Feuerwehreinsatz nach Unwettern
Dreck wegschaufeln nach einem Murenabgang: Feuerwehrleute bekommen für ihre Knochenarbeit keinen Cent.
APA/FEUERWEHR/THOMAS ZEILER

Sie pumpen Keller aus, evakuieren Bewohner aus einsturzgefährdeten Häusern, räumen Straßen frei und bauen Dämme: Seit Donnerstagabend haben 15.000 Feuerwehrleute in Kärnten und der Steiermark 6000 Einsätze absolviert. Die allermeisten ohne dafür einen Cent zu bekommen.

Ohne Freiwillige wäre Österreich bei der Bewältigung von Überflutungen, Bränden oder anderen Katastrophen aufgeschmissen. Berufsfeuerwehren gibt es nur in den sechs größten Landeshauptstädten. 99 Prozent der rund 350.000 Feuerwehrmitglieder versehen ihren Dienst ehrenamtlich.

Länderübergreifende Hilfe

Selbst die extremen Anforderungen der vergangenen Tage hätten dieses bewährte System nicht überfordert, sagt Rudolf Robin, Landeskommandant Kärntens und Vizechef des Bundesfeuerwehrverbands. Natürlich gerieten die Frauen und Männer nach zwölf, 13 Stunden im Einsatz ans Limit, doch weil Einheiten über Bezirks- und Ländergrenzen hinweg einander unterstützten, sei stets für frische Kräfte gesorgt gewesen. So helfen in Kärnten etwa Kollegen aus Salzburg, Ober- und Niederösterreich mit.

Aber hält das Netz auch in der Zukunft? Schließlich nimmt Robin bereits wahr, was Klimaexperten prophezeien: Die Häufigkeit von Wetterkapriolen nehme "exponentiell" zu. In der vergangenen Dekade seien in Kärnten im Schnitt drei "Großschäden" pro Jahr eingetreten, 2022 aber gleich fünf. Heuer habe man diese Marke bereits jetzt, Anfang August, erreicht.

Dennoch gibt sich der Kommandant optimistisch. Dafür sorgt der Blick in die eigene Mitgliederstatistik, in der sich die vielbeschworene Spaltung der Gesellschaft nicht widerspiegelt – im Gegenteil: Die Feuerwehr erfreut sich eines stetig wachsenden Zulaufs. Das gelte besonders für Frauen, merkt Andreas Rieger, Sprecher des Bundesverbands, an. Insgesamt macht ihr Anteil zwar immer noch nur ein knappes Zehntel aus, doch zuletzt seien 60 Prozent der Neuzugänge weiblich gewesen.

Der soziale Zusammenhalt sei es, der Menschen auf dem Land, wo es außer Kirche und Feuerwehr oft nichts mehr gebe, motiviere: "Bei uns trifft der 16-jährige Mechanikerlehrling auf den 70-jährigen Hirnchirurgen."

Forderung nach mehr Geld

Nicht schlecht aufgestellt wähnen sich die Feuerwehrvertreter auch in puncto Material, das – so die Faustregel – zu jeweils einem Drittel von den Ländern, den Gemeinden sowie den Feuerwehren via Spenden oder Einnahmen aus Festen bezahlt wird. Sharing ist hier ebenfalls angesagt: Weil es unleistbar wäre, dass in jedem Dorf ein Radlader oder Drehleiterwagen steht, gilt es, die Geräte klug aufs Land zu verteilen. Für die Zukunft müsse der Bund den Katastrophenfonds, aus dem via Länder Geld in die Ausstattung der Feuerwehren fließt, aber aufstocken, deponiert Kommandant Robin. Die Untergrenze der Mittel, die von der Wirtschaftsentwicklung des jeweiligen Jahres abhängen, solle von 95 auf 140 Millionen steigen.

Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) teilt den Ruf nach einer Erhöhung – und schließt die EU in die Geldforderung mit ein. Die Wetterextreme hätten "eine neue Ära im Katastrophenschutz" eingeläutet: Mit den bisherigen Mitteln kämen Länder und Gemeinden nicht mehr aus. (Gerald John. 8.8.2023)