Schwerste Kämpfe in Tripolis seit Jahresanfang, dunkler Rauch über Tripolis.
Über Teilen von Tripolis war am Morgen dunkler Rauch zu sehen.
AFP/MAHMUD TURKIA

Tripolis – In der libyschen Hauptstadt Tripolis ist es in der Nacht zum Dienstag zu den schwersten Kämpfen zwischen rivalisierenden Gruppen seit Jahresbeginn gekommen. Damit wächst in dem seit Jahren gespaltenem Land die Furcht vor einer Eskalation des Bürgerkrieges. Ausgelöst wurden die Gefechte durch die Festnahme des Kommandanten der 444. Brigade, Mahmud Hamza, wie ein Vertreter dieser militärischen Gruppierung mitteilte.

Demnach wurde er auf dem Flughafen der Hauptstadt von Mitgliedern der Special Deterrence Force in Gewahrsam genommen. Beide Gruppierungen sind die größten Machtfaktoren in Tripolis. Obwohl die 444. Brigade und die Special Deterrence Force vergangenes Jahr zeitweise zusammen die Übergangsregierung der Nationalen Einheit unterstützten, kam es in diesem Jahr in Tripolis immer wieder zu Zusammenstößen zwischen beiden Gruppierungen.

19 Menschen verletzt

Über Teilen von Tripolis sei am Morgen dunkler Rauch zu sehen gewesen, berichtete ein Reuters-Reporter. Der Lärm schwerer Waffen sei zu hören gewesen. Einwohner der Stadt und lokale Medien berichteten von Kämpfen in verschiedenen Teilen der Stadt. Das Gesundheitsministerium rief zu Blutspenden auf. Nach Angaben des Rettungsdienstes wurden mindestens 19 Menschen in der Hauptstadt verletzt. 26 Familien seien aus den Kampfzonen evakuiert worden.

Die UN-Unterstützungsmission für Libyen zeigte sich besorgt und rief zu einem Ende der Gewalt auf. Die Ereignisse hätten auch mögliche Auswirkungen auf Bemühungen, den politischen Prozess voranzubringen und landesweite Wahlen abzuhalten.

Libyen ist seit 2014 zwischen verfeindete Ost- und Westfraktionen aufgespaltet. Die östliche Bürgerkriegs-Fraktion unter dem ehemaligen Armee-General Khalifa Haftar scheiterte 2020 mit einem Sturm auf Tripolis. Es folgte ein Waffenstillstand, aber eine politische Lösung des Konflikts scheint in weiter Ferne. 2021 waren als Teil des von den UN beaufsichtigten Friedensprozesses Wahlen vorgesehen. Allerdings zerstritten sich die rivalisierenden Fraktionen über die Wahlregeln. Erschwerend für eine Friedenslösung ist, dass die Bürgerkriegs-Lager nicht homogen sind, sondern das verschiedene bewaffneten Gruppierungen miteinander konkurrieren. (APA, 15.8.2023)