Cosplayerin auf der Gamescom 2023
Viele Fans zeigen durch schräge Verkleidungen, welche Spiele ihnen besonders gut gefallen. Das Publikum ist zunehmend weiblich.
REUTERS/JANA RODENBUSCH

Rund 350.000 Menschen werden ab dem 24. August für ein paar Tage Köln in die Gaming-Hauptstadt der Welt verwandeln. Die weltweit größte Videospielmesse, die Gamescom, ist in diesem Jahr in nahezu alter Stärke zurück. Wie wichtig das Medium und die Messe für den Standort ist, zeigt auch die Polit-Prominenz, beispielsweise in Form des deutschen Vizekanzlers und Wirtschaftsministers Robert Habeck (Bündnis 90 / Die Grünen), der am Donnerstag angesagt hat, mehrere Stationen auf der Messe besuchen zu wollen.

"Gaming ist ein Hobby, das sich durch alle Gesellschaftsschichten zieht," erklärt Niki Laber, Präsident des österreichischen Verbands für Unterhaltungssoftware (ÖVUS) dem STANDARD. 5,3 Millionen Österreicherinnen und Österreicher spielen laut einer aktuellen Studie, sei es auf Konsole, am PC oder an Smartphone. Die mengenmäßig größte Gruppe stellt die Bevölkerung 50+, sagt Laber, wobei "die Jüngeren schon intensiver spielen." Gaming ist weltweit zum Mainstream und zum Milliardenbusiness geworden.

Bunt gemischtes Publikum

Auf der Gamescom tummeln sich seit 2009 hunderttausende Games-Interessierte. Zum einen kann man die kommenden Weihnachtstitel erstmals probespielen und zum anderen ist die Stimmung vergleichbar mit einem Festival, bei dem aber eben nicht Rockbands, sondern Videospiele gefeiert werden. Viele kommen im Outfit ihrer Lieblings-Videospielfigur, andere tragen Gaming-Shirts, um zu zeigen, welche Games-Serie für sie wichtig ist. Von einer männlichen Dominanz auf solchen Messen ist seit Jahren nur noch wenig zu spüren. Viele Mädchengruppen finden sich genauso wie Familien oder Pärchen in den verschiedensten Konstellationen.

Besucher auf der Gamescom
Mit rund 350.000 Tickets wird die Gamescom nach der Pandemie wieder gut besucht sein.
AFP/INA FASSBENDER

Branchengrößen wie Microsoft nutzen die Veranstaltung natürlich auch gerne, um die eigenen Spiele ein letztes Mal vor dem für die Branche so wichtigen Weihnachtsgeschäft zu promoten. Das bestätigt auch Microsoft Xbox CMO Jerrett West im Gespräch mit dem STANDARD: "Wir sind da, wo die Gamer sind." Nochmal groß die Werbetrommel für den Millionen-Blockbuster "Starfield" zu rühren, der nächste Woche erscheint, das kann sich der US-Konzern nicht entgehen lassen. 4500 Quadratmeter füllt der Tech-Riese Microsoft in diesem Jahr mit Präsentationen und einem interaktiven Museum.

Microsofts Stand
Microsoft hat 4.500 Quadratmeter Fläche gebucht, um unter anderem den kommenden Blockbuster "Starfield" zu bewerben.
IMAGO

Auch andere sind gekommen. Der japanische Branchenveteran Nintendo etwa oder auch der französische Spielhersteller Ubisoft. Hinzu kommen zahlreiche Firmen aus China, die vor allem im Mobile-Gaming-Bereich das Feld immer mehr dominieren und Hardware-Hersteller wie Nvidia oder Nacon. Hinzu kommen Ländervertretungen, die auf Gemeinschaftsständen mehrere Studios eines Landes vereinen. Auch Österreich ist wie fast jedes Jahr mit solch einem Stand vertreten. "Die Gamescom als größte Videospielmesse ist eine tolle Gelegenheit für österreichische Spieleproduzenten, ihre Spiele einem internationalen Publikum zu präsentieren," erklärt Laber vom ÖVUS. In Österreich würden tolle Videospiele entstehen und vielfach "tragen österreichische Studios zu internationalen Top-Produktionen Know-How bei," was vielen gar nicht bewusst sei.

Spillover-Effekte

Die Videospielbranche boomt seit Jahren. Vor allem Corona hat unter anderem den Verkauf von Konsolen und PCs ordentlich angekurbelt. "Während Corona haben wir gesehen, welche positiven Auswirkungen Games haben", erklärt Laber. "Spiele waren eine Ablenkung von der Alltagsroutine der Pandemie und für viele eine Möglichkeit, Freunde online zu treffen, als physische Treffen aufgrund der Kontaktbeschränkungen nicht möglich waren."

Stand von Giants Software
Giants Software, das Unternehmen hinter dem "Landwirtschaftssimulator", wertet den eigenen Stand mit einem Traktor auf.
IMAGO/Rolf-Peter Stoffels

Die Gamescom musste wegen der Pandemie zwei Jahre Pause machen und kam im Vorjahr vorsichtig zurück. Weniger Aussteller und weniger Publikum ließen punktuell Zweifel aufkommen, ob die Messe an alte Glanzzeiten anschließen könne. Auch Absagen in diesem Jahr – darunter Sony Playstation, Electronic Arts oder auch Capcom – lassen tatsächlich manche Halle etwas luftiger wirken als früher. Ein ausverkauftes Wochenende lässt aber kaum Zweifel daran, dass die Gamerinnen und Gamer wieder Lust auf ein solches Games-Festival haben.

Auch die Politik wird die Relevanz der Branche in diesen Tagen mehrfach betonen. Abseits von dem Auftritt von Habeck wird am Donnerstag eine Diskussionsrunde zum Thema "Spillover-Effekte" stattfinden. Eine hochrangige Runde aus Politik und Games-Branche wird dort darüber sprechen, wie Games-Technologien in anderen Industrien Verwendung finden können. Der Innovationskraft dieser nicht mehr ganz so jungen Branche sind sich nämlich mittlerweile viele Entscheidungsträger – auch in Deutschland – sehr bewusst. (Alexander Amon aus Köln, 23.8.2023)

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Flug, Unterkunft und Teilnahme an der Gamescom wurden vom ÖVUS finanziert.