Wenn jemand in der Beliebtheitsskala von Online-Multiplayerspielen stets souverän an letzter Stelle liegt, dann sind es wohl Cheater. Während auch Mitspieler, die das eigene Team sabotieren oder andere Teilnehmer wüst beschimpfen, wenig populär sind, scheint universell niemand so verhasst zu sein, wie jene, die sich unlauterer Mittel bedienen, um Erfolg zu erzielen.

Auch für die Entwickler solcher Titel sind Schummler wohl die Plage Nummer eins, zwingen sie sie doch zu einer steten Aufrüstung ihrer Erkennungsmethoden, da zu hohes Aufkommen zur Abwanderung ehrlicher Spieler führt. So sind etwa laut dem Berliner Studio Yager Cheater Mitschuld daran, dass die Server von "The Cycle: Frontier" am 27. September endgültig abgeschaltet werden. Nach ursprünglich großem Andrang nach dem Launch im Vorjahr sei die Spielerbasis immer weiter zusammengeschrumpft, auch weil man Schwierigkeiten hatte, die zunehmenden Schummeleien rechtzeitig unter Kontrolle zu bekommen.

Schummler-Outing im Killfeed

Auch bei Activisions Shooter-Riesen "Call of Duty" sind Cheater ein immer wiederkehrendes Ärgernis. Zu dessen Bekämpfung greift man immer wieder zu unorthodoxen Methoden. Neuerdings ist man dazu übergegangen, Schummler öffentlich an den Pranger zu stellen.

Am 2. August ist die fünfte Season von "Modern Warfare 2" angelaufen. Wer nun während eines Matches auf frischer Tat ertappt wird, muss nicht nur mit einer temporären oder kompletten Sperre des eigenen Accounts rechnen, sondern wird auch bloßgestellt. Im sogenannten "Killfeed", der allen Teilnehmern live mitteilt, wenn ein Kämpfer einen anderen eliminiert hat, findet sich dann der Account-Name inklusive Hinweis darauf, dass dieser zu unfairen Mitteln gegriffen hat und ausgeschlossen wurde.

Zuvor wurden Schummler auch schon einmal automatisch vom Spiel entwaffnet oder konnten anderen Teilnehmern keinen Schaden mehr zufügen. Ebenfalls ließ man sie "halluzinieren", in dem man ihnen zur Ablenkung Gegner einblendete, die sonst für niemanden sichtbar sind. Diese Maßnahme dient auch gleichzeitig dazu, den Effekt von Aimbots – Hilfsprogramme, die Spieler automatisch zielen lassen – zu untersuchen, um diese künftig besser erkennen zu können.

Activision setzt auf ein Anticheat-System namens Ricochet, das unter Windows auf Kernel-Ebene läuft. Serverseitig werden außerdem alle Partien aufgezeichnet, bei denen es durch Meldungen und automatische Erkennung zu akutem Betrugsverdacht kommt. Sie werden nachträglich manuell analysiert. Bei Matches in der höchsten Stufe des Ranking-Systems – hier versammeln sich die aktuell 250 besten Spieler – erfolgt immer eine Aufzeichnung.

Activision hat das "Prangersystem" auch im Vorfeld auf X (vormals Twitter) angekündigt. Die Reaktionen fallen fast ausschließlich positiv aus, was wohl auch als Indiz für die universelle Abneigung gegen Cheater gewertet werden darf. (gpi, 7.8.2023)