfeuerwehrverband vor allem die Bezirke Deutschlandsberg, Leibnitz und Südoststeiermark. Dabei wurden Keller ausgepumpt und überflutete Straßen sowie die Bereiche bei über die Ufer getretenen Bächen gesichert. Die Wehren wurden rund 80-mal zu Auspump- und über 60-mal zu anderen Unwettereinsätzen gerufen.

Allein im weststeirischen Bezirk Deutschlandsberg standen rund 35 Feuerwehren im Einsatz. Seit etwa 2.30 Uhr wurden die Feuerwehren oft zeitgleich zu mehreren Hochwassereinsätzen gerufen, wie ein Sprecher mitteilte. Meist handelte es sich um überflutete Keller oder Straßen. Auch Sandsäcke wurden vorbereitet. Besonders betroffen sind die Gemeinden Eibiswald und Wies, aber auch das Gebiet um die Ortschaft Trag in der Gemeinde Bad Schwanberg.

Eine nasse Straße im Bezirk Deutschlandsberg.
Die Lage im Bezirk Deutschlandsberg (Steiermark).
APA/BFVDL

Laut dem Landesenergieversorger Energie Steiermark waren am Vormittag rund 4.000 Haushalte ohne Strom. Dutzende Trafostationen waren entweder ausgefallen oder sicherheitshalber abgeschaltet. Dies konzentrierte sich vor allem auf den Bereich an der Mur zwischen Mureck und Bad Radkersburg sowie das Auersbachtal nördlich von Feldbach (beide im Bezirk Südoststeiermark), des Weiteren im Raum Hengsberg und bei Glanz (Bezirk Leibnitz).

Auch Burgenland betroffen

Im Burgenland stand die Feuerwehr am Freitag nach starken Niederschlägen ebenfalls im Einsatz. Über Nacht wurden etwa im Bezirk Jennersdorf rund 70 Liter Regen pro Quadratmeter gemessen, berichtete das Bezirkskommando. Mehrere Feuerwehren rückten aus, um Pumparbeiten durchzuführen oder umgestürzte Bäume zu beseitigen.

Zumindest der Neusiedler See profitierte von den heftigen Regenfällen. Seit Monatsbeginn stieg der Wasserstand um rund drei Zentimeter auf aktuell 115,13 Meter über Adria. Er befindet sich damit etwa 15 Zentimeter über dem Vorjahreswert – der der tiefste Wert seit 1965 war –, aber weiterhin 30 Zentimeter unter dem langjährigen Mittelwert.

Geosphere Austria warnt vor weiterem Starkregen

Die Geosphere Austria gab Freitagmittag eine weitere Wetterwarnung heraus: In der Nacht auf Samstag und am Samstag selbst werde es im Großteil Österreichs Regen, zeitweise auch stark, geben. Besonders im Süden seien weitere Überschwemmungen und Murenabgänge zu erwarten, da die Böden durch den Regen schon gesättigt sind.

Für die Kärntner Gemeinden Bad Eisenkappel, Gallizien, Sittersdorf, Globasnitz, Feistritz ob Bleiburg, Bleiburg und Neuhaus wurde die höchste Warnstufe wegen Starkregens ausgegeben – und zwar bis Samstagmittag. Neuer Regen könnte dramatische Folgen haben, denn bereits bis Freitagmittag wurden in Unterkärnten enorme Regenmengen verzeichnet.

Eine Überschwemmung in St. Paul.
St. Paul (Kärnten) kämpft gegen Überschwemmungen.
APA/GERT EGGENBERGER

Verantwortlich dafür ist ein Tiefdruckgebiet über Oberitalien, das von Süden her feuchte Luft nach Österreich bringt. Auch in einigen Nachbarländern haben die Wetterdienste Warnungen ausgegeben, etwa in Italien, Slowenien, Kroatien, Ungarn und der Slowakei.

Millionenschäden

In Kärnten, das in den vergangenen Wochen fast täglich von Gewittern betroffen war, rechnet die Wiener Städtische allein im Juli mit einem Schadensvolumen von rund zehn Millionen Euro. In der Steiermark werden die Schäden auf fünf Millionen Euro geschätzt, in Oberösterreich auf vier, in Tirol auf drei und in Salzburg auf zwei Millionen. (APA, red, 4.8.2023)