Junger Mann, untere Gesichtshälfte, mit Schnurrbart mit gezwirbelten Enden
Prostatakrebs ist eine der größten gesundheitlichen Bedrohungen für Männer. Um darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig Vorsorge ist, lassen sich viele Männer im November ("Movember") einen Schnurrbart wachsen.
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Die Prostata steht im Fokus der Männergesundheit. Ähnlich wie der Brustkrebs für die Frau, ist Prostatakrebs nämlich eine der größten gesundheitlichen Bedrohungen für Männer weltweit. Deshalb gibt es umfassende Vorsorgeprogramme und Kampagnen. Der ganze November ("Movember" – eine Kombination aus dem französischen "moustache", deutsch: Schnurrbart, und "November") steht im Zeichen der Vorsorge. Und tatsächlich kann man lokal begrenzte Fälle, die man rechtzeitig entdeckt, oft erfolgreich behandeln. Die Aussichten für Männer mit metastasierendem Prostatakrebs sind leider weniger positiv.

Doch die neue Studie eines internationalen Forschungsteam, unter der Leitung der Med-Uni Wien, die vor kurzem im renommierten Fachjournal "Molecular Cancer" veröffentlicht wurde, könnte die Zukunft der Prostatakrebsbehandlung revolutionieren.

Das Team aus Forschenden hat einen zentralen zellulären Signalweg identifiziert, der für das Wachstum und die Ausbreitung von Prostatakrebs verantwortlich ist. Im Mittelpunkt steht dabei das Protein STAT3, das durch das Protein Interleukin 6 (IL6) aktiviert wird. Frühere Forschungen hatten bereits gezeigt, dass IL6 in Verbindung mit der Progression von Krebserkrankungen steht. Die neue Studie geht jedoch tiefer und zeigt, dass STAT3 und IL6 im Prostatakarzinom anders interagieren als in anderen Tumoren.

"Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass eine dauerhafte Aktivierung von STAT3 die Entstehung und Ausbreitung von Prostatakrebs verhindern kann. Wenn jedoch der Signalweg zwischen STAT3 und IL6 unterbrochen wird, kann dies zu einem massiven Tumorwachstum und zur Bildung von Metastasen führen", erklärt Studienleiter Lukas Kenner, Pathologe und Krebsforscher an der Med-Uni Wien.

Stoffwechsel wie Diabetiker

Ein weiterer Durchbruch der Studie ist die Entdeckung, dass die Aktivierung von STAT3 in der Prostata zu einem erhöhten Vorkommen von Zellbestandteilen führt, die den Zuckerstoffwechsel regulieren. Diese Zellbestandteile, bekannt als LKB1/pAMPK, stehen in Verbindung mit Diabetes mellitus Typ 2. Sie blockieren bestimmte Krebsmoleküle, insbesondere mTOR und CREB, und hemmen somit das Tumorwachstum.

Beim Versuch, diese Erkenntnis zu nutzen, hat sich Metformin, ein gängiges Diabetes-Medikament, als besonders wirksam erwiesen. Es kann das Fortschreiten von STAT3-positivem Prostatakrebs signifikant verlangsamen. Interessanterweise drosselt Metformin das Krebswachstum möglicherweise auch indirekt. Im Gegensatz zu anderen Antidiabetika, wie den Sulfonylharnstoffen, erhöht Metformin nämlich den Insulinspiegel im Körper nicht. Dies ist besonders relevant, da ein erhöhter Insulinspiegel mit einem beschleunigten Tumorwachstum in Verbindung gebracht wird.

"Die Tatsache, dass Metformin bereits auf dem Markt ist, bedeutet, dass wir potenziell schneller neue Behandlungsstrategien für Patienten mit STAT3-positivem Prostatakrebs entwickeln könnten", betont Kenner. Er fügt hinzu: "STAT3-positiver Prostatakrebs weist einen Stoffwechsel auf, der Typ 2-Diabetes sehr ähnlich ist. Unsere Forschungsergebnisse könnten daher in absehbarer Zeit zu neuen Behandlungsmöglichkeiten führen."

In Österreich ist Prostatakrebs seit 1994 die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Die meisten Fälle sind lokal begrenzt und gut therapierbar. Doch für die 20 Prozent der Patienten, die metastasierenden Prostatakrebs entwickeln, könnte diese neue Forschung lebensrettend sein. Es bleibt zu hoffen, dass weitere Forschungen und klinische Studien diese vielversprechenden Ergebnisse bestätigen werden. (Pia Kruckenhauser, 24.8.2023)