Eine Drohnenaufnahme der abgegangenen Hangrutschung in St. Johann im Saggautal.
In Kärnten und der Steiermark sind Einsatzkräfte im Dauereinsatz. Nicht alle Schäden werden von den Versicherungen übernommen.
APA/ERWIN SCHERIAU

Die heftigen Unwetter der vergangenen Wochen rücken den Klimawandel zunehmend in den Fokus der Versicherungsbranche. Allein für die jüngsten Überschwemmungen, Stürme und Hagelschäden rechnet der Versicherungsverband Österreich (VVO) mit Schadenssummen in dreistelliger Millionenhöhe. Die Versicherer fühlen sich mit den Herausforderungen des Klimawandels alleingelassen – und appellieren einmal mehr an die Politik.

Dabei verursacht der Klimawandel erst seit vergleichsweise kurzer Zeit Sorgenfalten bei Österreichs Versicherern, glaubt man einer Studie des Unternehmensberaters PwC. Alle zwei Jahre werden Expertinnen und Experten der Versicherungsbranche nach den aktuellen Herausforderungen befragt, die letzte Umfrage stammt vom Herbst 2021. Dabei tauchte der Klimawandel – wohlgemerkt erstmals – unter den größten Sorgenkindern der Versicherungswirtschaft auf.

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Schäden nur teilweise gedeckt

Spätestens die vergangenen zwei Jahre dürften die Position des Klimawandels endgültig einzementiert haben. Vom VVO heißt es, dass Volldeckungen bei Naturkatastrophen vom Markt nicht in ausreichendem Maße geboten werden können. Eigenheimversicherungen, die Gebäudeschäden infolge von Unwettern abdecken, sind im Schnitt nur bis zu 10.000 Euro gedeckt. Das hat zur Folge, dass betroffene Haushalte nicht selten auf teils hohen Kosten sitzen bleiben. Zusätzliche Hilfe gibt es auch von staatlicher Seite in Form des Katastrophenfonds. Dieses kombinierte System aber ist nicht unumstritten.

Über die Deckung der Schäden entscheiden die Länder, Geschädigte erhalten somit unterschiedliche Ersatzleistungen. Auch ein Rechtsanspruch auf die Auszahlung aus dem Fonds, der sich aus Einkommen- und Unternehmenssteuern zusammensetzt, besteht nicht.

Neu ist die Kritik nicht, bereits vor mehr als zehn Jahren stellte eine Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts dem österreichischen System ein bescheidenes Zeugnis aus. Es brauche angesichts des Klimawandels eine umfassende Versicherung. Eine solche fordert auch der VVO, im Juli erneuerte er nun seine Forderungen an die Politik.

Branchenvertreter wollen "belgisches Modell"

Der Vorschlag: das "belgische Modell". Da eine verpflichtende Versicherung aufgrund bestehenden EU-Rechts nicht möglich ist, kombinieren einige Länder – darunter Belgien – entstandene Schäden durch Naturkatastrophen mit Feuerversicherungen.

Das hat mehrere Vorteile: Die EU-rechtlichen Vorgaben werden eingehalten, gleichzeitig werden zahlreiche Haushalte zu einer umfassenderen Versicherung bewegt. Über eine Feuerversicherung verfügt so gut wie jeder Hauseigentümer, die Anzahl der Einzahlenden würde somit ansteigen, wodurch letztlich auch die Abdeckung entstandener Schäden besser funktionieren würde.

Ohne Mitwirkung des Gesetzgebers gehe es aber nicht. Dieser müsse den rechtlichen Rahmen für eine verpflichtende Kopplung der Leistungen schaffen. Würden sich die Versicherer selbst dazu verpflichten, würde das wettbewerbsrechtliche Konsequenzen mit sich bringen. (Nicolas Dworak, 9.8.2023)