Selbst in der an Kontroversen nicht gerade armen Linux-Welt gehört Systemd zu jenen Projekten, die seit ihren Anfängen besonders viele Debatten ausgelöst haben. Was für die einen eine lange überfällige Modernisierung zahlreicher Basiskomponenten darstellt, ist für andere ein unverzeihlicher Bruch mit der klassischen Unix-Philosophie. Denn anstatt der alten Formel "Ein Programm für einen Zweck" hat Systemd über die Jahre immer mehr Aufgaben in modernen Linux-Systemen übernommen.

Ein Bildschirmfoto eines Devuan-5-Desktops
Der Desktop von Devuan 5 nutzt Xfce.
DER STANDARD/Proschofsky

Doch so hitzig diese Debatte über die Jahre auch geführt wurde, die Realität hat ein sehr eindeutiges Urteil gefällt. Fast alle aktuellen Linux-Distributionen verwenden Systemd. Die Verzahnung mit anderen Systembestandteilen ist dermaßen groß, dass es ziemlich schwer geworden ist, ohne Systemd auszukommen. Wer die Welt der freien Software kennt, der weiß aber auch: Es gibt immer jemanden, der es trotzdem probiert, und das Devuan-Projekt ist hier der wohl prominenteste Vertreter dieser Fraktion.

Eine neue Version

Mit Devuan 5 "Daedalus" – oder genauer gesagt Devuan GNU+Linux 5.0 – gibt es nun eine neue Generation der Debian-Variante ohne Systemd. Diese basiert bereits auf dem Mitte Juni veröffentlichten Debian 12 und übernimmt auch weitgehend dessen Softwareausstattung, ersetzt aber natürlich Systemd mit klassischen Init-Systemen und diversen anderen Tools.

Die eigenständigen Neuerungen von Devuan 5 halten sich dabei in einem überschaubaren Rahmen. Eines der Highlights ist dabei, dass sich ein Wayland-Desktop jetzt auch ohne elogind nutzen lässt. Zudem kommt für den Start eines Rootless-X-Servers jetzt die libseat1 zum Einsatz. Wer mit all diesen Begriffen nichts anfangen kann, sei einmal mehr auf unseren Erklärartikel verwiesen, in dem versucht wird, all diese Linux-Begriffe möglichst einfach zu erläutern.

Devuan setzt auch sonst ganz auf freie Software, von Haus aus wandern also keine proprietären Komponenten bei der Installation auf den Datenträger. Wer will, kann diese Komponenten aber sehr wohl über den Installer auswählen – was bei mancher Firmware auch notwendig sein mag, damit das zugehörige Gerät funktioniert.

Download

Von Haus aus verwendet Devuan Xfce in der Version 4.18 als Desktop, diese Kombination gibt es auch beim Herunterladen des offiziellen Live-Images. Mit diesem kann das System ohne vorherige Installation ausprobiert werden. Parallel dazu gibt es aber auch hier jede Menge Downloadalternativen – von einem Minimal-Image bis zu einem für Docker-Instanzen. Bestehende Devuan-4-Systeme können direkt auf die neue Version aktualisiert werden. (apo, 16.8.2023)