EIne Bohrstelle in Texas, wo Kohlenwasserstoffe aus dem Boden geholt werden. Im Hintergrund eine Tankstelle.
Die Zahl der aktiven Bohrstellen, an denen Gas gefördert wird, ist in den USA zuletzt gesunken – eine Folge des Überangebots und der niedrigen Preise.
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Betreiber von Verladeterminals für verflüssigtes Erdgas (LNG) arbeiten in den USA schon seit längerem auf Anschlag. Auch wenn mehr LNG nach Europa und Asien verschifft werden könnte – die dutzenden geplanten oder in Bau befindlichen neuen Verladestationen stehen noch länger nicht zur Verfügung und bremsen so indirekt die Produktion von weiterem Gas.

Das sei einer von zwei Gründen, warum die Zahl der aktiven Bohrlöcher in den USA zuletzt gesunken sei, sagt Gerald Grohmann, Chef des Ölfeldausrüsters Schoeller-Bleckmann (SBO), dem STANDARD. Ein weiterer Grund sei, dass Investoren, die das mit Bohren nach Kohlenwasserstoffen verdiente Geld bisher immer wieder in neue Projekte gesteckt hätten, umgedacht hätten.

Ausgabendisziplin

Grohmann spricht von "spending discipline", Ausgabendisziplin, die Einzug gehalten habe. Investoren wollten Erträge auf ihr investiertes Kapital sehen. Gas sei in den USA billig wie schon lange nicht, der lokale Markt gut versorgt und die Exportmärkte wegen noch nicht zur Verfügung stehender zusätzlicher Verladekapazitäten im Moment nicht stärker bedienbar. "Das wird sich ändern, dann werden wir wieder ein Ansteigen der Zahl der Gas-Rigs sehen", ist Grohmann überzeugt.

Das schwächere US-Geschäft sei bei SBO im ersten Halbjahr durch den Boom im Rest der Welt mehr als kompensiert worden. Der Auftragseingang des in Ternitz (Niederösterreich) ansässigen Unternehmens hat bis Juni um zehn Prozent auf knapp 300 Millionen Euro zugelegt. Der Umsatz stieg um rund ein Drittel auf 294,7 Millionen Euro, das Betriebsergebnis (Ebit) war mit 55,4 Millionen Euro um 24 Prozent höher als im Vergleichszeitraum 2022.

SBO fokussiert sich auf Wasserstoff

Grohmann, der Ende 2023 nach 22 Jahren an der Spitze von SBO abtritt und an Klaus Mader bzw. Campbell MacPherson übergibt, sieht die Nachfrage nach Öl und Gas noch lange nicht abreißen. Dennoch hat er die Weichen so gestellt, dass SBO à la longue nur mehr die Hälfte des Umsatzes im Bereich fossiler Energien erwirtschaften wird, die andere Hälfte mit Green Technology, grünen Technologien, zu denen auch Wasserstoff gehört.

"Wir werden nie selbst Wasserstoff und auch keine Wasserstoffderivate herstellen, so wie wir auch kein Öl und kein Gas selbst produzieren", sagt Grohmann. "Wir werden spezielle Komponenten liefern und halten Ausschau nach einem passenden Übernahmekandidaten." (Günther Strobl, 25.8.2023)