Das Sommerloch liegt in diesem Fall im russischen Dorf Petruschowo, und darin finden sich Äpfel, Großmütter, Schwimmen im Fluss und eine österreichische Ex-Außenministerin. Um einen russischen Pass bemüht sie sich aber nicht, stellt Karin Kneissl gegenüber der RIA Nowosti entsprechende Meldungen richtig. Auch wenn sie sich in Österreich verfolgt fühlt, wo – das referiert wiederum vesti.ru – vorgeschlagen wurde, ihr die österreichische Staatsbürgerschaft zu entziehen.

Wahr ist an der Behauptung, dass in einem Kneissl-Porträt des Falters der Direktor der Diplomatischen Akademie, Emil Brix, über den Paragrafen 33 des Staatsbürgerschaftsgesetzes nachdenkt. Darin heißt es: "Einem Staatsbürger, der im Dienste eines fremden Staates steht, ist (...) die Staatsbürgerschaft zu entziehen, wenn er durch sein Verhalten die Interessen oder das Ansehen der Republik erheblich schädigt."

Wladimir Putin und Karin Kneissl.
Auf Karin Kneissls Knicks vor Wladimir Putin wird nicht nur die ehemalige Ministerin ungern angesprochen.
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Na ja, peinlich ist sie als ehemalige österreichische Chefdiplomatin schon, wenn sie Russland unter Wladimir Putin – aber auch den am Abgrund stehenden Libanon, wo viele Menschen nicht wissen, wovon sie leben sollen – um so viel leiwander findet als den Staat, dessen Steuerzahler und -zahlerinnen einstens ihr Ministerinnengehalt berappten.

Aber apropos peinlich: Kneissl selbst reagiert genervt, wenn man sie auf das berühmte Knicksfoto mit ihrem Hochzeitsgast Putin anspricht. Frau Doktor! Uns nervt dieses Foto auch, auch wir werden dauernd darauf angesprochen!

Zuständig für Staatsbürgerschaftssachen wäre die MA 35 in Wien oder eine Landesregierung – aber nicht das Außenministerium. Dort widerspricht man Brix, der unter anderem einmal Botschafter in Russland war, in der Sache eines möglichen schädigenden Verhaltens Kneissls dennoch. "Das halten wir aus, wenn jemand in Russia Todayirgendetwas zum Besten gibt", sagte Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) kürzlich in der ORF- Pressestunde. Auch wenn "diese Person" Meinungen habe, die er "für nicht nachvollziehbar", "für absurd" halte, sieht er die Bedingungen für eine Aberkennung nicht erfüllt. Wobei er – und da zeigt Schallenberg seinerseits Genervtheit – gehört habe, dass ein "pensionierter Diplomat" Derartiges sage.

Bevor sie im Dezember 2017 für die FPÖ Ministerin wurde, unterrichtete Kneissl zuerst regulär, dann – nach einem Knatsch – spezielle Kurse an der Diplomatischen Akademie. Es wäre eigentlich Usus gewesen, dass sie als neue Außenministerin im Herbst 2018 das akademische Jahr eröffnet. Die Studierenden reagierten, na ja, genervt – so wurde stattdessen Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) eingeladen. (guha, 19.8.2023)