Wien/Linz – Auch der börsennotierte Stahlkonzern voestalpine bekommt die schwache Konjunktur zu spüren. Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2023/24 sackte der Gewinn nach Steuern gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres von 615 auf 218 Millionen Euro ab. Vor Zinsen und Steuern hat sich das Ergebnis (Ebit) von 693 auf 316 Millionen Euro mehr als halbiert, wie das Unternehmen am Mittwoch bekanntgab. Der Umsatz sank von 4,6 auf 4,4 Milliarden Euro.

voestalpine Sitz in Linz.
Die voestalpine mit Sitz in Linz ist ein weltweit agierender österreichischer Stahl- und Technologiekonzern.
Florian Voggeneder/laif

Konzernchef Herbert Eibensteiner sprach bei Vorlage der Zahlen von einem soliden Ergebnis: "Das erste Quartal des aktuellen Geschäftsjahres war insgesamt gesehen gut. Beim Vorjahresvergleich gilt es zu bedenken, dass wir uns hier mit dem besten Quartal der Konzerngeschichte messen", relativierte der Konzernchef in einer Mitteilung. Dank Diversifikation – sowohl nach Branchen wie auch nach Regionen – fühlt sich der Konzern "für die Zukunft robust aufgestellt".

Verringerter Gewinn

Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen verringerte sich der Gewinn (Ebitda) heuer im Zeitraum April bis Juni gegenüber der Vorjahresperiode von 879 auf 505 Millionen Euro – ein Rückgang um knapp 43 Prozent. Das Ergebnis vor Steuern (EBT) schmolz von 670 auf 278 Millionen Euro.

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Die Eigenkapitalbasis wurde mit 7,9 Milliarden Euro den Angaben zufolge weiter gestärkt – im Vorjahr waren es 7,7 Milliarden Euro. Die Nettofinanzverschuldung wurde von 2,3 auf 1,9 Milliarden Euro um 15,2 Prozent zurückgefahren. Die Gearing Ratio (Nettoverschuldung in Relation zum Eigenkapital) verbesserte sich von 29,8 auf 24,5 Prozent. Die Voestalpine beschäftigte per Ende Juni weltweit 51.164 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (plus 2,5 Prozent).

Bauindustrie ging zurück, Bahn wuchs

Im Berichtsquartal bekam der heimische Industriekonzern eine deutliche Abkühlung der Nachfrage in den Bereichen Maschinenbau, Konsumgüter- und in der Bauindustrie zu spüren. In der Automobilindustrie wiederum sei die Nachfrage zufriedenstellend gewesen. "Die Versorgungsengpässe, mit denen die Automobilbranche über zwei Jahre konfrontiert war, lösen sich zunehmend auf", hieß es aus dem Unternehmen.

Der Bereich Bahninfrastruktursysteme habe sich "weiterhin sehr stark" entwickelt. Die hohe Nachfrage nach den hochqualitativen Schienengütern habe im ersten Quartal zu einer Vollauslastung der Schienenproduktion am steirischen Standort Donawitz geführt.

Auch der "klar positive Trend" im Luftfahrtsektor setzte sich den Angaben zufolge zu Beginn des Geschäftsjahres 2023/24 weiter fort. Weiters sei im Bereich Lagertechnik die Nachfrage ungebrochen stark gewesen.

Stärkste konjunkturelle Abschwächung erwartet

Im konventionellen Energiebereich (Öl & Gas) habe die Dynamik des vergangenen Geschäftsjahres ebenfalls unverändert angehalten. Das gilt auch für den Bereich Solarindustrie. Die Voestalpine beliefert weltweit Projekte mit Stahlprofilen – unter anderem eines der größten Solarprojekte Brasiliens.

Die gesamtwirtschaftliche Stimmung trübte sich im ersten Geschäftsquartal in manchen Segmenten spürbar ein. Aus Sicht des Voestalpine-Portfolios werde regional betrachtet die stärkste konjunkturelle Abschwächung in Europa erwartet, während für den Wirtschaftsraum Nordamerika mit einer eher moderat schwächeren Wirtschaftsentwicklung gerechnet werde. Südamerika (Brasilien) sollte eine weitgehend stabile Entwicklung nehmen, wohingegen der asiatische Wirtschaftsraum (China) leicht wachsen sollte.

Diese Entwicklung spiegle im Wesentlichen die Einschätzung des Vorstandes zu Beginn des Geschäftsjahres 2023/24 wider. Daher bleibt die Guidance für das Gesamtjahr 2023/24 unverändert: "Unter der Prämisse keiner massiven wirtschaftlichen Verwerfungen, ausgelöst von der Zinspolitik der Zentralbanken, sowie der Annahme keiner weiteren Eskalationsszenarien aus dem Ukraine-Krieg oder zusätzlicher geopolitischer Spannungen" erwartet das Management ein Ebitda in einer Bandbreite von 1,7 bis 1,9 Milliarden Euro. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022/23 hatte das Ebitda von 2,3 auf 2,5 Milliarden Euro zugelegt. (APA, 9.8.2023)