Julian Reichelt telefoniert und lacht
Ex-"Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt lacht.
APA/TOBIAS STEINMAURER

Berlin – Der Axel-Springer-Verlag und der ehemalige "Bild"-Chef Julian Reichelt haben ihren Konflikt vor dem Arbeitsgericht beendet. Darauf hätten sich beide Seiten in einer außergerichtlichen Einigung verständigt, teilte der Berliner Medienkonzern am Dienstag mit. Reichelts Anwalt bestätigte dies gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, lehnte aber einen Kommentar dazu ab. Springer hatte im Frühjahr Vertragsverstöße durch Reichelt geltend gemacht und juristische Schritte eingeleitet. Das Management warf seinem früheren Top-Journalisten vor, dem Berliner Verlag ("Berliner Zeitung") vertrauliche Inhalte angeboten zu haben. In der Erklärung hieß es nun: "Julian Reichelt bedauert, Informationen an den Berliner Verlag übermittelt zu haben."

Noch im Juni war eine gütliche Einigung gescheitert. Während dies nun gelang, blieb offen, ob Reichelt wie von Springer gefordert eine Abfindung von zwei Millionen Euro zurückzahlen muss. Zudem hatte der Konzern auf eine Vertragsstrafe von rund 192.000 Euro gepocht, da Reichelt nach seinem Ausscheiden gegen Regelungen aus dem sogenannten Abwicklungsvertrag verstoßen habe. Beide Seiten äußerten sich dazu nicht.

Strafanzeige läuft weiter

Im Zuge der Einigung nimmt Springer die Klage und Reichelt die Widerklage vor dem Berliner Arbeitsgericht zurück. Der Medienkonzern kündigte zugleich an, notfalls rechtliche Schritte einzuleiten, sollte Reichelt künftig gegen die aktuelle Verständigung oder den Abwicklungsvertrag verstoßen. "Axel Springer begrüßt die außergerichtliche Einigung, da sie Kernanliegen der Klage erfüllt und eine womöglich langfristige gerichtliche Auseinandersetzung erspart." Derweil läuft eine Strafanzeige Springers gegen Reichelt wegen Betrugs weiter.

Reichelt war im Oktober 2021 von seinem Job entbunden worden. Nach einem Compliance-Verfahren im Frühjahr 2021 wegen des Vorwurfs des Machtmissbrauchs etwa gegenüber Frauen war er zunächst noch im Amt geblieben. Aber da er nach Ansicht des Verlags danach Privates und Berufliches nicht klar unterschied und eine Beziehung mit einer "Bild"-Mitarbeiterin hatte, trennte sich Springer vom langjährigen "Bild"-Chef. Reichelt hatte die Vorwürfe bestritten. (Reuters, 23.8.2023)