Frau bekommt mit dem Pinsel eine neue Haarfarbe aufgetragen
An einer Kontaktallergie leidet nicht nur die eigene Kopfhaut. Vor allem Friseurinnen und Friseure reagieren auf bestimmte Stoffe im Haarfärbemittel.
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Etwa 70 Prozent aller Frauen färben sich die Haare. Und auch jeder dritte Mann hat schon mal zur Koloration gegriffen. Ob Blond, Braun, Rot oder Rosa – was die Farbpalette angeht, gibt es fast nichts, was es nicht gibt. Und auch die lästigen grauen Haare verschwinden bei vielen regelmäßig unter einer dicken Farbschicht. Obwohl es mittlerweile unzählige Mittel zum Verändern der eigenen Haarfarbe gibt, können einige von ihnen immer noch Allergien auslösen. In einem großangelegten Projekt hat der Informationsverbund Dermatologischer Kliniken (IVDK) untersucht, welche Substanzen am häufigsten an den sogenannten Kontaktallergien beteiligt sind.

Um das herauszufinden, untersuchte das Team rund um Wolfgang Uter, Epidemiologe der Universität Erlangen-Nürnberg, klinische Informationen zu Allergien, die bei Friseurinnen und Friseuren, bei Kundinnen und Kunden sowie durch Allergietests in einem Zeitraum zwischen Anfang 2013 und Ende 2020 aufgetreten sind. Die Daten ergaben, dass von 920 Friseurinnen und Friseuren im Durchschnittsalter von 28 Jahren 84 Prozent Entzündungen an den Händen aufwiesen. Und von 2.321 Konsumentinnen und Konsumenten entwickelten knapp 72 Prozent eine Kontaktdermatitis am Kopf oder im Gesicht. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse im "National Library of Medicine".

Auch Naturprodukte betroffen

Am häufigsten wurden die Kontaktekzeme offenbar durch P-Phenylendiamin kurz PPD und durch Toluen-2,5-Diamin ausgelöst. Einen Unterschied gab es jedoch zwischen Friseuren und Kundinnen. Die professionellen Anwender reagierten vor allem auf Substanzen wie Ammonium-Persulfat und Glyceryl-Thioglycolat allergisch. Bei allen Substanzen handelt es sich um oxidativ wirkende Stoffe, die zur permanenten Haarfärbung eingesetzt werden. PPD steht zum Beispiel seit langem an oberer Stelle in der Häufigkeit der Auslöser von Kontaktallergien. Die Substanz ist laut einer Diplomarbeit von der Universitäts-Hautklinik in Graz aus dem Jahr 2020 in rund hundert Haarfärbeprodukten enthalten.

Kontaktallergien sind insgesamt häufig. Etwa fünf Prozent der Männer und elf Prozent der Frauen erleben innerhalb eines Jahres eine solche Episode. Wenn möglich, sollte die Ursache dafür natürlich vermieden werden. Das gilt im Zweifelsfall auch für die Substanzen aus den oxidativen Haarfärbemitteln. "Haarfarben waren die häufigsten sensibilisierenden Substanzen sowohl bei Friseurinnen und Friseuren als auch den Konsumenten. Die Bedeutung von Allergien durch Haarfärbemittel ist evident und oft auch durch Kreuzallergien charakterisiert. Die Sicherheit am Arbeitsplatz und die Produktsicherheit sollten weiter verbessert werden", schrieben die Fachleute.

Eine Kontaktallergie tritt in der Regel nicht sofort auf, sondern erst nach 24 bis 36 Stunden. In den meisten Fällen beginnt die Kopfhaut stark zu jucken und wird rot. Da sich Entzündungswasser im Gewebe bildet, können auch die Augen und die Kopfhaut selbst anschwellen. Bei schweren Fällen bilden sich Bläschen, die nach ein paar Tagen aufplatzen und verkrusten. Nach sieben bis zehn Tagen sollte die Haut weitestgehend wieder verheilt sein. Nach dem ersten Kontakt mit einem allergenen Stoff wird die Haut noch nicht reagieren. Erst nach mehrmaligem Kontakt kann eine Allergie entstehen. Denn: Bei einer Allergie handelt es sich um eine gelernte Immunreaktion. Wenn der Körper immer wieder mit allergenen Stoffen in Berührung kommt, kann es irgendwann zu einer Reaktion kommen. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann auf Naturfarben aus Henna zurückgreifen. Aber auch hier gibt es Produkte, die PPD enthalten. Ein Blick auf die Inhaltsstoffe lohnt sich also. (APA, jaa, 7.8.2023)