So richtig zur Ruhe kommt die Belegschaft der Bank Austria nicht. In der Tochter der Mailänder Unicredit finden in unregelmäßigen Abständen Umstrukturierungen und organisatorische Umbauten statt – verbunden sind die zum Teil auch mit Personalabbau.

Das Institut bietet Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wie berichtet immer wieder Trennungspakete samt einer Art Abschlagszahlung an, das jüngste Programm läuft unter dem Namen Front-Loading.

Aus dem Geschäftsbericht 2022 geht hervor, dass für den bis 2024 beschlossenen Strategieplan "Unicredit unlocked" 280 Millionen Euro rückgestellt wurden: Es gehe da um die Vorsorge für die Aufwendungen, die "für den vorzeitigen Austritt (von Mitarbeitern, Anm.) auf freiwilliger Basis mit Überbrückungshilfe bis zum Erreichen des gesetzlichen Pensionsalters" nötig seien.

Das rot-weiße Logo der Bank Austria vor einer Fensterfront.
In der österreichischen Tochter der Unicredit wird über neue Ein- und Ausgliederungen nachgedacht.
Reuters/Föger

Servicebereich betroffen

Nun planen die italienische Mutter bzw. das Management der Bank Austria unter Robert Zadrazil erneut Umstrukturierungen, vor allem der Einkauf ("Procurement") der Bank Austria und die Service-Tochter Unicredit Services GmbH (UCS) sollen davon betroffen sein. Der Einkauf könnte völlig umorganisiert und ganz nach Mailand verlagert werden, ist aus der Bank zu hören. Die UCS könnte aufgedröselt werden, ein Teil ihrer Aufgaben in die Bank Austria, ein anderer nach Italien wandern. Die UCS ist eine Tochter der Mailänder Unicredit Services und kümmert sich unter anderem um die IT- und Kommunikationslösungen des Instituts. Es gehe bei alldem um Standortfragen (viele Aufgaben werden ja bereits im Ausland erledigt, ein IT-Center gibt es etwa in Rumänien) und auch um neue "Rollenbilder" für die Mitarbeiter, heißt es im Haus.

Die Belegschaftsvertreter der Bank Austria wurden von den Plänen jedenfalls lange nicht informiert und haben sich daher im Juni in einer "Resolution" an Bankchef-Chef Zadrazil, die im Vorstand für "People and Culture" zuständige Georgiana Lazar und den für den Geschäftsbetrieb zuständigen COO, Emilio Manca, gewendet.

"Verlagerungen führten zu Verteuerungen"

Absender: die Vorsitzenden aller Betriebsräte der diversen Banktöchter und der Bank Austria selbst. Ihre Nachricht war klar. Man spreche sich entschieden dagegen aus, dass in Österreich Arbeitsplätze "überschießend und permanent abgebaut und in andere Länder oder an andere Unternehmen aufgrund von Kosteneinsparungen verlagert werden." Bereits erfolgte Verlagerungen zeigten, dass diese "bei weitem nicht immer erfolgreich" seien und, "im Gegenteil, zu komplexeren und aufwendigen und teureren Strukturen" geführt hätten.

Konkret gehen die Betriebsräte davon aus, dass die "avisierten Umstrukturierungen, insbesondere der Tätigkeitsverlagerungen im Procurement", aber auch "im Tech-Bereich" in Österreich "mutmaßlich massive Auswirkungen auf die Mitarbeiter" haben werden und auf die von ihnen erbrachten Dienstleistungen für die BA.

Der Vorstand möge die geplante Umstrukturierung "qualitativ und in aller Tiefe evaluieren", und Verlagerungen bzw. Zentralisierungen überdenken – nicht nur im Sinne der Beleg- und Kundschaft, sondern auch mit Blick auf das Rekordergebnis der Bank. Sie hat ihren Gewinn im ersten Halbjahr fast verdoppelt, das Vorjahr hatte ein Rekordergebnis gebracht.

Bank sucht ständig nach Optimierung

Die Forderungen aus der Resolution: Erhalt und Ausbau dieser "qualitativ hochwertigen" Arbeitsplätze in Wien und Österreich und Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Inzwischen hat der Vorstand reagiert, es gibt Gespräche mit den Betriebsräten, wie zu hören ist. Und was sagt die Bank Austria zu den geplanten Umstrukturierungen und dem Protest der Betriebsräte? Nur so viel: Die Bank suche "ständig nach Möglichkeiten, ihre Prozesse und Arbeitsabläufe weiter zu optimieren und zu verbessern. Im Mittelpunkt stehe dabei immer ein "enger und konstruktiver Dialog mit unseren Arbeitnehmervertreterinnen, um sicherzustellen, dass alle getroffenen Entscheidungen effektiv und für alle Beteiligten tragbar sind." Die Entscheidung, wie es nun mit dem Einkauf und in der Unicredit Services GmbH weitergehen wird, soll demnächst fallen.

Mutter übernahm Haftungen

Das Unternehmen UCS GmbH hatte – notabene 2021, neuere Zahlen sind dem Wirtschaftscompass nicht zu entnehmen – ein negatives Eigenkapital von 7,3 Millionen Euro und einen Bilanzverlust von rund 25 Millionen Euro. Es lag laut Anmerkung zur Gewinn- und Verlustrechnung aber keine Überschuldung im insolvenzrechtlichen Sinne vor, die UCS-Mutter hatte Patronatserklärungen von bis zu 150 Millionen Euro gegenüber der Bank Austria abgegeben. Das heißt, sie muss dafür sorgen, dass die UCS GmbH ihren Zahlungsverpflichtungen jederzeit nachkommen kann. (Renate Graber, 14.8.2023)