Es ist eine Kehrtwende, die für viele überraschend kommen dürfte. Nachdem Apple jahrelang Lobbying gegen ein "Recht auf Reparatur" betrieben hat, ändert der iPhone-Hersteller seine Haltung zu dem Thema nun komplett und stellt sich hinter eine entsprechende Gesetzesvorlage in Kalifornien. Die Chancen, dass die "SB 244" genannte Gesetzesvorlage Umsetzung findet, sind damit stark gestiegen.

Begeisterung

Entsprechend begeistert sind die Reaktionen bei jenen, die solch ein Recht schon seit Jahren fordern. "Es fühlt sich an, als ob damit die 'Berliner Mauer' der Reparaturmonopole zu bröckeln beginnt", findet Kyle Wiens vom Reparaturdienstleister iFixit deutliche Worte. Dieser war es auch, der die Richtungsänderung bei Apple als Erster verkündete.

Ein geöffnetes iPhone ist zu sehen
Apple unterstützt nun das Recht auf Reparatur.
Apple

Es war nicht zuletzt der Widerstand von Apple, der einem Beschluss der seit Jahren diskutierten Gesetzesvorlag bis zuletzt im Weg stand. Zwar betreiben auch andere Unternehmen Lobbying gegen entsprechende Bestrebungen, gerade in Kalifornien kommt dem iPhone-Hersteller aber natürlich eine besonders große Rolle zu. Ist man doch einer der größten Arbeitgeber in dem US-Bundesstaat.

Alles wie immer?

In einer Stellungnahme gegenüber "The Verge" bestätigt Apple die Kehrtwende, will diese aber natürlich nicht als solche verstanden wissen. Man lege bei der Produktentwicklung generell viel Wert auf die Langlebigkeit und die Möglichkeit der Reparatur. Mit der Unterstützung für das neue Gesetz sollen Kundinnen und Kunden künftig noch mehr Optionen für eine einfache Reparatur zur Verfügung stehen.

Diese Darstellung steht in einem gewissen Widerspruch zur Einschätzung von Reparaturexperten. Diese hatten Apple über die Jahre immer wieder scharf kritisiert. Hat Apple doch wie kein anderer Hersteller allerlei technische Hürden eingeführt, die einen Austausch mit "nicht autorisierten" Komponenten aber auch durch nicht lizenzierte Reparaturdienstleister verhindern sollten. Als Grund verwies man dabei immer auf das Thema Sicherheit, gleichzeitig sicherten diese Regeln aber natürlich ein nettes Nebengeschäft.

"Mekka für Hacker"

Diese Überlegungen waren es auch, die Apple bisher gegen ähnliche Gesetzgebungen rund um die Welt aktiv werden hat lassen. So warnte man etwa vor ähnlichen Plänen für ein "Recht auf Reparatur" in Nebraska mit der Formulierung, dass der US-Bundesstaat damit zu einem "Mekka für Hacker" würde.

Gleichzeitig muss betont werden, dass Apple seine Position zuletzt bereits schrittweise aufgeweicht hat. Erstens sind aktuelle Geräte des Unternehmens deutlich einfacher reparierbar als frühere Hardwaregenerationen. Zudem hatte man ein Selbstreparaturprogramm gestartet, in dessen Rahmen auch normale Nutzer Zugriff auf passende Ersatzteile und Tools bekommen.

Anpassungen

Dass Apple nun der Gesetzesvorlage in Kalifornien zustimmt, dürfte, neben der Erkenntnis, dass dieser Kampf nicht mehr zu gewinnen ist, aber auch an diversen Anpassungen gegenüber früheren Entwürfen liegen, die nicht zuletzt Apples Sicherheitsbedenken ausräumen sollten. So müssen nicht vom Hersteller lizenzierte Reparaturdienstleister diesen Umstand gegenüber den Kunden ausweisen und dabei auch schriftlich festhalten, welche nicht originalen Komponenten verwendet wurden.

Weltweiter Trend

Das Thema "Recht auf Reparatur" hat auch außerhalb der USA in den vergangenen Jahren deutlich Fahrt aufgenommen. Grund dafür sind nicht zuletzt Umweltschutzüberlegungen und der Versuch, dafür zu sorgen, dass elektronische Geräte länger genutzt werden können. Auch in der EU gibt es entsprechende Bestrebungen, die zum Teil mit konkreten Vorschriften für die Hersteller einhergehen. So will die EU etwa alle Anbieter von Smartphones oder Laptops dazu zwingen, Akkus künftig (wieder) einfach durch die Nutzer tauschbar zu machen. (apo, 24.8.2023)