Extremwetterphänomene – von Hitzewellen bis Hochwasser – suchen in diesem Sommer nicht nur Österreich und Europa heim: Im Iran werden zurzeit Temperaturen um und über 50 Grad gemessen, was zu Gesundheitsnotstand führt. Und auch Südkorea ist mit einer extremen Hitzeperiode konfrontiert, die allerdings in den nächsten Tagen blitzartig umschlagen soll: Die regionalen Wetterdienste warnen vor einem Taifun, der am Donnerstag auf Land treffen soll.

Direkte Auswirkungen hat die Unwetterwarnung auch auf das dieser Tage stattfindende 25. World Scout Jamboree, ein Treffen von 43.000 Pfadfinderinnen und Pfadfindern verschiedener Altersstufen aus 158 Ländern auf der Insel Saemangeum vor der Ostküste der Koreanischen Halbinsel. Die Weltorganisation der Pfadfinder- und Pfadfinderinnenbewegung (World Organization of the Scout Movement, WOSM) hat daher in Abstimmung mit der südkoreanischen Regierung entschieden, vorzeitig abzureisen.

Betroffen sind auch rund 500 "Pfadis" aus Österreich, sie werden am Dienstag in die Hauptstadt Seoul am Festland verlegt, bestätigt die Sprecherin der Pfadfinder und Pfadfinderinnen Österreichs (PPÖ), Rita Krainer, dem STANDARD. "Voraussichtlich können wir die Jugendlichen vollständig in den Hotels unterbringen, die bereits für das Nachprogramm gebucht waren. Die Wetterverhältnisse sind derzeit unverändert gegenüber den vergangenen Tagen, und es besteht aktuell keine Gefahr", heißt es auch in einer Aussendung vom Montagvormittag.

In der Folge, so fordert der Weltverband WOSM die südkoreanische Regierung auf, soll dafür gesorgt werden, dass die Pfadfindergruppen effizient und organisiert wieder in ihre Heimatländer abreisen können. Taifun Khanun dürfte Medienberichten zufolge am Donnerstag auf der Koreanischen Halbinsel auf Land treffen.

43.000 Jugendliche aus 158 Ländern (mit der Ukraine, aber ohne Russland) sind seit 1. August auf der Insel Saemangeum versammelt. Das Treffen sollte am 12. August zu Ende gehen, nun wird eine vorzeitige Abreise nötig.
AP/Choe Young-soo

Schon Ende der vergangenen Woche hatte die Wetterlage auf der Insel Saemangeum für Probleme gesorgt, es herrschten Temperaturen weit jenseits der 35 Grad, was einzelne Gruppen, etwa aus Großbritannien und den USA, zur vorzeitigen Abreise veranlasste. Das österreichische Kontingent wollte aber bleiben. Die Lage sei unter Kontrolle, "die medizinische Situation ist derzeit beherrschbar", schrieb die Ärztin Lisa Prior, PPÖ-Vizepräsidentin und diesjährige Kontingentleiterin, am Freitag in einer Aussendung.

Video: Zehntausende Pfadfinder vor Taifun in Sicherheit gebracht
AFP

Der nahende Taifun, der laut Regierungsangaben Geschwindigkeiten bis 160 Stundenkilometer entwickeln könnte, machte freilich eine Neubewertung der Lage notwendig. Seit mehr als einer Woche zieht Taifun Khanun auf teils unberechenbarem Kurs über die südwestlichen Inseln Japans hinweg, wobei er heftige Regenfälle auslöste, in tausenden Haushalten Stromausfälle verursachte und für teils massive Behinderungen im Flug- und Zugverkehr sorgte.

Auf Nummer Sicher

Die Koreanische Halbinsel ist nur rund 200 Kilometer vom Südwesen Japans entfernt, die "Pfadfinderinsel" Saemangeum immerhin fast 500 Kilometer. Dort werden zwar nur Ausläufer des Taifuns erwartet, dennoch entschloss man sich, auf Nummer sicher zu gehen.

World Scout Jamborees werden seit 1920 weltweit und üblicherweise im Vierjahresrhythmus abgehalten. Das heurige sollte bis 12. August dauern und wird nun wohl frühzeitig zu Ende gehen. Nächste Chance: Sommer 2027 in Danzig, Polen. (Gianluca Wallisch, 7.8.2023)