Die Stadt Škofja Loka.
Besonders betroffen: die Stadt Škofja Loka.
via REUTERS/SLOVENIAN ARMY

Die Unwetter in Slowenien führten bisher zu drei Todesfällen. Seit Donnerstag war in einigen Orten in Slowenien so viel Niederschlag gemessen worden wie noch nie zuvor. Viele Flüsse traten über die Ufer, ganze Dörfer wurden überschwemmt, Menschen mussten gerettet werden. Die Save ist mittlerweile extrem reißend geworden und angeschwollen, vor Ljubljana kam es an einigen Stellen zum Übertritt der Save. In Ljubljana ertönten deswegen die Gefahrensirenen. Fast alle Wasserkraftwerke an der unteren Save wurden vorübergehend ausgeschaltet. Nicht nur alle Kräfte der Zivilrettung, sondern auch die Armee mit 250 Soldaten und Polizisten sind im Einsatz. Meteorologen sagen, die Situation dürfte sich erst am Sonntag wieder beruhigen.

Am Freitagnachmittag traf sich Premierminister Robert Golob mit Vertretern des Katastrophenschutzes und berief für Samstag den Nationalen Sicherheitsrat in erweiterter Zusammensetzung ein. Feuerwehr, Katastrophenschutz und Soldaten haben große Probleme, die betroffenen Gebiete zu erreichen, da die Straßen vielerorts aufgrund von Erdrutschen überschwemmt oder unpassierbar sind. Die Lage ändert sich von Minute zu Minute. Die Behörden forderten die Bürgerinnen und Bürger auf, sich nicht fortzubewegen, damit die Einsatzfahrzeuge passieren können und damit sie selbst nicht in ihren Autos im Hochwasser stecken bleiben.

Hubschraubereinsätze

Krankenhäuser in Kärnten wurden gebeten, Patienten aus Slowenien aufzunehmen. Laut der slowenischen Polizei wurde in der Gegend von Kamnik eine Frau vom Wasser mitgerissen, und in den Bergen in der Gegend Kranj wurden zwei niederländische Bergsteiger durch Blitze getötet. Die schlimmsten Starkregengüsse ereigneten sich in den südlichen Ausläufern der Julischen Alpen und im Gebiet westlich von Ljubljana.

Menschen musste in den Orten Tržič und Škofja Loka nordwestlich von Ljubljana mit Hubschraubern gerettet werden. Eine Familie war in einem Gebäude, das bis zum zweiten Stock überflutet war. Zehn Menschen und ein zweijähriges Kind wurden von den Bäumen auf dem Campingplatz Menina am Fluss Savinja gerettet. In Otiški Vrh unweit von Lavamünd wurde eine Brücke weggeschwemmt. In Celje werden Menschen aus der Altstadt evakuiert. Vor allem im oberen Tal der Savinja ist die Situation katastrophal. Feuerwehrleute in Mengeš evakuierten 22 Kinder aus dem örtlichen Kindergarten.

Das Militär musste teils per Hubschrauber zur Rettung ausrücken.
Das Militär musste teils per Hubschrauber zur Rettung ausrücken.
via REUTERS/SLOVENIAN ARMY

In Gebieten mit starken Regenfällen und Überschwemmungen kommt es auch zu Unterbrechungen der Stromversorgung. Fast 12.000 Kunden sind im Gebiet von Elektra Celje ohne Strom. Auch in den Gebieten Škofja Loka, Medvod und Kamnik sind mehr als 4.000 Menschen ohne Strom. Das Wasser löste zahlreiche Erdrutsche aus, überschwemmte Umspannwerke und spülte auch die Mittelspannungsleitung im Poljanska-Tal weg. Die Autobahn war zwischen Žalec und Šentrupert in Richtung Ljubljana und von Vransko bis Žalec in Richtung Celje gesperrt. Auch die Anschlussstelle Sneberje war gesperrt.

Rettungsdienste überlastet

Die Einsatzkräfte haben auch damit zu kämpfen, dass das Mobilfunknetz ausfällt, deshalb müssen Radiosender verwendet werden, um zu kommunizieren. Leute melden sich mittlerweile auf Facebook, wenn sie Hilfe brauchen, weil die Handys nicht funktionieren. Die Nummer 112 ist völlig überlastet, Bürgerinnen und Bürger sollen nur im äußersten Notfall anrufen. Auch Bergretter haben alle Hände voll zu tun. Da im ganzen Land der Ausnahmezustand herrscht, werden sowohl Einheimische als auch Touristen gebeten, sich nicht in die Berge, Hügel und schwer zugängliche Gebiete zu begeben. Ebenso werden die Bürger aufgerufen, ausreichend Trinkwasser in Flaschen oder Wasserdesinfektionsmittel bereitzuhalten oder Wasser abzukochen, da die Wasserversorgung nach einer Überschwemmung unterbrochen sein kann. In einigen Geschäften war kein Wasser mehr zu bekommen.

Die slowenische Caritas sammelt für betroffene Familien. Es ist noch zu früh, um abzuschätzen, wie viele Gebäude durch Überschwemmungen und Erdrutsche zerstört wurden, da viele Gebiete aufgrund überfluteter Straßen, eingestürzter Brücken und aufgrund von Erdrutschen weiterhin unzugänglich sind. In Žiri, wo mehr als 100 Gebäude überflutet wurden, werden mit dem Rückgang des Wassers immer mehr Folgen der Überschwemmung sichtbar. (Adelheid Wölfl, 4.8.2023)