Von Instantnudeln über Immobilien bis zur Elektromobilität – der vietnamesische Unternehmer Pham Nhat Vuong hat sich schon in etlichen Branchen versucht. Nun hat er die auf elektrisch angetriebene Autos spezialisierte Vinfast an die US-Technologiebörse Nasdaq geschickt und bereits am ersten Handelstag eine höhere Bewertung als viele etablierte Autobauer erzielt. Nach einen fulminanten Börsendebüt war das 2017 gegründete Unternehmen Vinfast mit etwa 85 Milliarden Dollar mehr wert als Volkswagen, Mercedes, Ford oder General Motors.

Die Rückansicht eines Vinfast-Fahrzeugs.
Der vietnamesische Elektroautoerzeuger Vinfast hat an der Börse einen Kavaliersstart hingelegt, dann kam es zu einem Rücksetzer.
APA/AFP/APU GOMES

Eine gewagte Bewertung für einen Branchenneuling, der rote Zahlen schreibt. In Vietnam soll Vinfast auf zehn Prozent Marktanteil kommen, doch die internationale Expansion verläuft schleppend. Insgesamt hat das Unternehmen bisher 19.000 Autos abgesetzt. Davon sollen etwa in den USA allerdings bisher bloß 137 Fahrzeuge des Herstellers registriert worden sein.

Kurzer Höhenflug

Dementsprechend schnell endete der Höhenflug des Börsenneulings. Im Handel am Montag hatte Vinfast die Hälfte des Werts wieder eingebüßt.

Der Kurs ist auch deshalb zuvor so sprunghaft angestiegen, da nur etwa ein Prozent der Aktien an der Börse gelistet ist, was zu starken Kursausschlägen führt. Denn Vinfast hatte, wie viele junge Autobauer zuvor, einen Umweg an die Börse gewählt: Statt eines klassischen Börsengangs, bei dem ein Unternehmen stärker durchleuchtet wird, fusionierte das Unternehmen mit einer bereits börsennotierten Firmenhülle, einer sogenannten Special Purpose Acquisition Company (SPAC). Die verbleibenden 99 Prozent der Vinfast-Anteile hält weiterhin Pham Nhat Vuong, der den Kurssturz allerdings verkraften wird. Er war schon vor dem Börsendebüt reichster Mensch in Vietnam.

Die Basis seiner unternehmerischen Tätigkeit hat der 55-Jährige bereits anfangs der 1990er-Jahre anschließend an sein Studium an der Universität für Bergbau und Geologie in Moskau gelegt. Nach dem Umzug nach Charkiw baute er ein vietnamesisches Restaurant und einen Vertrieb für Instantnudeln auf. Im Jahr 1993 gründete er die Firma Technocom, die in der Ukraine zum Marktführer für dehydrierte kulinarische Produkte wurde, die er 2009 um 150 Millionen Dollar an den Schweizer Lebensmittelriesen Nestlé verkaufte. Nach der Rückkehr nach Vietnam begann Pham als Immobilienunternehmer. Die daraus hervorgegangene Vingroup wurde eines der größten und einflussreichsten Konglomerate des Landes und ist in verschiedenen Sektoren aktiv.

Aufstrebende Unternehmen

Dass junge aufstrebende Unternehmen größere, etablierte Mitbewerber früh beim Börsenwert überholen, ist nicht ungewöhnlich. Vergangenes Jahrzehnt ließ etwa der Onlinehändler Amazon den damaligen US-Branchenprimus Walmart weit hinter sich, auch der Elektroautopionier Tesla zeigte den viel umsatzstärkeren traditionellen Mitbewerbern früh die Rücklichter an der Börse.

Allerdings hatten andere neue Autofirmen schon hohe Börsenbewertungen erzielt, die sie nicht dauerhaft halten konnten. So erreichte Rivian, ein Hersteller elektrischer Pick-ups, SUVs und Lieferwagen, im November 2021 einen Börsenwert von 150 Milliarden Dollar. Inzwischen liegt er nach Engpässen in der Zuliefererkette knapp unter 20 Milliarden Dollar. Offen bleibt, welchen Kurs Pham Nhat Vuongs Vinfast dauerhaft einschlagen wird. (Alexander Hahn, 22.8.2023)