Washington/Kiew – Nach monatelangen Debatten haben die USA als Erzeugerland am Freitag den westeuropäischen Nato-Staaten Niederlande und Dänemark grünes Licht für die Lieferung von F-16-Kampfjets an die Ukraine gegeben. Damit soll das von Russland vor eineinhalb Jahren angegriffene Land erstmals ein modernes Kampfflugzeug westlicher Bauart für seine Abwehr der Invasoren bekommen.

In einem Brief an seine Kollegen in Dänemark und den Niederlanden erklärte US-Außenminister Antony Blinken, der Transfer der Kampfjets und die Ausbildung ukrainischer Piloten würden von den USA voll unterstützt, was von den Regierungen in Den Haag und Kopenhagen bisher als Voraussetzung für eine Lieferung der F-16 an Kiew betrachtet worden war.

Kampfflugzeuge der Niederlage in der Luft.
Niederländische F-16 sichern den Luftraum im Baltikum.
REUTERS/PIROSCHKA VAN DE WOUW

Beim Kurznachrichtendienst X, vormals Twitter, begrüßte der niederländische Außenminister Wopke Hoekstra am Freitag die Entscheidung. Noch im August werde ein Bündnis von elf Ländern in Dänemark mit dem Training ukrainischer Piloten für den Einsatz auf der F-16 beginnen, heißt es. Anfang 2024 werden demnach planmäßig die ersten ukrainischen Piloten für Kampfeinsätze bereit sein. Seit mehr als einem halben Jahr wurde dies- und jenseits des Atlantiks über die Entsendung der von der Ukraine so dringend erbetenen US-Kampfjets beraten. Für die aktuelle Gegenoffensive der ukrainischen Armee kommen die F-16 zu spät.

US-Pessimismus

Ebenjene ist nach Einschätzung der Washington Post vom Freitag zuletzt ins Stocken geraten. Die ukrainischen Truppen drohten, wenn es so weitergehe wie bisher, ihr Hauptziel, nämlich die Eroberung der strategisch wichtigen Stadt Melitopol, zu verfehlen, heißt es unter Berufung auf US-Regierungskreise. Ohne die Eroberung der von Russland besetzten Stadt könne auch die Landbrücke zwischen den besetzten Gebieten im Donbass und der schon 2014 illegal annektierten Halbinsel Krim nicht zerschlagen werden, geben sich die US-Beamten pessimistisch. Die ukrainischen Streitkräfte, die von der Siedlung Robotyne aus in Richtung des etwa 75 Kilometer entfernten Melitopol vordringen, würden voraussichtlich mehrere Kilometer außerhalb der Stadt bleiben. Grund dafür sind nach Einschätzung der Geheimdienste die von Russland angelegten Minenfelder und Schützengräben in der Region. Die ukrainische Armee hat mangels geeigneter Luftwaffe aber auch an anderen Frontabschnitten große Schwierigkeiten, die massiv ausgebauten Linien der russischen Besatzer zu durchbrechen.

Sacharow-Zentrum geschlossen

Die russische Justiz hat indes das renommierte Sacharow-Zentrum aufgelöst. Ein Gericht in der Hauptstadt Moskau erklärte Freitag zur Begründung, in dem Zentrum fänden nicht genehmigte Konferenzen und Ausstellungen statt. Das nach dem Dissidenten und Friedensnobelpreisträger Andrej Sacharow benannte Menschenrechtszentrum war 1996 gegründet worden.

In der Nacht auf Freitag will die russische Armee zudem einen Drohnenangriff auf das Moskauer Finanzviertel abgewehrt haben, dessen die Regierung abermals die Ukraine beschuldigt. Kiew kommentierte den Vorfall nicht. (Florian Niederndorfer, 18.8.2023)