Im Russischen gibt es folgendes Sprichwort: "Ein Wort ist wie ein Spatz, wenn es herausfliegt, kann man es nicht mehr einfangen." Dieser Spruch wird sträflich vernachlässigt: in Freundschaften, in Beziehungen, in der Politik. Während die ersten beiden aber mit hoher Wahrscheinlichkeit ins Privatleben gehören (es sei denn, man führt privat eine politische Beziehung, was auch schon vorgekommen sein soll), gehören das Hörensagen und die vorauseilende Spatzenhaftigkeit diverser gestreuter Gerüchte ins Reich der missglückten, weil an ihrem eigenen Niveau scheiternden, Politik.

Spatz
Ein Sprichwort, das sträflich vernachlässigt wird: "Ein Wort ist wie ein Spatz, wenn es herausfliegt, kann man es nicht mehr einfangen."
Imago / /Charles LeClaire

Operation gelungen, Patient tot

Politik, die seriös sein will und dies auch ist, würde niemals mit dem Wiederkäuen diverser Gerüchte operieren, weil die Chance besteht, dass nach solchen Operationen die Operation zwar gelungen, der Patient aber tot ist, die Demokratie oder das Vertrauen in diese Demokratie beispielsweise. Ist aber das Vertrauen nicht mehr da, ist jede Beziehung zum Scheitern verurteilt.

Schmutzige Wäsche waschen

Die Beziehung zwischen Liebenden, zwischen Freunden, aber auch die Beziehung zwischen mündigen Wählenden und denen, die von ihnen gewählt werden wollen. Politik, die sich an die Bassena lehnt, um dort schmutzige Wäsche zu waschen oder sogar jedes an den Haaren herbeigezogene Hörensagen zu bemühen, um Aufmerksamkeit zu generieren, führt aus keiner einzigen Problemzone hinaus, sondern eher auch ganz sprichwörtlich in eine neue hinein. (Julya Rabinowich, 20.8.2023)