Aufnahme aus Krieg in Jemen mit Beteiligung von Saudi Arabien
Laut Human Rights Watch ereigneten sich die Vorfälle großteils nach einer im April 2022 in Kraft getretenen Waffenruhe im jemenitischen Bürgerkrieg.
EPA/ YAHYA ARHAB

London – Saudi-arabische Grenzschützer haben laut der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) seit Anfang 2022 an der Grenze zum Jemen hunderte Migranten aus Äthiopien getötet. Dem am Montag veröffentlichten Bericht zufolge stützen sich die Vorwürfe auf 38 Zeugeninterviews sowie Satellitenbilder und in Online-Netzwerken veröffentlichte Aufnahmen. Alleine aus den Zeugenaussagen gingen mindestens 28 "Vorfälle mit Schusswaffen" hervor – darunter auch Angriffe mit Mörsergeschoßen.

Die Vorfälle ereigneten sich Human Rights Watch zufolge zu einem großen Teil nach einer im April 2022 in Kraft getretenen Waffenruhe im jemenitischen Bürgerkrieg, in dem Saudi-Arabien Kriegspartei ist. Offizielle Vertreter Saudi-Arabiens ließen Anfragen der Nachrichtenagentur AFP zu den Vorwürfen bisher unbeantwortet, HRW zufolge antwortete Riad auch nicht auf entsprechende schriftliche Anfragen.

Schusswaffenangriffe aus nächster Nähe

Bereits im vergangenen Jahr hatten UN-Experten über "besorgniserregende Vorwürfe" berichtet, denen zufolge saudi-arabische Sicherheitskräfte an der Grenze zum Jemen in den ersten Monaten des Jahres 2022 etwa 430 Migranten getötet hätten. Dem nun veröffentlichten Bericht zufolge berichteten Überlebende unter anderem von Schusswaffenangriffen aus nächster Nähe, bei denen saudi-arabische Grenzschützer äthiopische Migranten gefragt hätten, in welches Körperteil sie "am liebsten geschossen werden möchten".

Die Human-Rights-Watch-Forscherin Nadia Hardman erklärte, saudi-arabische Sicherheitskräfte würden "hunderte Migranten und Asylsuchenden in diesem abgelegenen Grenzgebiet außerhalb der Sichtweite der übrigen Welt" töten. Auch der Versuch Saudi-Arabiens, sein Image mit dem "milliardenschweren Aufkauf von Golfevents, Fußballklubs und großen Shows" aufzuwerten, dürfe "nicht von diesen schrecklichen Verbrechen ablenken". (APA, red, 21.8.2023)