Etwas mehr als eine Woche ist es her, da hat die kalifornische Regulierungsbehörde CPUC grünes Licht für den Vollbetrieb von Robotaxi-Diensten in San Francisco gegeben. Eine Woche, die allerdings zumindest für einen der beiden derzeit aktiven Betreiber ganz und gar nicht so verlaufen ist, wie man sich das erhofft hat. Wurden doch in den vergangenen Tagen eine ganze Reihe von harmlosen, aber auch nicht ganz so harmlosen Vorfällen mit den autonom fahrenden Autos von Cruise bekannt – und das hat mittlerweile Konsequenzen.

Ein Cruise-Auto in den Straßen von San Francisco.
Cruise ist neben der Google-Schwester Waymo eines der zwei Unternehmen, die derzeit einen Robotaxidienst in San Francisco anbietet.
EPA/JOHN G. MABANGLO

In nassem Beton fährt es sich nicht gut

Den Anfang der Pannenserie machte dabei ein Vorfall, der noch zum Schmunzeln anregen darf. Fuhr doch ein Auto von Cruise kurzerhand in eine gerade frisch betonierte Straße und blieb in Folge stecken. Das Fahrzeug musste schließlich aus der Baustelle gezogen werden.

Zwar blieb zunächst unklar, wie gut die Baustelle gekennzeichnet war, Konkurrent und Google-Schwester Waymo nutzte den Vorfall aber rasch für einen Seitenhieb. Mit einem Video demonstrierte man, wie ein eigenes Auto die gleiche Passage vor dem Cruise-Vorfall korrekt passierte, den Bauarbeiten also auswich.

Rudelbildung

Bereits einige Tage zuvor kam es zu einem Problem, das schon im Testverlauf immer wieder beobachtet werden konnte: An einer Straßenecke in San Francisco versammelten sich rund zehn Cruise-Taxis und wussten nicht so recht weiter, womit natürlich der restliche Verkehr blockiert wurde.

Cruise sprach später von einer Ausnahmesituation, weil durch ein Musikfestival in der Umgebung das Mobilfunknetz zusammengebrochen war. Freilich sollten diese Dienste auch ohne aufrechte Mobilfunkverbindung problemlos ihren Weg finden.

Versuchslabor

In Kombination mit anderen Vorfällen – so zeigen in Sozialen Medien kursierende Videos etwa, wie Cruise-Autos knapp neben einer einen Übergang überquerenden Familie vorbeifährt oder Feuerwehrautos blockieren – wurde rasch der Widerspruch der Stadt lauter. So kamen aus der Politik schnell Forderungen nach stärkeren Beschränkungen für den Betrieb solcher Dienste. Diese Stimmen werden von einem wachsenden Unmut in der Bevölkerung getragen, wo manche gegenüber lokalen Medien beklagen, dass sie sich wie Versuchskaninchen fühlen.

Proteste gegen die Autos von Cruise und Waymo gab es in den vergangenen Monaten in San Francisco immer wieder. Immerhin sind deren Fahrzeuge bereits einige Zeit im Testlauf in der Stadt unterwegs. Seit der Zustimmung der Regulatoren dürfen sie aber nicht nur erheblich mehr Fahrzeuge einsetzen, auch der kommerzielle Betrieb ist damit eröffnet.

Starkes und zum Teil sehr spezielles Interesse

Dieser zeigt auch, dass die Ablehnung nicht gar so durchgängig ist. So sind die Downloads der App für Waymo und Cruise zuletzt massiv angestiegen. Dabei scheinen so manche Fahrgäste einen sehr speziellen Vorteil von Robotaxis entdeckt zu haben.

So berichtete der SF Standard davon, dass diese Fahrzeuge zunehmend für Sex genutzt werden. Die Abwesenheit eines menschlichen Fahrers oder einer Fahrerin ist da natürlich von Vorteil. An den in solchen Gefährten angebrachten Kameras scheint man sich offenbar nicht zu stören. Übrigens verbieten die Regeln von Waymo und Cruise das nicht explizit, dort hat man offenbar an diesen Fall nicht gedacht, auch wenn betont wird, dass Fahrzeuge generell sauber hinterlassen werden müssen.

Ein Unfall bremst Cruise aus

Während sich über all das noch Schmunzeln lässt, endete die Woche für Cruise deutlich unerfreulicher. Krachte doch eines der eigenen Autos mit einem Feuerwehrauto zusammen, es gab einen Verletzten und zwar die im Robotaxi mitfahrende Person.

Das war dann auch für die Regulatoren der eine Vorfall zu viel. Cruise muss bis zum Abschluss der Untersuchungen die Zahl seiner kursierenden Robotaxis halbieren – auf 50 am Tag und 150 in der Nacht. Das Unternehmen betont unterdessen in einem Blogeintrag, dass das eigene Auto das Einsatzfahrzeug ohnehin "fast sofort" gesehen und mit einer Bremsung darauf reagiert hat, einen Zusammenstoß aber nicht mehr verhindern konnte. (Andreas Proschofsky, 20.8.2023)