Ein Smartphone muss nicht unbedingt groß sein, um gut zu sein. Allerdings haben viele Hersteller in den letzten zehn Jahren dennoch immer größere Displays verbaut. Die wahrscheinlichsten Erklärungen dafür: Kleine Tablets setzten sich nicht durch, und dem Gros der Kundschaft gefällt es schlicht, mehr Platz für Inhalte zu haben.

Doch es gibt wie immer ein unbeugsames Dorf, das sich diesem Trend widersetzt. Es handelt sich um die Sekte des "Tiny Phone", die die Foren des STANDARD zu ihrer Zentrale erklärt hat. Schon seit der Frühzeit moderner Smartphones wird hier Kompaktheit gepredigt. Nachdem aber selbst Apple weitgehend von diesem Prinzip abgerückt ist, fehlt es an Kultobjekten.

Ausgerechnet Asus könnte hier nun aber in die Bresche springen und dort weitermachen, wo Sony einst mit der Xperia-Compact-Reihe aufgehört hat. Nämlich mit dem Zenfone 10, dem neusten Spross der hierzulande oft unter dem Radar fliegenden Reihe. Als Service an die Religionsgemeinde hat DER STANDARD das ab etwa 800 Euro im Verkauf befindliche Gerät getestet.

Asus Zenfone 10 Gerätefoto
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Basics

Eines vorweg: Die "Idealmaße", die kolportierterweise irgendwo zwischen vier und fünf Zoll Bildschirmdiagonale liegen sollen, erreicht auch das Zenfone 10 nicht. Mit 5,9 Zoll widersetzt es sich aber immerhin dem Trend zu sechs Zoll, dem praktisch jedes andere Flaggschiff folgt. Mit Maßen von 146,5 x 68,1 x 9,4 mm bei 172 Gramm Gewicht ist das Handy damit das wohl kleinste Android-Handy am Markt, das aktuelle Highend-Hardware mitbringt.

Beim Display hat man sich für ein Super-AMOLED-Panel mit einer Auflösung von 2.400 x 1.080 Pixeln entschieden. Es bietet maximal 120 Hz Bildwiederholrate, HDR10+-Support und eine maximale Helligkeit von 800 nits (1.100 bei HDR). Das entspricht fast genau dem Level des iPhone 14 und reicht auch im Sonnenlicht aus, um das Display noch sinnvoll ablesen zu können. Bei Farben und Kontrasten gibt es keinen Anlass zur Kritik, diese fallen erwartbar satt und kräftig aus. In einzelnen Spielen kann der Bildschirm auch mit 144 Hz Bildwiederholrate laufen. Sichtbar ist der Unterschied zum 120-Hz-Betrieb allerdings nicht.

Ergonomisch gefällt das Zenfone 10. Es passt gut in eine Hand, in der es dank der etwas angerauten Kunststoffrückseite auch sicher liegt. Die Verarbeitung ist gut. Etwa drei Viertel des Bildschirms lassen sich mit dem Daumen erreichen. Um auch den Rest zu erwischen, hat sich Asus ebenfalls etwas einfallen lassen, doch dazu später.

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Die Ein/Aus-Taste ist gut, die Lautstärkewippe nicht mehr ganz so gut erreichbar. Der im Ein/Aus-Knopf integrierte Fingerabdruckscanner arbeitet schnell und zuverlässig. Das Gehäuse ist zertifiziert nach IP68-Standard, das Handy soll also bis zu 30 Minuten bei einer Süßwassertiefe von 1,5 Metern schadlos überstehen können.

Wie bereits erwähnt, hat sich Asus trotz der kompakten Maße nicht auf Kompromisse bei der darunterliegenden Hardware eingelassen. Hier kommt der aktuelle Snapdragon 8 Gen 2 zum Einsatz. Je nach Modell wird er mit 8 GB RAM sowie 128 oder 256 GB Onboardspeicher oder 16 GB RAM und 256 oder 512 GB Onboardspeicher kombiniert. Getestet wurde die Maximalausführung mit 16/512 GB.

Das Telefon ist auch sonst sehr ordentlich ausgerüstet. Es unterstützt 5G, Bluetooth 5.3 und neben Wifi 6e auch Wifi 7 (802.11be), dessen finale Spezifizierung Anfang 2024 erfolgen dürfte. Verkabelte Datenübertragung läuft über einen USB-C-Anschluss mit USB-2.0-Geschwindigkeiten. Es gibt einen Einschub für zwei nanoSIM-Karten, allerdings keinen eSIM-Support. Besitzer klassischer Kopfhörer dürfen sich aber über das Vorhandensein eines 3,5-mm-Klinkensteckers freuen.

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Software und Performance

In Testläufen mit Geekbench 6 und 3DMark (Wild Life Extreme) ordnet sich das Zenfone 10 erwartungsgemäß im Spitzenfeld ein, wobei gerade der 3DMark zu jenen Apps gehört, in denen das System automatisch in den "Hochleistungsmodus" schaltet, der sich aber per Knopfdruck in den dynamisch geregelten Standardmodus zurückschalten lässt. Viel Unterschied gibt es ohnehin nicht, im Hochleistungsmodus liegen die erzielten Werte rund drei bis vier Prozent höher.

Vorinstalliert ist Android 13, und bei der Einrichtung erhält man die Wahl, ob man Asus' empfohlene Standardkonfiguration und die Anpassungen verschiedener Einstellungen nutzen möchte. Ohne Letztere entspricht das System abseits von ein paar grafischen Abweichungen weitgehend einer "Vanilla Android"-Erfahrung. Asus' Update-Versprechen ist etwas eigenwillig aufgestellt. Das Handy soll nur zwei Android-Upgrades bekommen – sprich: bis Android 15 –, aber immerhin vier Jahre lang mit Sicherheitspatches versorgt werden.

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Die Systemoberfläche läuft auch erwartbar schnell und ruckelfrei. Apps starten flott, und auch die meisten Spiele laufen auch in hohen Detaileinstellungen flüssig. Dank der großzügigen RAM-Bestückung kommt es auch selten zur hintergründigen Beendigung geöffneter Apps. Bringt man den Prozessor aber an seine Grenzen, so zeigen sich die thermischen Limits, die auch dem kompakten Design geschuldet sind.

Nach ein paar Minuten "Diablo Immortal" mit hochgedrehten Einstellungen kommt es immer wieder zu kurzen Rucklern. Manchmal friert das Spiel auch vollständig ein und verliert dabei mitunter auch die Verbindung zum Server. Da dieses Problem in zwei verschiedenen WLANs auftrat, ist unwahrscheinlich, dass das Drahtlosnetzwerk selbst die Ursache war.

Gleichzeitig erwärmt sich die Rückseite, insbesondere in der oberen Hälfte, unangenehm stark und erreicht schon einmal 40 Grad oder mehr. Am Chip selber ist die Temperatur erheblich höher, weswegen mit starker Drosselung des Rechentakts gegengesteuert wird, was sich in einem Performanceeinbruch zeigt. Das Zenfone 10 ist ohne Zweifel ein sehr flottes Handy, aber wer ausgiebig darauf spielen will, muss fallweise einen Kompromiss bei den Grafikeinstellungen eingehen.

Heatmap Asus Zenfone 10 unter Last
Unter Last erwärmt sich das Zenfone 10 deutlich entlang fast der ganzen Rückseite.
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Asus hat eine Reihe von Zusatzfunktionen in die Software eingebaut. Während Spielen können etwa Benachrichtigungstöne und -popups unterdrückt werden, und das Handy kann optional auch "Klopfgesten" erkennen, also etwa die Kamera starten, wenn man dreimal auf die Rückseite klopft. Nutzen kann man auch Wischgesten an der Ein/Aus-Taste. Welche Geste was tut, lässt sich festlegen. Das hat durchaus praktische Vorteile, man kann so etwa flott beim Betrachten eines Videos vor- oder zurückspringen. Nett ist weiters die Option, Dual-Channel-WLANs über beide Kanäle zu nutzen, um höheren Datendurchsatz zu erzielen. Das erhöht allerdings auch den Energieverbrauch.

Wer, so wie die Mitglieder der Kirche des Tiny Phone, das Handy vorwiegend mit einer Hand benutzen möchte, findet zudem einen "Einhandmodus" vor. Ist dieser eingeschalten, so kann man den Bildschirminhalt mit einer Geste nach unten verschieben und damit auch Schaltflächen bedienen, die man sonst nicht ohne ausgefallener Fingerakrobatik erreichen könnte.

Wie weit man den Bildschirminhalt "hinunterschiebt", lässt sich präzise voreinstellen. Ein Wermutstropfen bleibt jedoch: Der Modus funktioniert nur temporär. Wechselt man zu einer anderen App oder ruft die Bildschirmtastatur auf, schiebt sich die Ansicht wieder zurück. Dennoch könnte diese Funktion dem Zenfone 10 helfen, zum neuen Kultobjekt der Kompakthandy-Glaubensgemeinschaft zu werden.

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Nicht alle von Asus getätigten Voreinstellungen sind jedoch optimal. So klingt etwa der Standardton für das Entsperren des Bildschirms wie ein Kameraauslöser, das gewählte Profil für die Akustik der Medienwiedergabe drosselt die maximale Lautstärke zu stark, und in der Kamera ist die automatische Hautglättung aktiviert. Das lässt sich aber einfach verstellen.

Kamera

Apropos Kamera: Das Zenfone 10 bringt hier eine Kombination mit, die an das Nothing Phone erinnert. Man kombiniert einen Weitwinkelsensor mit 50 MP und einen Ultraweitwinkel mit 13 MP. Die Weitwinkelkamera wird von einem integrierten Sechs-Achsen-Gimbal stabilisiert. Dieser ist Fluch und Segen zugleich. Denn drückt man auf den Auslöser, so wird erst eine Aufnahme erstellt, wenn die Stabilisierung mit der vorherigen Bewegung nachgekommen ist. Wer das Handy zu früh wieder bewegt, bekommt ein verwaschenes Bild, worauf die Software auch hinweist.

In Sachen Bildqualität spielt das Handy aber auch mit ausreichend Geduld nicht im Konzert der Besten mit. Fotos bei Tageslicht sehen auf den ersten Blick sehr gut aus und sind vordergründig auch detailreich. Feinere Strukturen im Hintergrund, allerdings mangelt es oft an Details und immer wieder neigt das Postprocessing zu übertriebener Nachschärfung. Erkennbar ist diese etwa an zu starken Kontrasten entlang von Kanten.

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Während die Weitwinkelkamera insgesamt trotzdem gute Qualität liefert, ist der Ultraweitwinkel ein klarer Schwachpunkt. Er liefert erheblich weniger Details und vergleichbar ausgewaschene bzw. künstlich hell wirkende Farben. Beide Objektive haben zudem deutliche Schwierigkeiten mit Gegenlicht, was sich in entsprechenden Überblendungen, Lensflares und besonders beim Ultraweitwinkel auch Kantenglühen (chromatische Aberration) bemerkbar macht. Das führt auch zu dem etwas skurrilen Umstand, dass Fotos bei Schlechtwetter teilweise besser gelingen als bei strahlender Sonne.

Vermisst wird ein Makromodus. Hier kann man etwas mit dem normalen Aufnahmemodus in Kombination mit dem optischen Zweifachzoom schummeln, dennoch fehlt es aber klar an der notwendigen Brennweite, um Makroaufnahmen zu machen, die ihren Namen verdienen.

Im Nachtmodus schlägt sich die Kamera sehr ordentlich. Wenngleich das Objektiv nicht übertrieben lichtstark ist, holt man softwareseitig viel aus längerer Belichtung heraus. Allerdings sind auch hier gerade im Hintergrund von Aufnahmen Detailverlust und Verschlimmbesserungen durch Rauschentfernung und Nachschärfung zu bemerken.

Die Frontkamera ist ein Weitwinkel mit 32-MP-Auflösung. Sie leistet gute Arbeit, punktet auch mit passabler Detailwiedergabe. Im Porträtmodus klappt auch die Kantenerkennung für künstliches Bokeh zuverlässig. Auch sie kann mit dem Nachtmodus verwendet werden. Das Ergebnis ist vertretbar, aber auch längere Belichtung und "Softwaremagie" können die Defizite unter schwierigen Lichtbedingungen nicht kaschieren.

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Akustik und Akku

In akustischen Belangen schlägt sich das Zenfone 10 solide. Die Stereolautsprecher klingen für ein Smartphone gut, sind in der Voreinstellung aber recht leise. Stellt man auf den Wiedergabemodus "Kino" um, holt man hörbar mehr Lautstärke heraus, ohne dass dies der Klangqualität schadet.

Beim Telefonieren klingt die eigene Stimme beim Gegenüber etwas blechern und undeutlich, aber ohne die Verständlichkeit schwerer zu beeinträchtigen. Auch bei Hintergrundlärm in Zimmerlautstärke ist eine Unterhaltung gut möglich. Die Geräuschunterdrückung neigt zu Aussetzern und lässt immer wieder einmal Stimmen von laufenden Musikstücken durch. Im Lautsprechermodus nimmt die Aufnahmequalität ein wenig ab.

Umgekehrt gestaltet es sich sehr ähnlich. Man versteht den Gesprächspartner gut, die Wiedergabequalität tendiert aber trotz guten Empfangs in Richtung Blechbüchse. Kein Ohrenschmaus, aber immerhin zweckmäßig.

Mit 4.300 mAh fällt der Akku nicht allzu groß aus. Vielnutzer werden das Smartphone nach einem Tag wieder an den Strom hängen müssen, alle anderen könnten anderthalb bis zwei Tage schaffen. Unterstützt wird eine maximale Ladeleistung von 30 Watt über den USB-C-Port bzw. 15 Watt per Wireless Charging. Per Kabel können außerdem auch andere Geräte über den Akku des Handys mit bis zu fünf Watt geladen werden.

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Fazit

Die Performance des Zenfone 10 ist im Alltag dank des High-End-Chips stets flott. Ausdauerndes Gaming mit maximalen Grafikdetails zeigt dem Handy aber seine thermischen Grenzen auf, was aber nur für eine Minderheit der Interessenten relevant sein dürfte.

Die Kamera ist an sich gut, spielt aber nicht in der obersten Liga mit und wird von Problemen mit Gegenlicht geplagt. Die Lautsprecher- und Telefonieakustik fällt unter "passabel". Bei der Akkulaufzeit muss man jedoch etwas zurückstecken, hier fordern die kompakten Maße und der leistungsstarke Chip ihren Tribut.

Auch wenn das exzellente Display fast an der Sechs-Zoll-Grenze schrammt, erweist sich das Gerät als bequem tragbar und meist auch mit einer Hand bedienbar – dem niederschwellig zugänglichen Einhandmodus sei Dank. Wer ausdrücklich ein kleines Android-Smartphone sucht, ohne auf Mittelklasse- oder Einsteigerhardware zurückgreifen zu wollen, kommt am Zenfone 10 eigentlich nicht vorbei. (Georg Pichler, 13.8.2023)

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Testfoto, aufgenommen mit dem Asus Zenfone 10
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Frontkamera, Porträtmodus, Abendlicht
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Frontkamera, Nachtmodus
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Nachtmodus
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Nachtmodus
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