Gut zwei Jahre nach dem Börsengang von Suse will der schwedische Finanzinvestor EQT die Linux-Softwarefirma wieder vom Aktienmarkt nehmen. EQT kündigte am Donnerstagabend ein Übernahmeangebot für die restlichen Anteile über 16 Euro je Aktie an, das das Nürnberger Unternehmen mit 2,72 Milliarden Euro bewertet. Der Preis liegt zwar um zwei Drittel über dem Schlusskurs der Suse-Aktie von 9,605 Euro am Donnerstag, aber nur bei gut der Hälfte der 30 Euro, für die die Papiere im Mai 2021 zugeteilt worden waren.

Das Suse Linux-Logo
Suse ist eines der tradionsreichsten Linux-Unternehmen
Suse

Der Preis liegt zwar um zwei Drittel über dem Xetra-Schlusskurs der Suse-Aktie von 9,605 Euro vom Donnerstag, aber nur bei gut der Hälfte der 30 Euro, für die die Papiere im Mai 2021 zugeteilt worden waren.

Finanziert wird der Rückzug von der Börse praktisch von Suse selbst: Das Unternehmen schüttet eine überwiegend schuldenfinanzierte Dividende aus, die so hoch ist, dass EQT damit die anderen Aktionäre herauskaufen kann.

Spekulationen über einen Rückzug von Suse von der Börse halten sich seit Monaten. Der sinkende Aktienkurs machte es EQT schwer, sich wie üblich von weiteren Anteilen zu trennen. Die Schweden halten immer noch 79 Prozent an Suse. Für die übrigen Anteile müssten sie bis zu 568 Mio. Euro zahlen - das Geld dafür kommt aber von Suse.

Das Unternehmen werde dafür bis zu eine halbe Milliarde Euro neue Schulden aufnehmen, hieß es in einer Mitteilung. Bei Investoren wie EQT ist es üblich, dass sie den Firmen in ihrem Portfolio zusätzliche Kredite aufbürden - für börsennotierte Unternehmen ist es ungewöhnlich.

Faktoren

"Für den Kurssturz waren drei Faktoren ausschlaggebend", sagte EQT-Partner Johannes Reichel der Nachrichtenagentur Reuters. "Technologie-Aktien gerieten durch die steigenden Zinsen unter Druck, das Endkunden-Geschäft von Suse zeigte Schwächen, und die Umsetzung der Strategie war zuletzt nicht mehr so stringent." Zudem habe der Aktienkurs darunter gelitten, dass kaum Papiere gehandelt wurden.

Außerhalb der Börse könne sich der neue Vorstand um den im Frühjahr vom Konkurrenten Red Hat gekommenen Dirk-Peter van Leeuwen besser auf die langfristige Strategie konzentrieren, erklärte Reichel.

Van Leeuwen stellte sich hinter die Pläne. "Dies wird uns den nötigen Spielraum geben, um das Geschäft weiter auszubauen." Reichel und zwei seiner Kollegen sitzen im Aufsichtsrat von EQT. Sie hätten dort an der Abstimmung über die Vereinbarung nicht teilgenommen, sagte ein Sprecher.

Die Suse-Aktionäre müssen ihre Anteilsscheine nicht an EQT verkaufen. Nach dem geplanten Rückzug von der Börse können sie sie aber nicht mehr dort handeln. Die Übernahme soll bis Anfang Oktober unter Dach und Fach sein. Die Höhe der Dividende fällt umso höher aus, desto mehr Suse-Aktionäre das Offert bis dahin angenommen haben. Dividende und Abfindung sollen sich auf 16 Euro summieren. Nachbörslich schossen die Papiere am Donnerstag um 50 Prozent bis auf 15,24 Euro.

Herausforderungen

EQT werde Suse noch für einige Zeit begleiten. "Wir stehen nicht unter Zeitdruck", sagte Reichel. Der Fonds EQT VIII, der die Suse-Anteile hält, laufe noch bis 2028. "Ich glaube nicht, dass wir in den nächsten zwölf Monaten verkaufen werden - aber wir werden wohl auch nicht noch einmal vier Jahre investiert bleiben."

Der Ausstieg werde dann eher über einen Verkauf als über einen zweiten Anlauf an die Börse vollzogen. "Es gibt viel Interesse von Finanzinvestoren", aber auch Unternehmen aus der Branche hätten Softwarefirmen gekauft, sagte Reichel mit Blick auf den Einstieg von IBM bei Red Hat.

Finanziell sei das Engagement bei Suse für EQT schon jetzt ein Erfolg: "Wir konnten beim Börsengang ein Drittel des eingesetzten Kapitals an unsere Investoren ausschütten." Und das operative Ergebnis, an dem sich der Verkaufspreis orientiert, habe sich seit dem Einstieg 2019 mehr als verdoppelt. (Reuters, 18.8.2023)