Sarina Wiegman
Sarina Wiegman ist Englands Chefin. Am Sonntag könnte der nächste Meilenstein folgen.
EPA/DAN HIMBRECHTS

Wer derzeit in England "football" sagt, muss auch fast "Sarina Wiegman" sagen. Die Trainerin des Frauennationalteams, genannt "Lionesses" ( Löwinnen), ist in vieler Munde, heute geht es für England im WM-Finale gegen Spanien um den Titel. Die Engländerinnen sind zu favorisieren.

Das liegt auch an Wiegman. Oder vor allem an Wiegman. Zuletzt hieß es gar, dass Wiegman irgendwann das Nationalteam der Männer übernehmen könnte. Verbandsboss Mark Bullingham: "Alle sagen immer, es braucht den besten Mann für den Job, aber muss es unbedingt ein Mann sein?"

Seit 2021 ist die 53-jährige Niederländerin für die Löwinnen verantwortlich, vergangenes Jahr wurde man im eigenen Land Europameister. Wiegman ist seither "Kommandeurin des Britischen Empire", ehrenhalber. Teamspielerin Beth Mead erinnert sich in ihrer Biografie an Wiegmans erste Tour durch den St George’s Park, den pompösen Trainingskomplex der englischen Nationalteams: Während der Führung wurde ihr gesagt: "Hier ist der Trainingsplatz der Männer." Wiegman entgegnete: "Hier steht nirgends ,Männertrainingsplatz‘. Es ist das beste Spielfeld auf dem Gelände, oder? Ich will, dass wir es auch nutzen können."

Zur Vorbereitung auf die Euro 2022 trainierten die Löwinnen dort – und holten den Titel. Es war der erste für das Fußballmutterland seit dem WM-Triumph der Männer 1966. Wiegman meißelte ihren Namen in die Annalen des Landes.

Der große Wurf

Sarina Petronella Wiegman wurde in Den Haag geboren, kickte für Ter Leede, 99-mal trug sie das Nationalteamtrikot. Nebenbei arbeitete sie als Turnlehrerin am Segbroek College in Den Haag. Nach dem Karriereende blieb Wiegman im Fußball, wurde Assistenztrainerin und übernahm schließlich 2017 das Nationalteam ihres Heimatlandes. 2017 folgte auch schon der erste große Titel: Die Niederlande wurden im eigenen Land Europameisterinnen, 2019 unterlag man im WM-Finale den USA. Dann rief England.

Die verheiratete Mutter von zwei Töchtern ist eine fordernde Trainerin, die, glaubt man ihren Spielerinnen, die Gratwanderung zwischen Autorität und Empathie makellos meistert. Eine akribische Arbeiterin, eine Perfektionistin.

Der Erfolg gibt Wiegman recht: 37 Spiele, eine Niederlage. "Sie ist das fehlende Teil, das England gesucht hat", sagte etwa Kapitänin Leah Williamson. Mit einem Erfolg im Finale würde sie ihren Namen im Geschichtsbuch noch doppelt unterstreichen. (Andreas Hagenauer, 20.8.2023)