Patientinnen und Patienten belegen ein Krankenhausbett oft länger, als es notwendig wäre. Und das, obwohl das Spitalspersonal ohnehin sehr belastet ist. Immer wieder können Personen nach Abschluss der Akutbehandlung jedoch nicht direkt nach Hause entlassen werden, auf einen (vorübergehenden) Platz in einer Langzeitpflegeeinrichtung müssen sie aber warten. Oder, was auch vorkommt, sie lehnen den angebotenen Pflegeplatz ab, können aber aufgrund ihrer Verfassung nicht einfach nach Hause. Mobile Hilfsdienste müssen allerdings noch organisiert werden.

Dieses Problem wächst: Die Menschen werden älter, aber die Zahl der gesunden Lebensjahre steigt in Österreich nicht entsprechend an. Die Verwandtschaft ist oft nicht greifbar oder kann die Pflege nicht übernehmen, daher wurden Spitalsentlassungen in den vergangenen Jahren komplizierter. Man merke eine wachsende Überforderung beim Umfeld der Patientinnen und Patienten, ist aus dem Gesundheitswesen zu hören. Und es komme vor, dass Angehörige für das Entlassungsmanagement einer Klinik plötzlich gar nicht mehr erreichbar seien. Den Patienten oder die Patientin könne man aber dann nicht einfach sich selbst überlassen.

Projekte sollen Entlastung bringen

Mehrere Bundesländer reagieren auf die Entwicklungen: Diesen Monat startete zum Beispiel in der Steiermark ein vorerst auf zwei Jahre befristetes Pilotprojekt im Landespflegezentrum Mürzzuschlag, das sich gleich neben der Klinik befindet. Das Angebot richtet sich dezidiert an Menschen, die sich nach einer Spitalsbehandlung noch nicht allein zu Hause versorgen können beziehungsweise auch nicht direkt auf Reha gehen können – vor allem nach schweren Infektionen, großen Operationen oder belastenden Therapien. In den 26 Betten sollen circa 300 Patientinnen und Patienten im Jahr gepflegt werden.

Auch in Wien wurde erst zu Jahresbeginn eine eigene Abteilung dieser Art geschaffen: Im Pflegehaus Leopoldstadt des Wiener Gesundheitsverbunds (Wigev) wird seit Anfang des Jahres die sogenannte Überleitpflege angeboten. Derzeit umfasst die Station 24 Betten und ist dezidiert für Patientinnen und Patienten aus dem Allgemeinen Krankenhaus (AKH) vorgesehen. Die Patientenbetreuung übernimmt das Team aus Ärztinnen, Pflegekräften und Therapeuten des Pflegehauses. Das Transferieren erfolgt laut Wigev relativ unbürokratisch und ohne Zusatzkosten.

Geldfragen spielen beim Übergang in den Pflegebereich auch eine Rolle: Den Spitalsaufenthalt deckt in der Regel die Versicherung zumindest weitgehend ab, bei Pflege ist ein Beitrag des zu Pflegenden fällig – je nach Bundesland wird das unterschiedlich gehandhabt.

Krankenhaus Pflege Patient Patientin 
Wenn Menschen das Krankenhaus nicht ohne Hilfe verlassen können oder zumindest vorübergehend nicht allein zu Hause leben können, braucht es eine Zwischenlösung.
APA/HANS KLAUS TECHT

In Kärnten wurde vergangenen Herbst kurzerhand der Selbstbehalt für Übergangspflege gestrichen und die maximale Dauer dieser Form der Betreuung, die dort in regulären Pflegewohnheimen stattfindet, von bisher 28 auf 42 Tage im Jahr erhöht.

Patientinnen und Patienten, die nur für eine Übergangszeit in ein Pflegeheim kommen, gibt es zwar schon jetzt oft, in den vorhin genannten neuen Übergangspflegeeinrichtungen soll dies aber mit weniger Aufwand verbunden sein. Außerdem zielen diese Einrichtungen darauf ab, die Selbstständigkeit wieder zu verbessern.

Übergangsexperten an den Kliniken

Im Land Salzburg gibt es wiederum in mehreren Spitälern verschiedener Träger diplomiertes Pflegepersonal mit eigener Zusatzausbildung für Übergangspflege, teilweise bereits seit 20 Jahren. Es wird möglichst früh hinzugezogen, erklärt Pflegewissenschafterin Claudia Bernhard-Kessler, die das Buch "Übergangspflege – Transitional Care" geschrieben hat, über das Ö1 vor wenigen Tagen berichtete.

Das Herzstück ist ein Termin zu Hause, noch während der Spitalsbehandlung: Die Pflegeexpertinnen vereinbaren mit Patienten, die wahrscheinlich Übergangspflege brauchen werden, einen "differenzialdiagnostischen Ausgang", der dazu dient, in den eigenen vier Wänden ganz individuell zu erörtern, wo es Probleme und wo es Ressourcen gibt. "Der Fokus liegt dabei immer auf der Hilfe zur Selbsthilfe", sagt Bernhard-Kessler.

Im Allgemeinen übernimmt in den meisten Krankenhäusern bei Personen, die nicht einfach entlassen werden können, das Entlassungsmanagement administrative Aufgaben, um Patienten in Pflegeheime oder mit Unterstützung mobiler Dienste zu entlassen. Dabei wird eng mit sozialen Diensten zusammengearbeitet, einen Termin, bei dem das Zuhause aufgesucht wird, von Pflegepersonal des Spitals noch vor der Entlassung umfasst das aber nicht.

Zu Hause ist es anders

Zum Teil wecke das gewohnte Umfeld ganz andere Fähigkeiten als im Krankenhaus oder im Pflegeheim sichtbar seien, sagt Bernhard-Kessler. Die Betreffenden werden in weiterer Folge bei der Entlassung begleitet, und wo nötig wird Betreuung für danach organisiert. Franziska Moser, Pflegedirektorin am Uniklinikum Salzburg, hält diese Art der Übergangspflege mit dem Ziel der Rückkehr ins selbstständige Leben für enorm wichtig. "Wir müssen auf das selbstständige Leben bis ins hohe Alter fokussieren", sagt Moser. Es werde sich personell nicht ausgehen, alle Menschen institutionell zu versorgen. Das Uniklinikum stockt derzeit den Übergangspflege-Expertinnen-Pool von zwölf auf 15 Personen auf.

Aber auch die Salzburger Landeskliniken (Salk) haben mit dem Phänomen der Patienten, deren Entlassung sich hinzieht, zu kämpfen. Als im Winter mehrere Viruswellen parallel die Spitäler belasteten, bezifferte man seitens der Salk die Zahl der "Langlieger", die damals Betten belegten, auf 150. Die Pläne für eine eigene Einrichtung für Übergangspflege sind weit gediehen. Allerdings wurde das Projekt vorerst auf Eis gelegt und ist nun für 2024 budgetiert. (Gudrun Springer, 25.8.2023)