Claudia Plakolm (ÖVP), Staatssekretärin im Bundeskanzleramt, bei einem Pressestatemt. 
Claudia Plakolm, Jungendstaatssekretärin der ÖVP, will bei Pensionen ansetzen. Vor allem das Umlagesystem gehöre stabiler aufgestellt. Der Generationenvertrag müsse wieder auf ein gesundes Fundament gestellt werden.
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Für die eigene Pension finanziell vorzusorgen muss für junge Leute genauso selbstverständlich sein, wie Pläne für den eigenen Urlaub zu machen.“ Das sagt ÖVP-Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm in einem Gespräch mit der "Kleinen Zeitung". Eine freiwillige Aktienpension schwebt Plakolm vor. Das hätte auch den Effekt, dass das Pensionssystem entlastet werde.

Das Pensionssystem in Österreich steht auf drei Säulen: Das sind die gesetzliche Pension, die Betriebspension und die private Vorsorge. Die erste Säule wird durch das sogenannte Umlageverfahren finanziert. Alle Erwerbstätigen zahlen in dieses System ein, aus dem die Pensionen bezahlt werden. Weil die Alterspyramide aber zeigt, dass eine immer kleiner werdende Anzahl von Berufstätigen eine steigende Zahl von Pensionisten finanzieren muss, schießt der Staat hier jährlich Geld zu. Und dieser Betrag steigt stetig an. Für das Jahr 2021 waren es zwölf Milliarden Euro, die der Staat zuschießen musste. Für 2022 wurde ein ebenso hoher Betrag veranschlagt.

Staat investiert am Kapitalmarkt

Die von Plakolm angedachte "Aktienpension" soll daher den Staat finanziell entlasten. Dafür gibt es mehrere Ideen. Einerseits könnte der Staat selbst am Kapitalmarkt investieren. So wird es aktuell in Deutschland geplant. Dort hat Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) die "Aktienrente" vorangetrieben. Zehn Milliarden Euro aus dem Budget sollen für Investments am Kapitalmarkt verwendet werden. Ziel ist es, die Renditechancen des globalen Kapitalmarkts zu nutzen, um die Finanzierung des Umlageverfahrens auf stabilere Beine zu stellen. Diese kapitalgedeckte Säule soll nun bereits deutlich größer ausfallen als geplant. Lindner will künftig zwölf Milliarden Euro am Kapitalmarkt veranlagen – das bringt der Ampel eine neue Koalitionsdebatte.

Möglich sei laut Plakolm auch das schwedische Modell. Die Schweden müssen 2,5 Prozent ihres Bruttoeinkommens in Vorsorgefonds abführen. Dafür können sie zwischen dem staatlichen AP7-Fonds und anderen Fondslösungen wählen. Die Fonds investieren zu einem hohen Anteil in den globalen Aktienmarkt und haben eine sehr geringe jährliche Gebühr. Auch in Norwegen spielt der Aktienmarkt eine wichtige Rolle bei der Absicherung der Pensionen. Ein staatlicher Aktienfonds etwa sorgt dafür, dass die Norweger eine garantierte Rente von derzeit umgerechnet 1.600 Euro monatlich erhalten. "Der Generationenvertrag muss wieder auf ein gesundes Fundament gestellt werden", sagt Plakolm. Wichtig ist, klarzustellen, dass bei einer Aktienpension die Höhe der jeweiligen Pension nicht von den aktuellen Kursen abhängt, sagt die ÖVP-Politikerin.

Langfristig denken

In den skandinavischen Modellen sieht auch Sophie Wotschke von den Junos viele Chancen. "Dort wurde verstanden, dass der Aktienmarkt kein Kasino ist", sagt Wotschke. Eine Haltung, die in Österreich noch immer durchkomme und Pläne verhindere. Anleger würden hierzulande immer noch oft als Spekulanten bezeichnet.

Eine Milliarde Euro aus dem Umlagesystem könnten laut Wotschke am Kapitalmarkt veranlagt werden. Es brauche in Summe weniger Angstmacherei beim Thema Pensionen, sondern mehr langfristiges Denken, sagt die Jungpolitikerin.

Einig sind sich Plakolm und Wotschke auch darin, dass die zweite und die dritte Säule gestärkt gehören. Bietet ein Betrieb keine Pensionsvorsorge (2. Säule) an, sollten Arbeitnehmer selbst aktiv werden können.

Steuerliche Begünstigung

Bleibt noch die dritte Säule – also die private Vorsorge. Diese kann prinzipiell jeder für sich jederzeit starten. Christoph Boschan, Chef der Wiener Börse, sieht hier aber Nachteile bei der Besteuerung. Veranlagt wird ja Geld von bereits versteuertem Einkommen. Dann knabbere noch die Körperschaftssteuer an den Unternehmensgewinnen, was den Gewinn bzw. die Dividenden für Anleger reduziere. Bei der Gewinnrealisierung fallen noch 27,5 Prozent Wertpapier-KESt an.

"Ein Vorsorgekonto könnte hier gegensteuern", sagt Boschan. Das könnte so ausgestaltet sein, dass etwa Aktieninvestments von der Wertpapier-KESt befreit würden, wenn eine bestimmte Behaltefrist eingehalten werde. Kurzfristig mögen Aktien als riskant erscheinen. "Aber langfristig schlagen sie jede Assetklasse um das Doppelte", sagt Boschan. Das Interesse an Aktien hat in Österreich zuletzt zugenommen. Laut einer Umfrage des Aktienforums, der Industriellenvereinigung und der Wiener Börse besitzt jeder vierte Österreicher bereits Wertpapiere. Jeder fünfte ist an einem Kauf interessiert. (Bettina Pfluger, 9.8.2023)